Früher hätte ich bei solchen Fragen vorweg geschickt, dass ich mit meiner Antwort nicht wie ein alter Mann klingen will, aber inzwischen bin ich einer und es wird Jahr für Jahr unglaubwürdiger, das noch verleugnen zu wollen. Also meine Antwort, in der Hoffnung, dass das nicht "creepy" rüberkommt:

In unserer Ehe habe ich das so erlebt, dass solche kleinen Gesten den Unterschied zwischen einem "nur" hektischen und einem stressigen, unerträglichen Alltag ausmachen können. Beispiel: Der Nachwuchs war kaum eingeschlafen, wir Eltern hatten fünf Minuten Zeit bis zum nächsten Termin (Spätschicht, Elternabend, Pflegschaftssitzung, emotionalen Beistand in alle Richtungen leisten, Renovierungshilfe bei Freunden usw.), da war man im Bad für jede helfende Hand dankbar! Das mag schlüpfrig klingen, aber es ist nicht so gemeint. Es beruht auf Gegenseitigkeit. Wir kontrollieren einander auch auf Hautveränderungen, waschen unerreichbare Stellen, verteilen Hautmilch und dabei vielleicht noch eine sanfte Massage, während die andere Person beschäftig ist mit Abschminken oder eine Nachricht ins Handy diktiert oder noch die Assistenz der Geschäftsleitung am Telefon hat. Es sind diese Kleinigkeiten, diese Verbindung aus dem weltlich-notwendigen und dem sinnlich-reizvollen, die einen daran erinnern, dass man trotz aller Umstände und Konflikte und Weltuntergangsszenarien doch füreinander da ist und eine Menge Liebe für die andere Person verspürt.

Insofern könnte es sein, dass so ein Gefühl wie deines, das von dir Beschriebene unbedingt einmal machen zu wollen, tief im Menschen angelegt ist. Es kommt eben auf ein Gleichgewicht von Geben und Nehmen an - beides kann Freude bereiten. Die einen Paare finden das Beschriebene besonders schön, andere finden andere Gemeinsamkeiten, die besonderen Reiz für sie besitzen und einen eigentlich belanglosen, vielleicht sogar ekligen Aspekt der Körperlichkeit zu einer lustvollen Gemeinsamkeit erheben. Auch das ist dann gut und richtig.

Wenn du den beschriebenen Wunsch bei der richtigen Person ehrlich kommunizierst, wirst du der Sache schnell näherkommen. Es wirkt auf mich keinesfalls exotisch. Es ist allerdings möglich, dass du selbst daran das Interesse verlierst, sobald du es einige Male ausprobieren konntest. Es kann auch sein, dass im Laufe der Jahre ein Partner es mehr zu schätzen weiß als ein anderer, denn Menschen sind alle verschieden. Das ist dann nicht deine Schuld.

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Kann man mal essen

Die inszenierten Glaubenskriege darum machen manchmal Spaß, aber falls man das inhaltlich ernst meint, kann ich es nicht nachvollziehen. Es ist einerseits reine subjektive Geschmackssache, und andererseits kulturell geprägt. Und klar: Die eigene Kultur verteidigen Primaten wie der Mensch im Zweifelfall eben bis aufs Blut, egal, ob das nun inhaltlich Sinn ergibt oder nicht.

Ananas aus der Dose waren in der alten vermufften Bundesrepublik Deutschland gefühlt ein Ausflug in die unerreichbare Welt der endlosen Südseestrände. Ein Kontrast zum Schwefelsäure-Kohlenstaub-Smog und den Tetraethylblei-Abgaswolken der Wirtschaftswunderjahre. Ananas aus der Dose war und ist ein standardisiertes Welthandelsprodukt, berechenbar, unverwüstlich, keine Experimente.

Und so landete Dosen-Ananas beim Käseigel, auf Toast Hawaii oder, gleich auf mehrfache Weise exotisch, auf Pizza! Das ist absolut nicht mit dem Geschmack echter, frischer Ananas zu vergleichen, und darum ging es auch nicht, das war Ausdruck eines Lebensgefühls. Insofern bin ich persönlich mit dem Geschmack als etwas Besonderem, Feierlichen und Ausgelassenen aufgewachsen. Aber wenn man das nicht so erlebt hat und es nicht mit besonderen Gefühlen besetzt ist, bewertet man das nun einmal anders. Darum: Im Sinne der alten Zeiten gibt es bei uns ab und zu gerne mal eine Pizza Hawaii. Ernsthafte Kulinarik ist das nicht.

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Anderes: Bartwachstum

Alles, was in dieser Gutefrage-Umfrage als Auswahlmöglichkeit für M gilt, hat mich nicht interessiert und war kein Problem. Ich bin aber auch Ü50 und nicht die Zielgruppe. "OK Boomer!" darf man jetzt antworten.

