Vielleicht will er sich ja auch nur mal ausprobieren und findet die normalen und eingeschränkten Möglichkeiten in der Jungenmode einfach nur stink- langweilig und mag das Tragegefühl, und wünscht sich, auch mal etwas anderes als die langweilig eintönigen 0/8/15 Klamotten tragen zu können.
Dass er es heimlich macht ist eigentlich kein Wunder, denn wie einige Kommentare hier zeigen, scheinen einige ein enormes Problem damit zu haben, wenn ein Junge einen Rock oder Kleid tragen möchte. Wenn Mädchen Hosen oder andere Jungensachen tragen, ist es toll und individuell, wehe aber ein Junge möchte mehr Individualität für sich entdecken, dann ist es sofort ein Weltuntergang oder eine perverse Neigung. Das ist Entweder total Homophob verklemmt rückständig oder aber auch übertrieben LGBTQ freudig mit Einsortierung in alle möglichen Schubladen. Beides hilft nicht wirklich weiter.
Mädchen haben heutzutage in modischen Dingen alle erdenklichen Freiheiten. Das war auch nicht schon immer so. Jungen haben das bis jetzt nicht. Gar nicht. Im Gegenteil. Für Jungen und Männer gilt nahezu jede kleine und größere Abweichung vom uniformierten 0/8/15 Stil gleich als ein NoGo und zur sofortigen Verurteilung mit den entsprechenden Schubladen.
Warum sollten aber Jungen und Männer für sich nicht auch frei entscheiden oder ausprobieren dürfen, was sie gerne mal tragen würden und wie und ob es sich passend kombinieren lässt? Das Geschlecht ändert sich deswegen nicht, man wird ja auch nicht gleich zum Auto, wenn man in eine Garage geht.
Mädchen und Frauen haben seinerzeit auch mit Hosen ihren Stil gefunden und damit ihre Freiheiten und Möglickeiten erweitert. Das sollte man Jungen und Männern doch genauso zugestehen.
Das eigentliche Problem ist nicht der Sohn, der heimlich andere Kleidung tragen möchte, sondern eher die verklemmte, in in dieser Frage vollkommen rückständige Gesellschaft, die den Jungen quasi dazu zwingt, es nur heimlich zu machen
Es gibt viele Kleidungsstücke, die in stimmiger Kombination auch bei einem Jungen gut, ja sogar sehr gut aussehen können, ohne ödass er sich damit zum Mädchen verkleiden müsste. Die abgebildeten Sachen wären durchaus auch bewusst als Junge tragbar und vorstellbar, wenn sie entsprechend kombiniert werden. Bei Röcken gibt es sehr viele Formen und Modelle, die auch für Jungen oder Männer passen könnten , bei Kleidern ist es oft schwieriger, wegen der Oberteile, aber das abgebildete wäre auch noch möglich, da das Oberteil eigentlich schlicht und ohne besondere Ausformungen gemacht ist, es müsste nur anders kombiniert werden als auf dem Bild, und so ein neuer Stil entwickelt werden.
Die meisten Fragen, die hier von Jungen, die gern Mädchenkleidung tragen würden, gestellt werden zeigen, dass es auch für sehr viele Jungen ein Bedürfnis nach mehr modischer Freiheit gibt. Da aber die Gesellschaft ist wie sie ist, sehen die meisten dieser Jungen und auch Männer oft die einzige Möglichkeit darin, es heimlich oder öffentlich als Verkleidung zur Frau zu tragen um so möglichst wenig aufzufallen, was aber dann oft ein Trugschluss ist, und stattdessen erst so richtig auffällig ist, wenn für die Verkleidung nicht ein erheblicher Aufwand getrieben wird. Und meistens sieht man dann übertriebene Outfits, mit denen sich auch die meisten Frauen niemals raus wagen würden.
Die einfachste Möglichkeit, nämlich mit den Kleidungsstücken durch Experimente mit stimmigen Kombinationen mit herkömmlicher Männermode in die normale Männermode zu integrieren und umzudeuten und sich so einen neuen, auch durchaus maskulinen Kleidungsstil zu kreieren, wird aus lauter Angst nicht in Erwägung gezogen.
Dabei ist es nach eigener Erfahrung gerade dieser Weg, der das Zeug hat, die nötige Akzeptanz für mehr Freiheit bei der Kleidungswahl zu gewinnen, nämlich eine Möglichkeit, diese Freiheit auch ohne sich verstellen, verstecken und schämen zu müssen zu bekommen. Die Frauen machen es umgekehrt doch genauso vor, indem sie Teile aus der Männermode in ein weibliches Erscheinungsbild integrieren.
In ansonsten maskuliner Kombination ist ein Rock bei einem Mann sogar viel weniger auffällig, als so mancher glaubt. Viele bemerken es nicht einmal sofort, dass man statt Hose einen Rock trägt, sogar als Mann!
Es ist letztendlich nur Kleidung, und die ganze Einordnung in alle möglichen Schubladen zeigt doch letztlich nichts anderes als ein veraltetes klischeebehaftetes und im Grunde krankes Weltbild, welches nach wie vor auf Unterdrückung und Diskriminierung basiert. Und zwar sowohl für Jungen und Männer, als auch für Mädchen und Frauen. Den einen wird eingeredet, sie seien unnormal, pervers, sich herabwürdigend oder sonst etwas, und den anderen wird suggeriert und bestätigt, dass sie in der Gesellschaft nach wie vor weniger wert wären. Solange diese Klischees nicht überwunden werden, ist es noch ein weiter Weg zu echter Gleichberechtigung, da dank solcher Klischees auch die Frau nach wie vor als weniger wert betrachtet wird. Das Festhalten an den Klischees ist im Grunde nichts weiter als die Bestätigung des Machotums. Und umgekehrt bestätigen Männer, die sogenannte weibliche Kleidungsstücke als Verkleidung oder Kopie von Frauen tragen, ebenfalls die hergebrachten Klischees, da damit die Kleidungsstücke als absolut weiblich gelesen bestätigt werden.
Ein Aufbrechen der alten Vorurteile kann nur dann erfolgreich sein, wenn es gelingt, den Rock, als das hauptsächliche Symbol für Weiblichkeit, davon zu befreien und auch in die Männermode zu integrieren, sodass er, wie die Hose es schon geschafft hat, zu einem universellen Kleidungsstück wird, das von beiden Geschlechtern getragen werden kann. Das hat mit der Hose ja auch funktioniert.