Bin selbst seit über 20 Jahren in der Alten- und Krankenpflege beschäftgt- und finde noch immer, dass ich einen der interessantesten, aber auch einen der psychisch belastendsten Berufe gewählt habe!
Habe auch in so gut wie allen Altenhilfe-Bereichen gearbeitet und aufgrund der oft unerträglichen Arbeitsbedingungen in den Heimen bin ich seit 5 Jahren wieder in der ambulanten Pflege gelandet.
Meiner Meinung nach gibt es eine ganz einfach Formel für die Berechnung eines guten Heimes:
Anzahl der Pflegebedürftigen eines Wohnbereiches geteilt durh Anzahl der Mitarbeiter
Dabei ist es dann auch fast nicht mehr wichtig, ob ALLE MA ein Examen haben.
Was nutzen dem Bewohner 3 Examinierte auf Station, wenn diese Beiden für 45 Bewohner zuständig sind???
Dann doch lieber 1 Examinierte und 4 angelernte "Hilfen"
Die übelsten Erfahrungen habe ich in konfessionsgebundenen Einrichtungen gemacht- der dort herrschende Heiligenschein ....na Danke!
Die besten Erfahrungen habe ich in Einrichtungen gemacht, wo sich Menschen zusammen getan haben um etwas Neues/ Anderes auszuprobieren: Wohngemeinschaften, Mehr-Generationen-Häuser, anthroposophisch-orientierte Einrichtungen etc.
Ich wünsche mir, dass Deutschland sich ein Beispiel an den Niederlanden nimmt, wo eine hochwertige ambulante Versorgung flächendeckend aufgestellt ist und es kaum noch "Verwahranstalten" für alte Menschen gibt.
Dennoch: es gibt unbestritten Krankheitsverläufe, wo man einfach nicht um eine Heimunterbringung herum kommt!
Lieber in einem Heim leben als von überforderten (!!!) Angehörigen zu hause misshandelt zu werden, wobei ich hier auch Verwahrlosung als Misshandlung betrachte.
Vielleicht noch ein Tip aus der Praxis für diejenigen, die sich für ein Heim entscheiden:
Geht unangemeldet nachmittags/ oder zur Abendbrot-Zeit hin ( einfach sagen " Ich suche Frau xy" ) und guckt, wie viel Zeit den Bewohnern zum Essen bleibt, wie die Atmosphäre ist, wie viele Mitarbeiter dort herum laufen, sind die Zimmertüren offen? Finden Gespräche statt? Wird vorm Betreten des Bewohnerzimmers angeklopft? Wie werden die Mmedikamente verteilt?
Leider lassen sich viele Angehörige von toll gestalteten Eingangsbereichen und Essräumen blenden- es nutzt dem Bewohner die Designer-Ledercouch nichts, wenn niemand da ist, der sich mit ihm auch mal dort niederlässt zum Gespräch.
Puh, das ist jetzt lang geworden, aber ich bin halt (auch nach 20 Jahren) noch immer nicht abgestumpft ;o)