Woher stammt das Wort "(jemanden) verpfeifen"

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Die Wortherkunft ergibt sich, wenn in etymologischen Wörterbüchern beiden Bestandteilen gesucht wird, dem Präfix (der Vorsilbe) „ver-“ und dem Verb „pfeifen“.

Das Präfix „ver-“ ist Ergebnis eines Zusammenschlusses dreier ursprünglich selbständiger Präpositionen der gotischen Sprache mit den Bedeutungen „vor(bei)“, „weg – von, „hindurch“. Das Präfix hat vielfältige Funktionen, es ist an der Herstellung einer Reihe von Bedeutungsmustern beteiligt: Durchführung/Vollendung einer Handlung, Resultat, Verbinden,  Sichentfernen, Umwandlung (Art und Weise einer Handlung als falsch/fehlerhaft betrachten, Umwandlung in ein reflexives Verb, Verhinderung von Zugang), Verstärkung der Grundbedeutung.

Das Verb „pfeifen“ ist entweder als  Entlehnung aus lateinisch „pipare“ oder als Neubildung lautmalerisch zu Vogellauten.

Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearb. von Elmar Seebald. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Berlin ; New York : de Gruyter, 2002, S. 949 – 950 gibt zu ver- an:

Präfix Standartwortschatz, mittelhochdeutsch ver, althochdeutsch fir-, far-, altsächsisch far. Entsprechend einheitlich altenglisch far-, altfranzösisch fur- (auch for-) während im Gotischen noch entsprechend den außergermanischen Sprachen zwischen faur-, fra- und fair- unterschieden wird. Außergermanisch vergleichen sich altindisch purā́, prá, und pári, griechisch parà [παρὰ], pró [πρό] und perì [περὶ], lateinisch (por-), pro und per. Altirisch stärker vereinheitlichend ro, er, litauisch prō, pēr, altkirchenslawisch pro, -prě-; Vermutlich gehören diese Präfixe zusammen und hängen von (indogermanisch) *per- „hinübergehen“ ab.

S. 694 zu pfeifen:

Starkes Verb Standardwortschatz (11. Jahrhundert), mittelhochdeutsch pfifen, althochdeutsch pfīfōn, mittelniederdeutsch pipen, mittelniederländisch pipen. Die schwache Flexion ist bei diesem Verb älter als die starke. Entlehnung aus lateinisch pipare gleicher Bedeutung ist denkbar, doch kann es sein, daß die lautmalende Bezeichnung immer wieder neu gebildet wurde und sich somit den Lautgesetzen zu entziehen scheint (vgl. neuhochdeutsch piepen). Abstraktum Pfiff

Heinz Küpper, Illustriertes Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Band 8: Susig – Zypresse. Stuttgart ; Klett, 1984, S. 2289 gibt an:

verpfeifen 2 transitiv = jemanden verraten, zur Anzeige bringen, denunzieren -> pfeifen 1800ff.

Heinz Küpper, Illustriertes Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Band 6: Nase - Saras. Stuttgart ; Klett, 1984, S. 2136 gibt an:

pfeifen 1: intransitiv: Verräter sein; Mitschuldige benennen; ein Geständnis ablegen. Übertragen vom Pfeifen der Tiere (die Spatzen pfeifen es von den Dächern); man verständigt sich durch Pfeiftöne oder ruft durch Pfeifen herbei. Rotwelsch 1733ff.

Wenn man die Leute zusammenpfeift, um auf irgendeinen Missstand hinzuweisen. Ich denke, das ist sozusagen fast wörtlich zu verstehen.