Wirksamkeit pflanzlicher Stoffe bei Verseifung , Seife, Chemie?

2 Antworten

Seife besteht aus Fetten und Lauge. Bei der Verseifung reagieren die Fette mit der Lauge zu den Salzen der Fettsäuren (das ist die eigentliche feste Seife) und hautpflegendem Glyzerin (wird bei Industrieseifen abgespalten und anderweitig verwendet). Die Rezeptur wird dazu so berechnet, dass die Lauge alle Fette komplett verseift. Ergebnis ist eine stark reinigende Seife, wie etwa eine Kernseife. Fügt man jedoch extra mehr Fett hinzu, entsteht eine "überfettete" Seife. Das heisst, die Seife enthält einen Anteil unverseifter Fette. Diese wirkt auf der Haut wiederum rückfettend und pflegend.

Derart überfettet werden die meisten kaltgerührten Seifen hergestellt, die die vielen kleinen Manufakturen produzieren. Bei Ihnen wird auch das Glyzerin nicht abgespalten, das heisst, auch dieser hautpflegende Bestandteil bleibt in der Seife erhalten. Insofern können Seifen tatsächlich hautpflegende Inhaltsstoffe enthalten. Bei Industrieseifen können solche Zusätze anschliessend ebenfalls hinzugefügt werden, die Anteile sind jedoch meist geringer.

Da bei der Verseifung lediglich die Fette durch die Lauge gespalten und umgewandelt werden, bleiben alle anderen Inhaltsstoffe potentiell erhalten. Die Frage ist allerdings, inwieweit sich abgesehen davon die alkalische Beschaffenheit der Seife an sich auf pflegende Zusätze auswirken kann wie Aloe Vera o.ä. Dazu gibt es leider praktisch keine Studien. Die Erfahrung zeigt aber, dass viele Bestandteile von Zusätzen die Verseifung gut überstehen, das betrifft zum Beispiel auch Naturfarben und Düfte, insofern ist die verbreitete Auffassung unzutreffend, dass die alkalische Umgebung alles zerstören würde.

Da der Verseifungsprozess zunächst schnell und dann sehr langsam abläuft, lässt man bei der handwerklichen Herstellung Seifen rund sechs Wochen liegen, bis die Verseifung komplett ist, dabei sinkt der pH-Wert noch etwas, die Seife wird dadurch "milder".

In der Praxis zeigt sich, dass rückfettende kaltgerührte Seifen sehr pflegend sein können und sich auch Zusätze wie Kräuter oder ätherische Öle wohltuend auf die Haut auswirken können. Entscheidend ist wie bei allem die Qualität der Rohstoffe.

Genau hinschauen macht bei Seife in jedem Fall Sinn: Seifen können industriell oder handwerklich hergestellt sein, man kann Schlachtabfall wie Rindertalg als Fett verwenden oder Palmöl (oft in Industrieseifen enthalten) oder hochwertige pflanzliche Öle wie Olive, Kokos, Mandel etc. Entsprechend groß sind die Unterschiede, insbesondere, was die Pflegewirkung angeht.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
MuTTanS 
Fragesteller
 25.06.2022, 14:14

 "Die Frage ist allerdings, inwieweit sich abgesehen davon die alkalische Beschaffenheit der Seife an sich auf pflegende Zusätze auswirken kann wie Aloe Vera o.ä. Dazu gibt es leider praktisch keine Studien."
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Theoretisch müsste man aber doch mit einem Mikroskop, oder einer Testlösung nachsehen können, ob die pflegenden Moleküle/Bestandteile, die vorher in der Aloe Vera (Beispielpfllanze) waren, später noch in der Seife drin sind.....oder auf der Haut vorhanden sind...und zwar in dem selben Aufbau, wie sie vorher in der Pflanze waren.
Dann wüsste man, ob die Strukturen der Aloe Vera die alkalische Umgebung der Seife überstehen.....

Wenn sie das nicht tun, wäre es unnötige Verschwendung, solche pflanzlichen Bestandteile einer Seife beizumischen.

Dann wäre es logischer und ergiebiger, wenn man sich einfach nach dem Waschen mit Seife, die Aloe Vera auf die Haut gibt,


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Selbstverständlich könnte man solche Untersuchungen machen. Sie kosten aber viel Geld und müssten für alle möglichen Zusätze, auch für Kräuter, Milch, Honig etc. gemacht werden. Die Industrie, die als einzige das Geld dafür hätte, hat offenbar kein Interesse daran. Die vielen kleinen Manufakturen, die mit solchen natürlichen Zusätzen arbeiten, haben schlicht das Geld nicht dafür.

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