Ziehst du schnell voreilige Schlüsse über andere Menschen?
Und hast du mit deiner Einschätzung bei jemanden mal so richtig krass danebengelegen ?
14 Antworten
'türlich...
...das liegt in der Natur des "ersten Eindrucks"...
Wichtig ist, diesen eben mit den weiteren Fakten zu aktualisieren, statt auf Vorurteilen zu beharren...
...der Mechanismus dahinter hat(te) schon seinen Sinn, ließ unsere Vorfahren vorsichtig sein lassen bei Begegnungen mit Fremden bzw. beim Erkunden fremder Höhlen usw., statt unbedarft einem Höhlenbären zu begegnen...
...aber auch damals war es schon wichtig, nach dieser ersten Phase, z. B. zwischen kriegerischen Nachbarn (denen man weiter aus dem Weg ging) und handeltreibenden zu unterscheiden...
...warum aus Vorurteilen heraus auf Bernstein und Schmuck verzichten - oder heute auf lecker essen, gute Musik, hilfreiche Nachbarn....
Hey,
Ich bin ganz ehrlich, eigentlich nicht, aber wenn ich ungepflegte Menschen kennenlerne, denke ich, dass deren Charakter nicht gut sein kann. Und somit lag ich auch mal komplett daneben. Die Person hatte einen wundervollen Charakter, aber wenn jemand ungepflegt ist, denkt man irgendwie, dass der Charakter der Person mies sein muss. Kennst du das? Ansonsten aber nicht.
Lg Sophia749
Unterschiedlich. Als Kind bin ich mit Schubladendenken über andere aufgewachsen. Ich wurde dahingehend wirklich stark beeinflusst, Menschen schon auf den ersten Blick einzuschätzen und in eine Schublade zu stecken. Später, natürlich auch durch Lebenserfahrung, habe ich gelernt, meinem Bauchgefühl zu vertrauen und den Menschen aber auch die Chance zu geben, einen ersten Eindruck, den ich von ihnen hatte, zu revidieren. Heute liege ich in den meisten Fällen goldrichtig. Ich gebe den Menschen heute aber auch mehr Zeit, sie kennenzulernen und mich kennenzulernen. Bei spontanen und kurzzeitigen Begegnungen ist es mir dagegen relativ egal, wie sie ticken, wenn ich sie danach nicht wieder sehe.
Ich ziehe keine voreiligen Schlüsse obwohl ich eigentlich immer mit meinem ersten Eindruck richtig liege.
Ich bewahre mir allerdings immer den Gedanken das Menschen sich ändern können, verschiebe sie daher nicht für immer in eine Schublade.
Sehr interessant finde ich dann Erlebnisse wo ich definitiv vorher wusste wie es ausgeht und es sich bewahrheitet. Das kommt sehr oft in meinem Leben vor.
Ich denke ich kann aufgrund von Verhalten anderer einfach ziemlich gut erkennen was ihre wahren Absichten sind.
Ich kann die Menschen recht schnell erfassen und zuordnen, habe mich bisher nur in seltensten Fällen getäuscht. Und wenn, dann war ich noch zu jung und zu unerfahren oder waren es Leute, die einen recht diffizilen Ruf haben - etwa ein in meiner Heimat regional nicht unumstrittener Schuldekan, den ich jahrelang als unangenehm, knöchern und verklemmt wahrnahm, bis wir uns nach einem Termin, den wir beide beruflich bedingt in unterschiedlicher Mission besuchten, auf dem Parkplatz gegrüßt und irgendwie verquatscht haben: Total angenehmer, sehr tiefsinniger und freundlicher Typ eigentlich. Wir trafen zwar nur selten aufeinander, aber es war okay - wenn wir uns sahen, freue sich der eine seither immer den Anderen zu sehen, und das ist in dem Fall auch ehrlich gemeint gewesen.
Und ich erinnere mich an ein Mädchen, das ich mal ca. 2009 im Internet bei Partyfans kennen gelernt hatte. Ich zimmerte mir vom Schreiben her, weil sie irgendwie reifer und solider und freundlicher als Gleichaltrige wirkte (wir waren damals so 19/20), ein Bild zurecht von ihr und war ein wenig ernüchtert, als ich sie dann mal gedatet hatte - die Bilder, die sie präsentiert hat, waren vorteilhaft, nicht ganz aktuell und entsprachen nicht der Realität - bzw. weckten falsche Bilder, weil sie sich ganz anders angezogen und gerichtet hatte, sie wirkte stark, selbstbewusst und gebildet, war aber eher eine Art Intellektuelle in ihrer eigenen Welt, die das Leben nicht verstand oder umgekehrt. In dem Moment wurde mir so richtig klar, dass man nicht alles glauben kann, was andere einem sagen und manch einer sich anders präsentiert, wie dass er ist.