Für mich war aber das beginnende Bartwachstum ein Thema. Jegliche andere Körperbehaarung war für mich in der Zeit meines Aufwachsens normal. Ich kann mich erst in der Studienzeit in den Neunzigerjahren daran erinnern, rundherum glatt rasierte Menschen regelmäßig gesehen zu haben. In den Siebzigern und Achtzigern waren wir in Verein, Badesee, Sauna usw. regelmäßig unter ganz oder halb Nackten jeden Geschlechts und jeden Alters, so dass mir bezogen auf körperliche Entwicklung beim Aufwachsen nie etwas besonderes auffiel. Die Sehgewohnheiten waren durch Beobachtung der Realität geformt und man wusste aus Erfahrung, das es eine Bandbreite an körperlichen Erscheinungen und Mustern gibt.

Mit Unbehagen erinnere ich mich an den beginnenden ersten Bartwuchs im Alter von 14 oder 15 Jahren. Das war unangenehm, weil ich üblicherweise als "Milchbubi" bezeichnet wurde. Versteht man dieses Wort heute noch? Es war nicht freundlich gemeint, aber für mich war es eine stimmige Beschreibung, denn ich fühlte mich emotional kindlich und dazu passte ein Bartflaum so gar nicht. Also wollte ich den loswerden, aber wusste nicht, wie ich an einen Rasierer kommen sollte. Das Rasiermesser von meinem Vater war im abgeschlossenen Badezimmerschrank verwahrt. Mir war das Thema auch so peinlich, dass ich mich nicht traute, meine Eltern oder andere Erwachsene um Rat zu fragen. Einen Drogeriemarkt mit Selbstbedienung gab es bei uns noch nicht, man hätte in ein muffiges Fachgeschäft mit einem humorlosen, bekittelten Betreiberpaar gehen müssen, und eher wäre ich gestorben, als da um Beratung zu bitten. Ich hätte auch nicht gewusst, was das kostet, und ob das angesparte Taschengeld dafür reicht, oder ob ich erst noch jobben hätte gehen müssen, um nicht mit zu wenig Geld im Laden zu stehen und noch dümmer und unreifer zu wirken als ohnehin schon. Alles große Probleme für einen "Milchbubi".

Das Unbehagen mit dem eigenen Äußeren war eine Belastung, die erst endete, als man mir zum Geburtstag einen Elektrorasierer schenkte - mein Onkel war in die Bresche gesprungen. Ob es der 16. oder der 17. Geburtstag war, weiß ich gar nicht, die Phase des stillen Horrors, in der sich der Flaum Woche um Woche zu einem unpflegbaren Stoppelbart verfestigte, schien jedenfalls ewig zu dauern, aber mit 17 war sogar ich schon aus der "Milchbubi"-Phase herausgewachsen, es müsste also der 16. gewesen sein. Am folgenden Tag ging ich glatt rasiert und erleichtert in die Schule und fühlte mich endlich gepflegt und ab dann auch etwas selbstbewusster.

Um der Frage in den Kommentaren zuvorzukommen: "Und der Stimmbruch?" Vor dem habe ich mich gefürchtet. In der Schule hatten wir vieles über biologische Fakten der Pubertät gelehrt bekommen. Trotzdem wusste ich nicht, was genau der Stimmbruch sein sollte, aber es schien so, als wäre das eine erniedrigende Sache. In Jugendbüchern oder Zeitschriften wurde das Thema lächerlich gemacht, "seine Stimme kiekste mitten im Referat und die Mädchen lachten ihn aus" oder "beim Singen brach seine Stimme, und darum musste der den Chor und damit seine Freunde verlassen", und das war ein grauenvoller Gedanke. Aber in meinem realen Umfeld konnte ich nie feststellen, wann dieser katastrophale Stimmbruch denn nun stattfand. Gewiss, die Stimmen änderten sich im Laufe der Pubertät, aber das lief in meiner Wahrnehmung ganz folgerichtig ab und passte zur körperlichen Entwicklung insgesamt, also nicht so, wie es in den Geschichten beschrieben worden war. Es entwickelte sich in mir ein Misstrauen gegenüber Schreiberlingen gemischt mit Selbstzweifeln an meiner eigenen Wahrnehmung: Entweder achteten die Autoren bei ihren Beobachtungen auf andere Details bei Menschen als ich, und ich war also unnormal. Oder sie verhielten sich unnötig gehässig gegenüber einem natürlichen Vorgang, um aus dieser Gehässigkeit Spannung und große Gefühle für Geschichten zu erzeugen, um sie verkaufen zu können. Und nicht, um aufklärend und sachlich zu wirken, wie ich es in Büchern bevorzuge.

