Hallo Schokobaum (hmmm, so einem Baum würde ich ja auch gerne einmal begegnen...),
im Grunde haben meine Vorredner Recht: Euer Viereck Nordsee - Portugal - Grichenland Prag ist ziemlich ambitioniert. Nicht zuletzt "verschenkt" ihr alleine mit der Griehenland-Aktion locker vier bis fünf Tage - und das, wo ihr in Griechenland mit Interrail ohnehin nicht wirklich weit kommt, weil die bankrotten Hellenen ihren Zugverkehr größtenteils eingestellt haben, gerade auf dem Peleponnes. Das würde ich als erstes rausschmeißen, zumal ihr ja schöne Strände auch anderso findet.
Auch Portugal ist interrail-mäßig ein weniger gutes Pflaster, weil man schlecht hinkommt. Eigentlich gibt es da an adäquaten Verbindungen nur den "Süd-Express" von der französisch-spanischen Grenze und den Nacht-Talgo von Madrid über die Grenze (soviel zum Europa anno 2012), ansonsten müsst ihr euch meist mit Bummelzügen durchschlagen.
In Spanien ist das erste Wort, das ihr kennen lernt, "Supplemento", denn in E ist jeder bessere Eilzug zuschlag- und reservierungspflichtig. Der Zuschlag richtet sich nach der Zuggattung (von denen es gefühlte 37 gibt) sowie nach der Entfernung. Wenn ich dann auf eurem Reiseplan "Gibraltar" - also ganz im Süden - sehe, solltet ihr ein deutlich zwiestelliges Budget alleine für den Zuschlag einplanen, sofern die auf Hauptstrecken recht wenigen Züge nicht ohnehin schon Tage vorher ausreserviert sind.
Frankreich und Italien haben ein recht dichtes Zugangebot, aber in den schnellen Zügen müsst ihr auch reservieren. Das ist aber nicht so teuer, in Italien kostet das pauschal 10 Euro - auch, wenn ihr von Mailand bis Bari fahrt. Ansonsten: nachts fahren, was sich auf den langen Nord-Süd-Linien im Stiefelstaat durchaus lohnt. Leider haben die Italios im letzten Dezember ihr Nachtzugangebot ordentlich eingedampft. So fahren viele Züge erst ab Bologna und nicht mehr ab Mailand oder Turin.
Dagegen ist Tschechien ein wahres Eisenbahn-Paradies! Bis auf ein paar "Super-City"-Züge keine Zuschläge, ein sehr dichtes Angebot, und auf unzähligen Nebenbahnen kommt man bis in den letzten Winkel des Landes.
In jedem Falle solltet ihr euch das Auslandskursbuch (European Timetable) von Thomas Cook besorgen. Da stehen die Fahrpläne aller wichtigen und vieler nicht ganz so wichtigen Strecken in Europa drin. Für spontane Reiseänderungen, das Umdisponieren bei Verspätungen und das Umgehen von teuren Hochgeschwindigekeitszügen ist das Werk jeden seiner etwa 20 Euro wert! Das werdet ihr spätetens dann merken, wenn ihr mit einem ausgefallenen Zug konfrontiert werdet und nicht irgendwo im Hinterland standen wollt. Da hilft euch auch bahn.de nicht weiter. Und Lust auf´s Reisen macht das Werk außerdem - und wie!
Gute Fahrt, und noch etwas:
plant nicht alles minutiös vor. Der Reiz an Interrail liegt in der Freiheit, einfach dahinzufahren, wohin man gerade will. Und wenn es in Italien regnet, fährt man hat in die Schweiz.
Viele Grüße