Wobei geht es in der Ballade Brigitte B.?

1 Antwort

Wobei es in der Ballade "Brigitte B."  geht? Ja,  so lies sie doch!

Du meinst doch nicht im Ernst, dass du das Balladchen bereits gelesen hast und  den Inhalt trotzdem nicht verstehst?

Damit auch andere einerseits über Gittchens Leichtsinn sowie andererseits über den ungeheuer simplen Inhalt der Moritat den Kopf schütteln können, stell ich sie herein:

Brigitte B.         

  • Ein junges Mädchen kam nach Baden,
  • Brigitte B. war sie genannt,
  • Fand Stellung dort in einem Laden,
  • Wo sie gut angeschrieben stand.
  •  
  • Die Dame, schon ein wenig älter,
  • War dem Geschäfte zugetan,
  • Der Herr ein höherer Angestellter
  • Der königlichen Eisenbahn.
  •  
  • Die Dame sagt nun eines Tages,
  • Wie man zu Nacht gegessen hat:
  • Nimm dies Paket, mein Kind, und trag es
  • Zu der Baronin vor der Stadt.
  •  
  • Auf diesem Wege traf Brigitte
  • Jedoch ein Individium,
  • Das hat an sie nur eine Bitte,
  • Wenn nicht, dann bringe er sich um.
  •  
  • Brigitte, völlig unerfahren,
  • Gab sich ihm mehr aus Mitleid hin.
  • Drauf ging er fort mit ihren Waren
  • Und ließ sie in der Lage drin.
  •  
  • Sie konnt es anfangs gar nicht fassen,
  • Dann lief sie heulend und gestand,
  • Daß sie sich hat verführen lassen,
  • Was die Madam begreiflich fand.
  •  
  • Daß aber dabei die Tournüre
  • Für die Baronin vor der Stadt
  • Gestohlen worden sei, das schnüre
  • Das Herz ihr ab, sie hab sie satt.
  •  
  • Brigitte warf sich vor ihr nieder,
  • Sie sei gewiß nicht mehr so dumm;
  • Den Abend aber schlief sie wieder
  • Bei ihrem Individium.
  •  
  • Und als die Herrschaft dann um Pfingsten
  • Ausflog mit dem Gesangverein,
  • Lud sie ihn ohne die geringsten
  • Bedenken abends zu sich ein.
  •  
  • Sofort ließ er sich alles zeigen,
  • Den Schreibtisch und den Kassenschrank,
  • Macht die Papiere sich zu eigen
  • Und zollt ihr nicht mal mehr den Dank.
  •  
  • Brigitte, als sie nun gesehen,
  • Was ihr Geliebter angericht',
  • Entwich auf unhörbaren Zehen
  • Dem Ehepaar aus dem Gesicht.
  •  
  • Vorgestern hat man sie gefangen,
  • Es läßt sich nicht erzählen, wo;
  • Dem Jüngling, der die Tat begangen,
  • Dem ging es gestern ebenso.

 
Frank Wedekind


Und solltest du  das intensive Bedürfnis empfinden,  das Wort "Individ..." auch selbst zu verwenden,   dann schau lieber nach, wie es korrekt aussieht. 

 

andreasolar  21.04.2015, 20:12

Ist ja fast so "schlimm" wie das "Frauenzimmer Sabinchen"... ;-)))

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Koschutnig  21.04.2015, 20:15
@andreasolar

Mädchen tugendsam  sollen sich halt von fremden Männern nicht ansprechen lassen, sonst ist nicht nur das Blümchen weg (weiß schon Meister Goethe: Gretchen/Faust.)

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