Bei in der Literatur ebenfalls sagenumwobenen Aspekten wie dem ersten Samenerguss war es ähnlich. Die Furcht davor und das allgemeine Lächerlich- und Verächtlichmachen des Wortes und des Vorgangs war viel größer als meine späte Erkenntnis, dass damit etwas schon längst bekanntes gemeint war.

Im Vergleich zu damals scheinen sich heute Nacktheit und Körperlichkeit zum Tabu zu entwickeln. In den Siebzigern waren reichliche Körperbehaarung und wallendes Haupthaar modisch. Wie auch die selbstverständliche Intim- und Achselbehaarung, die sich seitdem zum mit Ekel behafteten No-Go entwickelt zu haben scheinen, während Tätowierungen immer üblicher werden, was ich umgekehrt gar nicht mag. Zum Glück wird heute über vieles andere ausführlicher und freier gesprochen und darum gerungen. So ändern sich die Zeiten und entstehen und verschwinden modische Strömungen und Sehgewohnheiten bezogen auf Körperlichkeit. Ich bin gespannt, wohin die Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten noch geht.

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Nein

Nein. Das Problem ist nicht die Jahreszahl. Und die Folgen unserer Irrwege, unseres Nichtstuns oder der Fehler der Vergangenheit machen nicht an willkürlich durch einen Kalender bestimmten Jahresgrenzen Halt. Vor wenigen Jahren, als einige Prominente gestorben waren, sagten auch viele, hoffentlich ist dieses schlimme Jahr bald vorbei. Das hilft nichts.

Selbstverständlich wird es einzelne Sachen geben, die besser werden. Aber die Menschen haben in ihrer Gesamtheit die Ressourcen der Erde in wenigen Jahrhunderten sinnlos verballert, daraus Müll und Gift hergestellt und überall verteilt und Lebensräume zerstört. Komplizierte Regeln und ungleich verteiltes Geld lassen kaum noch Spaß im Leben zu, sind aber zum Aufrechterhalten des Bestehenden unverzichtbar. Die Temperatur steigt durch den Treibhauseffekt jedes Jahr mehr an, die Chaosenergie in der Atmosphäre steigt, bis wir eines Tages vertrocknen oder von Wirbelstürmen weggeweht werden oder einfach verhungern und einander aus Not töten, weil es entweder zu viel oder gar kein Wasser mehr gibt an vielen Orten, und es keine Landwirtschaft mehr geben kann unter so instabilen Voraussetzungen.

Es gibt noch viel zu lernen und zu erfahren. Vielleicht mal was, das das Leben langfristig angenehmer und sinnvoller macht? Es gibt viel Raum für Verbesserungen. Nicht immer die großen Umwälzungen herbeisehnen, die großen Jahreswechsel mit Knall und Bumm, sondern die tägliche, kleine Veränderung.

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Den passenden Kandidaten wurde zu geeignetem Zeitpunkt unter großem Getue eine Explosionszeichnung im Format DIN-A0 ausgehändigt. Bis zum nächsten Morgen ständig am Mann zu tragen unter Beachtung des Rauchverbots wegen der Explosionsgefahr. Abgebildet eine angeblich typische, im Verfügungsraum neben der Werkstatt gelagerte Vakuumdruckflasche mit Maximierventil, die als gefährlich erkennbar sein sollte an ihrer Klarlackierung. Alles selbstverständlich als Top Sekret (sic) gestempelt.

Arbeitsauftrag für den nächsten Tag: Die "Flasche" zum Meister drei Hallen weiter tragen (keinesfalls rollen, Erschütterungen!), ohne dass was kaputt geht. Nach Abschluss dieser, wie erwartbar nicht ganz so geheimen, Mission gab es zur Belohnung einen Kasten "Schweres Wasser" mit Kohlensäure.

Ach ja, die alten Zeiten.

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Bei uns waren einige aus der Grundschulklasse in die gleiche weiterführende Schule gewechselt, und als wir mal alle einen Tag frei hatten (Lehrerausflug oder so) haben wir uns verabredet, uns auf dem Grundschulhof ganz klein gemacht und in die Reihe mit der Klasse unserer früheren Klassenlehrerin gestellt, die teilweise jüngere Geschwister von uns waren. Ich weiß nicht, ob sie uns wirklich nicht sofort gesehen hat oder nur das Spiel uns zuliebe mitgespielt hat, es gab jedenfalls ein großes Hallo, als wir uns dann aufrecht hinstellten. Das war spaßig, aber wir haben es nur das eine Mal durchgezogen. Über die Geschwister hat man die alten Lehrerinnen ab und zu noch gesehen.

