Ich liebe Fragen zum Mittelalter, weil sich dann unmittelbar jede Menge spannendes Halbwissen tummelt... :-)
Glücklicherweise nicht immer, wie JBEZorg bewiesen hat. Wenn ich auch nicht mit der These d'accord gehen würde, dass das Ende des 100-jährigen Krieges die Geburtsstunde der Nationalstaaten waren. Wohl aber die des nationalen Bewusstseins. Bis zu den Nationalstaaten war es noch ein weiter Weg,auch in Frankreich. Denn auch nach dem Abzug der Engländer blieb es eine geteilte Nation (Bsp. Burgund), mit sehr starken Terriotorialstaaten.
Erst unter Ludwig XIV gelang es, die Macht der Fürsten zu brechen und sie an die Zentralgewalt zu binden. Und auch das nur unter blutigsten Kriegen.
OlliBjoern, die Normannen waren genau das - Skandinavier, die 200 Jahre zuvor unter Karl III. zur Abwehr ihrer Landsleute an der Seinemündung sesshaft gemacht wurden. Eindeutig keine Franzosen, ebenso eindeutig frankophil.
Es ist etwas verwegen, von einer Stärkung des französischen Einflusses in England nach 1066 zu sprechen, nur weil die Eroberer teilweise französische Namen trugen :-)
RipeClown: echt gruselig. Glücklicherweise schon hinreichend widerlegt.
man sollte sich nicht zu solchen Fragen äußern, wenn man so gar keine Ahnung hat :-)
rr1957: Thema verfehlt. Aber völlig...
Renzo85: Die Frage bezog sich auf das Mittelalter, nicht die Neuzeit. Insofern ist ein Verweis auf Religionskriege hinfällig.
Selbst als England protestantisch wurde, führte es erst unter Elisabeth I. mit Frankreich Krieg. Und das um die Krone Schottlands, was wiederum wenig mit Religion zu tun hatte.
Da ich aber nicht nur kommentieren will, hier meine Antwort auf die eigentliche Frage:
Nein, England und Frankreich waren nie ein Land. Seit Henry II beherrschte England dank dessen Heirat mit der mächtigsten Fürstin Frankreichs (wobei auch das so nicht ganz stimmt, da sich Aquitanien nicht als Teil Frankreichs empfand), Eleonore d'Aquitaine, den weitaus größten Teil dessen, was wir heute als Frankreich empfinden.
Frankreich als Nationalstaat gab es nicht, da es, wie das Deutsche Reich, in Grafschaften und Fürstentümer zersplittert war, die theoretisch, und auch nicht alle, Vasallen der französischen Krone waren. Praktisch aber war der französische König, dem mehr oder weniger nur das Umland von Paris gehörte, viel zu schwach, um diese Vasallentreue je einzufordern.
Also könnte man etwas überspitzt sagen: ja, England beherrschte de facto eine zeitlang Frankreich (mehr oder weniger bis zum Tod Richards II, der aber schon in Philippe II Auguste den ersten machtbewussten französischen König als Gegenspieler hatte), es war aber nie unter einer Krone vereint.
Richard II folgten deutlich schwächere englische Könige. Sein Bruder, König John, sah sich zu vielen Rebellionen gegen seine eigene Herrschaft in England ausgesetzt, um die französischen Territorien angemessen zu verteidigen, weshalb Philippe II seinem Kronland deutliche gebiete hinzufügen und mehr französische Adelige in ihre Lehnstreue binden konnte.
Und so blieb das bis zum Verlust des gesamten englischen Territoriums bis auf Calais unter Henry VI von England, dem offiziellen Ende englischer Machtpolitik auf französischen Gebiet.
Zwischen der Zeit Henrys II und der Henrys VI liegen dreihundert Jahre, in denen praktisch permanent Krieg zwischen Frankreich und England auf französischem Boden herrschte.
Höhepunkt des Krieges und Niedergang Englands lagen in der Zeit von 1337 bis 1453, was man den Hundertjährigen Krieg nennt, auf den sich der Artikel wohl bezog.