Wenn du zwei Fragen hast, dann stelle bitte künftig auch zwei Fragen. Zu deiner 2. Frage über Korallen- und Atollinseln habe ich neulich etwas gelesen, dass diese tatsächlich mit in die Höhe wachsen. Ich werde mal suchen, ob ich den Artikel noch finde.
Deine erste Frage lässt sich aber leicht beantworten. Sieh dir dieses Diagramm bei Wikipedia an.
https://de.wikipedia.org/wiki/Meeresspiegelanstieg_seit_1850#/media/Datei:Sealevel-rise_1870-2009_de.svg
Von 1870 bis 1945 ist der Meeresspiegel um 10 cm angestiegen. Das ging nahezu linear, also jedes Jahr um 1,3 mm. Von 1945 bis 2010 ist der Meeresspiegel um weitere 13 cm gestiegen. Auch dieser Phase lief nahezu linear ab, also jedes Jahr 2,0 mm.
Die letzten Jahre gab es noch einmal eine Beschleunigung.
https://de.wikipedia.org/wiki/Meeresspiegelanstieg_seit_1850#/media/Datei:NASA-Satellite-sea-level-rise-observations.jpg
Von 1992 bis 2021 ist der Meeresspiegel um 95 mm angestiegen, also 3,2 mm im Jahr.
Wenn wir also sagen, durch den Klimawandel wird die Inselgruppe X in 50 Jahren untergehen, bedeutet dies einen Anstieg der Meeresspiegel um 50 Jahre * 0,32cm/Jahr = 16cm. Ohne den Klimawandel würde es 16cm/0,13cm/Jahr = 123 Jahre dauern; es sei denn der Anstieg der Meeresspiegel würde sich künftig deutlich beschleunigen.
Hast du das verstanden?
Ich habe hier einen interessanten Artikel gefunden, der genau zu deiner Frage passt.
https://eike-klima-energie.eu/2020/06/29/wie-schnell-steigt-eigentlich-der-meeresspiegel/
Wie steht es um die kleinen Inselgruppen, von denen wir immer hören, dass sie im Meer versinken? Eine aktuelle Analyse der verfügbaren Daten, die 30 Atolle im Pazifik und im Indischen Ozean mit zusammen 709 Inseln abdecken, zeigt, dass kein Atoll Landfläche verloren hat und dass 88,6 Prozent der Inseln entweder stabil blieben oder an Fläche zunahmen, während nur 11,4 Prozent schrumpften.
Die Landfläche von Tuvalu ist einer Studie zufolge von 1971 bis 2014 um 73 Hektar beziehungsweise 2,9 Prozent gewachsen. Und das, obwohl im gleichen Zeitraum der Meeresspiegel um Tuvalu um 3,9 Millimeter pro Jahr, also überdurchschnittlich, gestiegen ist. Um Fidschi brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Das ist ein Paradies aus Vulkaninseln und durchaus zum Bergwandern geeignet.
Und Kiribati? 2015 gab der Präsident bekannt, 2020 würde man mit der Evakuierung der Bevölkerung beginnen. Man fragt sich allerdings, warum. Einer Studie zufolge hat der südliche Teil von Tarawa, wo mehr als die Hälfte der Einwohner von Kiribati lebt, an Landmasse gewonnen und ist innerhalb von 30 Jahren um fast 20 Prozent gewachsen. Der zumeist unbewohnte Norden des Atolls ist der Untersuchung zufolge weder geschrumpft noch größer geworden.
So richtig verwunderlich ist es eigentlich nicht, dass von untergehenden Inseln keine Rede sein kann. Zum einen passen sich flache Atollinseln an den Meeresspiegel an. Forscher vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT) haben das am Takuu-Atoll untersucht.
„ Unsere Daten lassen keine Rückschlüsse darauf zu, dass sich der Anstieg des Meeresspiegels bei den Takuu-Inseln in den letzten 70 Jahren negativ bemerkbar gemacht hat“, sagt der Geologe Thomas Mann . Der Grund: „Die Inseln sind gesäumt von lebenden Korallen, die sich sozusagen in einem Wettlauf mit dem Meeresspiegel befinden. Korallen können bis zu 20 cm pro Jahr in die Höhe wachsen, ganze Korallenriffe immerhin noch etwa 8 mm im Jahr, also durchaus schneller als der derzeitige Meeresspiegelanstieg.“
Zum anderen ist der Anstieg des Meeresspiegels keineswegs so rasant, wie oft suggeriert wird. Laut IPCC sind die Meeresspiegel global zwischen 1902 und 2015 um 16 cm gestiegen. In den letzten Jahren hat das Tempo zugelegt und wird nun mit rund 3,3 cm pro Jahrzehnt angegeben. Ob das wirklich so ist, ist jedoch fraglich. Zumindest ist es erklärungsbedürftig, warum just zu dem Zeitpunkt, als die Satellitenmessung eingeführt wurde, nämlich 1993, der jährliche Anstieg sich von 1,5 mm auf 3,6 mm erhöhte? Überhaupt kann man bei der Ermittlung dieser Werte nur sehr bedingt von einer Messung reden. Es ist eher eine komplexe Berechnung mit diversen Korrekturfaktoren, die im Grunde „eine Wissenschaft für sich“ ist.