Zur eigentliche Frage: So wie es derzeit aussieht, wird das vor Sommer 2021 frühestens sowieso nichts werden mit Schulbesuchen oder ähnlichem. Und wenn das mit der Impfung nicht so funktionieren sollte wie derzeit erhofft, wird es noch viel später. Realistisch betrachtet bist du näher an dem Alter, in dem auch Referendare sind, als am Grundschulalter. Also stelle ich mir vor, dass ein Referandar nicht die Lehrerumkleide genutzt, sondern mit uns zusammen geduscht hätte.

In der Grundschule wäre uns das absolut egal gewesen. Es wäre sowieso aus praktischen Gründen nicht vorgekommen. Davon abgesehen hätte die Lehrerin uns einfach mitgeteilt, dass das der Herr Soundso ist, der Sportreferendar, und es wäre alles gesagt gewesen. Wir haben ja auch in der Freizeit immer mit Eltern, Verwandten und Freunden geduscht, daher kannte man solche Situationen. Genau wie im Verein, wobei man dort die Leute meistens alle kannte. In der weiterführenden Schule haben wir ein großes öffentliches Sportbad benutzt und da waren, wie in jedem öffentlichen Bad, Leute allen Alters gemischt beim Duschen.

Also, mach dir keinen Kopf, das Thema lässt sich mit deiner früheren Lehrerin vor Ort in drei Sekunden klären.

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Hej.

Es gibt Textilsaunen. Auch wenn das weiter unten in den Antworten als Fake News verschrien wurde. Nach "Textilsauna" suchen liefert Ergebnisse, wirklich. Ob die einem gefallen, wenn man lieber nackt sauniert, ist eine ganz andere Frage. Ich habe von einer gelesen, die von einem kleinen Verein betrieben wird. Der betont, dass man die Gesundheitswirkungen des Saunierens damit für Bekleidete zugänglich machen will, für Leute, die sich durch Nacktheit vom Saunagang abgeschreckt fühlen. Ob man sich dort vor dem Saunagang nackt duschen soll, weiß ich nicht. Ich würde es wegen der Reinlichkeit sehr hoffen!

Befürchtungen hätte ich nur, wenn das Textile überhand nimmt und man uns allen am Ende auch die letzte Freiheit des nackten Saunierens und Thermenaufenthalts nimmt. Da hilft, ganz viel die normale Sauna in Anspruch zu nehmen, dann regelt das hoffentlich der Markt. Falls nach Corona noch viel vom Markt übrig ist.

Mädels mit Badehose in der Sauna habe ich in all den Jahren extrem selten gesehen, bei Jungs eigentlich nie. Aus den Umständen konnte man meistens schließen, dass es gute (medizinische) Gründe gab. Aber wenn Neulinge in einem Freizeitbad die Regeln nicht kannten und mit nassen Badesachen, vielleicht auch nur runtergerolltem und trockenem Badeanzug, in die Sauna gehen wollten, bekamen sie vom Personal oder den anderen Gästen einen Hinweis.

Ein Frauentag wäre wohl sehr gut geeignet für den Einstieg. Als Familie oder gemischte Gruppe klarerweise keine Option. Bei uns half immer, ein extra großes flauschiges Badetuch zu haben, in das die Mädels sich komplett einwickeln können. Das war die einfache Lösung, wenn sich jemand müde oder traurig fühlte und sich verstecken wollte. Vielleicht hilft das auch deinen Freunden, die das zum ersten Mal probieren wollen? Am Anfang zum Duschen und Waschen das Handtuch ablegen, nach dem Hinsetzen in der Kabine sich aus dem Handtuch schälen, auf dem man sitzt, und dann für den Kaltwasserschauer nach jedem Saunagang wieder wie am Anfang kurz ablegen. Man kann auch darauf hinweisen, dass gerade beim Duschen die Leute viel zu mit sich selbst beschäftig sind. Nacktheit beim Duschen ist eine Situation, die wirklich jeder kennt. Das Wasser spült viel Stress weg. Wenn das die Sorge der Mädels ist. Sauna macht Laune, da fühlt man sich spätestens nach dem zweiten Gang kaum noch traurig und braucht kein Badetuch mehr als Trost.

Bademantel finde ich zwar auch gut, aber nicht so praktisch, wenn man sich möglichst selten herausschälen mag. Am besten wäre es, sich ein Herz zu fassen und das volle Programm ohne viel Handtuchgedöns mit ein paar Freundinnen/Freunden durchzuziehen. Dazu kann man natürlich niemanden zwingen, aber wenn man gemeinsam Spaß hat, werden Ängste ganz schnell nebensächlich.

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