Ansonsten gab es in meiner Heimat auch ein paar Männer, die ich als Jugendlicher und junger Erwachsener immer als seriös wahrnahm, bis ich sie näher kennen lernte. Sie trugen Sakkos und Anzüge, hatten schöne Häuser und schicke Gärten, viele Bücher, waren gebildet; sie fuhren schöne Autos und mit diesen oft zu Terminen, die irgendwas mit Kirche, Ehrenamt, Kommunalpolitik und so zu tun hatten und immer wieder auf Fotos in der Zeitung zu sehen waren. Da dachte man sich als Jugendlicher und noch mit um die 20 ... Donnerwetter, was für seriöse, vorbildliche Männer, stramm, stark und integer und so tolle Sakkos und Häuser und immer sind sie freundlich und jeder achtet sie. Ich wuchs aber mit ziemlichem Schubladendenken auf - bei uns daheim war es ja genauso, dass größten Wert auf die "seriöse Wirkung" gelegt wurde, es sei nur an unseren Opel Senator erinnert, der das nach außen zu tragen hatte.
Und ja, da bin ich echt daneben gelegen. Einer aus dieser Riege war besonders schlimm: Den lernte ich näher kennen, als wir beide zeitgleich im Gemeinderat waren. Ihm wäre ich mit Anfang 20 beinahe auf den Leim gegangen, aber ich merkte, dass es ein ekliger "Ausländer-raus-Typ" ist, der sich in der CDU als Demokrat und Katholik zwar inszeniert, aber eigentlich ein Fall zum Vergessen und Ignorieren ist. Kurzum ist er ein Altnazi, der wahrscheinlich noch immer in seinem Nazikeller rumdübelt und dabei alte "Landser"-Hefte liest, die er dort wie Trophäen sammelt, kann ich als Beispiel der "Szene" auch noch anfügen - der tarnte sich nach außen hin als korrekter Christ, Vorzeigedemokrat und CDU'ler, aber wer ihn näher kannte, war erschaudert. Er hat nur geschickt gespielt und eine Fassade aufgebaut, durch die er sogar mal Stimmenkönig bei Kommunalwahlen in den 90ern war, darauf bildet er sich wahrscheinlich heute noch was ein. Er steht exemplarisch für das, was da schief läuft. Als ich Gemeinderat war (CDU), zitierte er mich mehrfach in den besagten Nazikeller, um mir einmal zu sagen, dass ihm mein Engagement für Russlanddeutsche missfalle (er sah sich als graue Eminenz an, nach der man sich zu richten habe, obwohl er Zugezogener war) und ich mich nicht mit solchen "Untermenschen" abgeben solle, weil man "mit denen nix zu tun haben will" und solche Leute dem Staat zur Last fallen - dann lachte und sang er aber öffentlich wieder mit denen Friedenslieder und weinte fast vor Rührung, sobald ein Pressevertreter da war. Später sagte er mir ebenda, dass ihm meine Freundin missfalle, weil sie "nicht fein genug" sei und dass er zusammen mit einem anderen CDU-Mann der alten Garde eine "standesgemäße" Partnerin ausgesucht habe (die ich aber nicht wollte und die ich unsympathisch fand, was ihn auf die Palme brachte, ohne dass er es zeigte); später fing er an, herumzumäkeln, dass ich nicht korrekt genug angezogen sei (Langarmshirt und Chino zu sportlichen Schuhen) und dann ging es final drum, dass er menschlich sehr enttäuscht von mir sei, weil ich mich gegen die von ihm angedachte "Karriere" für den Kreistag und eine Laufbahn als MdL-Kandidat entschieden habe ... er fand dann aber, kaum dass ich abgesagt hatte, wenige Tage später einen Dödel, der in der Schule zwei Jahre über mir war, dem er (wahrscheinlich im Nazikeller) einen zu besetzenden Bürgermeisterposten auf die Hand versprach, der dann tatsächlich dummdreist genug war zu kandidieren und dann kläglich scheiterte. Hinterher wurde ich vor dem Typen gewarnt bzw. mir wurde von einigen Stellen gesagt, der könne sich gut verstellen und sei ein Intrigant von Haus aus; ein altgedienter Zeitungsredakteur begnügte sich mit dem vielsagenden Kommentar "der ist halt ganz Politiker" und grinste dabei - ich wusste, was er mir damit sagen wollte.
Und durch diese Kerle und besonders diesen Altnazi (es tut mir leid, dass ich das Wort gebrauche, ein anderes fällt mir nicht ein) lernte ich, dass Sakkos, Anzüge, Häuser, imposante Bücherregale mit hochwertiger Literatur, dicke Autos und Ähnliches völliger Quatsch sind und man einen Menschen nach ganz anderen Sachen bemisst.