Woran erkennt man domestizierbare Wildpflanzen?
Ich frage mich, woran unsere Vorfahren erkannten, welche Kandidaten besonders gut für Landwirtschaft geeignet waren oder ob das ein Versuch-und-Irrtum-Spiel war. Besonders sogenannte "Waisenpflanzen" sind eines meiner Interessen. Ich will wissen, ob darunter auch Kandidaten sein könnten, die mit genügend Züchtungsarbeit solche Erträge wie Mais, Weizen oder Kartoffeln liefern könnten. Viele Pflanzen wie Pastinake, Haferwurzel oder Leindotter sind heute fast vergessen - zu wenig Potential?
Es gab 5-6 Kriterien bei Nutztieren, derentwegen wir heute keine Zebras reiten oder Pandaschnitzel essen. Den Namen habe ich vergessen. So etwas muss es doch auch für Nutzpflanzen geben.
Ich las öfters von Löwenzahn, Quecke oder amerikanischer Erdbirne als Pflanzen von morgen für die heimische Gummi- und Nahrungsmittelgewinnung. Oder von "Kernza", einem völlig neuen Domestizierungsprojekt für mehrjähriges Getreide.
Was für Indikatoren gibt es, welche Pflanzen geeignete Kandidaten sind?
Woran kann man das konventionelle Züchtungspotential abschätzen?
Was denkt ihr, welche Pflanzen noch viel Potential haben?
Ich meinte Jared Diamond. Seine Kriterien für Nutztiere:
- Nicht wählerisch bei Nahrung
- Schnell erwachsen
- Fortpflanzung in Gefangeschaft
- Sanftmut
- Keine Fluchtreaktion
- Klare Hierarchie
3 Antworten
Es gibt Merkmale die Wildpflanzen als potenziell domestizierbar kennzeichnen, zumindest war das bisher in der Geschichte so.
Schnelles Wachstum
Effiziente Reproduktion
Effiziente Reproduktion
Anpassungsfähigkeit
Weniger giftige Inhaltsstoffe
Widerstand gegen Krankheiten und Schädlinge
Geringere Abhängigkeit von spezifischen Bestäubern
Speicherorgane
Dichte Populationen
Vorhersagbare Phänologie
- Pflanzen, deren Lebenszyklus und Erntezeitpunkt vorhersehbar sind, sind einfacher zu kultivieren.
Treffen mehrere dieser Eckpunkte zusammen, kann man davon ausgehen das die Pflanze brauchbar gemacht werden kann - Züchtung.
Es gibt viele Bücher zum Thema Agrargeschichte und Pflanzendomestizierung. Ein bekanntes Buch ist "Guns, Germs, and Steel" (auf Deutsch "Schütze, Keime und Stahl") von Jared Diamond.
Verband Deutscher Biologen: https://www.vbio.de
Etliche Artikel zum Themenbereich gibt es hier: https://mfe.webhop.me/?s=pflanzen
mfe
Zuerst einmal sammeln die Menschen Nahrung ein. Wenn die Pflanzen so gut tragen dass man davon Vorräte anlegen kann, werden diese Vorräte irgendwann anfangen zu keimen. Das ist natürlich ein deutlicher Hinweis darauf dass diese Samen die Quelle für neue Pflanzen und also für die Ernte des nächsten Jahres sein kann hier reicht also das reine sammeln und beobachten. Vielleicht versuche ich auch selber anzubauen indem ich die gekeimten Samen in die Erde bringe. Da gibt es also keine besonderen großartigen Kriterien oder theoretischen Überlegungen die Menschen werden nach dem evolutionären Prinzip Versuch und Irrtum voranschreiten.
Logisch.
Man beobachtet die Pflanzen, man sammelt und man pflanzt oder sät aus. Entweder klappt's oder nicht. Diamond hat ja in seinen Werken ausführlich über die Zentren der genetischen Vielfalt für Nutzpflanzen geschrieben. In Europa gibt es kaum Gräser, wo sich das Sammeln lohnen würde Punkt das sieht im Nahen Osten schon ganz anders aus.
Die ersten Menschen haben sie sich einfach auf die Pflanzen konzentriert die den meisten Nährwert / Ertrag hatten.
Die Frage war sowohl auf früher wie auf heute bezogen. Rasche Samenbildung und/oder gute Keimfähigkeit könnten also damals ein Kriterium gewesen sein, oder?