Wieder eine Frage zu dem Thema "wie verhalten, wenn sich Konventionen sozialer Interaktion immer weiter zurückbilden?". Früher gab es ganz klare Grenzen, wie man sich zu verhalten habe, um nicht fälschlich über ein platonisches hinausgehendes Interesse zu vermitteln,. diese "Deutlichkeit" ist heute verloren gegangen. Da aber dann plötzlich jedes gezeigte Interesse als auch sexuelles Interesse falsch interpretiert werden kann, bedeutete dies, wollte man deinen Gedanken zu Ende denken, daß man sich, Heterosexualität vorausgesetzt, nur mit Angehörigen des eigenen Geschlechts platonische Bekanntschaften unterhalten dürfte, bei Homosexualiät zuzüglich Angehörige des eigenen Geschlechts, bei Diversen ... wäre noch zu prüfen. Das bedeutete ein sehr einsames Leben.
Umgekehrt bist Du nicht Schuld an den Gefühlen, die andere für dich entwickeln, solange Du nicht wissentlich eindeutig positive Signale sendest, also z.B. nicht massiv den körperlichen Kontakt zum anderen suchst oder mit ihm erotische Dessous aussuchen gehst. Solltest Du dich der Person gegenüber so verhalten haben, wie auch gegenüber anderen platonischen Freunden, ist Dir nichts vorzuwerfen (ansonsten müßtest Du jede deiner Verhaltensweisen daraufhin prüfen, wie der andere sie vielleicht interpretieren könnte, doch das wäre der Tod jeglicher Bekanntschaft). Eine Vorwurf könnte man Dir nur machen, wenn Du weiter gegangen bist, als Du es vertreten konntest, es dann aber nicht zu erkennen gabst.
Wenn jemand sich in dich verliebt hat, kann er nicht erwarten, daß Du von dir aus den Kontakt abbrichst, denn dann übertrüge er Dir Verantwortung für sich und erwartete von Dir unehrliches Verhalten, weil Du ihm gegenüber in der ZUwendung unterhalb dessen bliebest, was Du zu zeigen bereit wärest. Es ist an Dir zu entscheiden, welchen Bezug Du zu der betreffenden Person möchtest und dies auch durch dein Verhalten zu bekunden. Sollte es der anderen Person zu wenig sein, wäre es an ihr, die Konsequenzen zu ziehen, nicht an Dir. Alles andere übervorteilte und überforderte Dich.
Eine Gesellschaft, in der sich die außerfamiliären Kontakte vornehmlich über den sexuellen Bezug definierten, halte ich weder für sinnvoll noch wünschenswert.