Zusammenhang Carpe Diem, Vanitas, Memento mori im Barock?
Moin,
ich hatte neulich eine Gedichtsanalyse verfasst und war mir mit dem Lehrer unstimmig, da kam die Frage auf, was eigentlich die Lebensmotive des Barock bedeuten und wie sie zusammenhängen. Ich weiß, dass Vanitas für die Vergänglichkeit steht, Memento mori für „bedenke, dass du sterblich bist“ und Carpe Diem für „nutze den Tag“. Aber wie hängen diese nun zusammen?
Bsp.: Ein Ring mit einem Totenkopf (Liebeslyrik „Als er der Phyllis einen Ring mit einem Totenkopf überreichte“)
Für was steht nun der Totenkopf?
1: Für memento mori
2: Für Carpe Diem
3: Für Vanitas
Meine Lösung war das offensichtliche Memento mori, da es wie auch der totenkopf für den Tod steht, der Lehrer jedoch meinte es stünde für Carpe Diem. Warum?
danke für Antworten im Voraus!;)
1 Antwort
Beides "falsch".😂
Der Totenkopf zählt zu den klassischen Vanitas-Symbolen, bzw. ist DAS Vanitassymbol schlechthin:
"Ein besonderes Symbol der Vergänglichkeit ist der in den Vanitasstillleben stets wieder zu findende Totenkopf"
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Vanitas-Stillleben?wprov=sfla1)
Warum schreibe ich "falsch" in Anführungszeichen?
Eure Diskussion ist ein bisschen an den Haaren herbeigezogen, weil sie dasselbe betrachtet: Die Vanitassymbolik bedeutet als Bildsprache dasselbe, was "Memento mori" in verbalisierter Form aussagt: Man soll sich der eigenen Vergänglichkeit bewusst sein. Die umgekehrte Schlussfolgerung ist, dass man sein gegenwärtiges Leben nutzen und wertschätzen soll, was durch "carpe diem" (Pflücke = nutze = ergreife ... den Tag) exzellent verbalisiert wird.
Ihr streitet also darum, welche dieser drei Begrifflichkeiten das barocke "Lebensgefühl" am besten ausdrücken und ich sage dir: Sie sind alle drei gleichermaßen geeignet.
VG
Die vier Seiten eurer Diskussion:
1) Negativer Blickwinkel + Sprache: Memento mori
2) Negativer Blickwinkel + Bild: Totenkopf
3) Positiver Blickwinkel + Sprache: Carpe diem
4) Positiver Blickwinkel + Bild: Vielleicht ein 😊 oder ein 🌞? <= Emojis sind in der barocken Kunst leider nicht belegt. 😉