Wieso sagt man Japaner wären rassistisch?

6 Antworten

Wie einige hier schon schrieben, ist es nicht einfach, Rassismus abzugrenzen. Ich persönlich denke, dass es zwar wichtig ist, darauf hinzuweisen, wenn es eine ungerechte und ungerechtfertigte Sonderbehandlung von Ausländern zu deren Nachteil gibt, aber mein Eindruck ist auch, dass der Aufschrei „Rassismus! Rassismus!“ zunehmend zum Mittel der Durchsetzung egoistischer und ebenso ungerechter und ungerechtfertigter Interessen eingesetzt wird, hier wie drüben wie auch woanders auf der Welt. Und im Fall von Japan spielt denke ich auch eine große Rolle, dass man sich Japan nach dem ganzen Herumge-Hype ein bisschen schlechtreden will. Ich dir nur sagen, dass die Dinge, die meist als Beispiel für Rassismus in Japan genannt werden, mein Leben in Japan nicht so negativ beeinflussen, dass ich auch nur in Erwägung ziehen würde, Japan deshalb zu verlassen.

Zum Thema „Jobs für Ausländer“ zum Beispiel mal folgendes: Ich unternehme mehrmals im Jahr Reisen in Japan und buche dafür auch sehr gerne Übernachtungen in Ryokan (das ist eine spezielle Art von Hotel). Seit ich das erste Mal nach Japan kam hat es in diesen Ryokan eine große Veränderung gegeben; früher war es selbstverständlich, dass dort ausschließlich Japaner arbeiten, weil es eben auch eine speziell japanische Art von Beherbergung ist und Ausländer das authentische Flair zerstört hätten. Von der Allgemeinheit weitgehend unbemerkt kam der Wandel dahin, dass „hinter den Kulissen“, also Küche oder Reinigungskräftestellen mit Ausländern besetzt wurden, weil sie preiswerter waren. Und seit ich wie gesagt zum ersten Mal japanischen Boden betreten habe, gibt es den deutlich auffälligeren Wandel darin, dass auch die „sichtbaren“ Stellen, also Rezeption, Bedienung und Zimmerservice, mit Ausländern besetzt werden. Es gibt längst Ryokan, wo nur der Betreiber/Inhaber noch die japanische Nationalität hat. So, und dann gibt es vereinzelt Beschwerden darüber von Gästen, die sich von ebendiesen Ausländern nicht ausreichend betüttelt fühlen. Müssen die Betreiber deshalb irgendwas unternehmen? Nö. Die hochsensiblen Gäste sind gerne eingeladen, sich ein „Japanese-Only“-Ryokan zu suchen. Noch gibt es sie, aber längst nicht mehr überall und wenn dann kosten sie halt auch nochmal das Doppelte. Warum? Weil sich immer weniger junge Bio-Japaner finden lassen, in der japanischen Pampa, die extrem idyllisch, aber eben auch extrem unbequem zu alltagsleben ist, für‘n Appel und 'n Ei zu rackern. Die einzige Angst, die die Filipinos und Chinesen und Vietnamesen haben müssen ist, eines Tages gegen noch billigere ausländische Arbeitskräfte ausgetauscht zu werden. Wer weiß, welche Nationalität in 50 Jahren die Miso-Suppe serviert.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lebe und arbeite seit 2017 in Japan

Diese Aussage stimmt durchaus - in Japan ist es für Ausländer nicht leicht langfristig Fuss zu fassen.

Der Rassismus ist aber nicht wie bei uns offen, sondern leise und versteckt. Ausländern werden mehr Hürden gestellt, für manche Jobs würde man Ausländer nie einstellen (eine Freundin bekam erst nach sehr hartnäckigem Nachfragendie Antwort man könne keine Ausländer einstellen für diese Branche), eine andere Freundin (halb Chinesin, halb Japanerin) wurde als die Pandemie begann gebeten zu kündigen weil die Kunden nicht mehr von einer Chinesin bedient werden wollen. Es gibt nach wie vor einige Restuarants und vor allem Teehäuser und Bars die keine ausländischen Gäste bewirten.

Es ist nicht die Art der Japaner jemandem vor den Kopf zu stossen, also erschweren oder verunmöglichen sie stattdessen Möglichkeiten (in der Bar gibt es dann einfach keine freien Plätze mehr). Wer sich aber die Mühe macht sich zu integrieren und ein gutes Umfeld findet hat sicher ein erfülltes Leben in Japan. Meine Freundinnen hatten da teilweise leider Pech, es leben nicht mehr alle in Japan.

Als Touristin hatte ich hingegen nur sehr positive Erfahrungen, ich bin aber auch der Typ der sich sehr anpasst.

In Japan gilt immer noch, dass Wohnungen und Jobs lieber an Japaner als an Nichtjapaner vergeben werden. Zudem ist Japan eines der Industrieländer mit der geringsten Einwanderungsquote. Viele Japaner wollen das auch beibehalten.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich beschäftige mich mit Politik.

tommy1T  28.07.2022, 14:56
In Japan gilt immer noch, dass Wohnungen und Jobs lieber an Japaner als an Nichtjapaner vergeben werden.

das gilt fast überall so. Wem würdest du lieber deine wohnung vermieten? Einem der aus deinem land kommt und deine sprache beherrscht oder machst du dir lieber umstände um es einen ausländer zu verkaufen, der mit hoher wahrscheinlichkeit nicht deine sprache beherrscht?

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LeoPolitics  28.07.2022, 14:58
@tommy1T

In Japan ist dies jedoch auch bei Leuten, die perfekt oder sehr gut Japanisch sprechen, der Fall.

Zudem geht es bei der Frage um Japan speziell.

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tommy1T  28.07.2022, 15:04
@LeoPolitics
In Japan ist dies jedoch auch bei Leuten, die perfekt oder sehr gut Japanisch sprechen, der Fall.

dazu kommt es ja gar nicht, weil wenn die vermieter keine ausländer wollen, dann wird das angezeigt und falls doch einer anfragt, dann wird das eben ignoriert. Ein gespräch findet also gar nicht statt.

Es gibt natürlich ausnahmen wo manchmal sogar an ausländer vermietet wird, obwohl es nicht erwünscht ist; das passiert wenn man den vermieter beispielsweise telefoniert und sich doch so zeigt, dass man schon länger in japan gelebt hat und die regeln kennt und auch die sprache beherrscht.

Zudem geht es bei der Frage um Japan speziell.

Ja, ich habe ein vergleichbares beispiel gemacht, warum das aber ein schlechtes argument für rassimus ist

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AgainstYourMind  28.07.2022, 15:10

Liegt aber i.d.R daran, dass es schwer ist dort ein langfristiges Aufenthaltsrecht zu bekommen.

Folglich haben viele Vermieter Angst davor dann doch schnell wieder eine leere Wohnung zu haben oder teilweise keine Sicherheit auf Zahlung o.ä

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Für einige bedeutet innerhalb des Zeitgeist eben, dass Japans pochen auf seine kulturelle Identität und Homogenität so wie sehr harte Einwanderungspolitik eben Rassismus darstellt.

Was nicht bedeutet, dass es dort eben nicht auch Rassisten gibt oder Leute welche diese Linie auf rassistische Gründe zurückführen

Kannste nicht pauschalisieren.

Aber ja, speziell Menschen, die auch die nationalistischen Parteien wählen werden durchaus rassistisch sein.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Post-Linker Anti-Ziv Anarchist, lese mir gerne Wissen an.