Wieso macht Schule denn meisten Kinder/Jugendliche keinen Spass?

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Spannendes Thema und ich denke, da wird sich viel tun in den nächsten 20 Jahren. Hier meine Theorie ;-)

Schule wurde in einer Zeit erfunden, in denen die Gesellschaft ganz anders war und hatte vor allem den Zweck, Menschen zu Industriearbeitern mit einer passablen Allgemeinbildung zu machen. Die Gesellschaft und die Anforderungen an die Bildung von Menschen hat sich seitdem gravierend geändert, die Schule verändert sich deutlich langsamer. Dadurch kommt es heute zu einem Konflikt zwischen den Anforderungen der Gesellschaft an die Kinder und dem, was sie in der Schule lernen. Das Lernen an sich hat sich auch geändert. Durch die Medien und die Erziehungsweise der meisten Kinder, lernen Kinder heute ganz anders als damals, in der Schule müssen sie sich umgewöhnen und anders lernen, als sie es außerhalb der Schule tun. Und dann wäre da noch das Verhalten. Die wenigsten Eltern wünschen sich Kinder, die immer still sitzen und den Mund halten, Dinge lernen, die man ihnen vorgibt, selten neugierig sind, Dinge nicht ausprobieren dürfen und keine Fehler machen dürfen. Daher ist der Umgang mit den Kindern und das Verhalten der Kinder in der Schule anders als außerhalb der Schule.

Pierruno 
Fragesteller
 06.01.2019, 21:26

Sehe ich auch so 🔥

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Quaeror  06.01.2019, 21:56

Sie lernen ja eben nicht

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EmWald  06.01.2019, 22:09
@Quaeror

Das Gehirn lernt immer und kann gar nicht anders. Ich finde das Wissen und die Fähigkeiten, die man heute in der Schule lernt, helfen einem in der heutigen Zeit nur wenig weiter. Skills, die ich gerne in der Schule gelernt hätte, sind beispielsweise: Wie gehe ich mit Stress um? Wie gehe ich mit Geld um? Wie nutze ich das Internet richtig? Wie erkenne ich Fake news? Wie sorge ich gut für mich und meinen Körper? Wie treffe ich gute Entscheidungen? Bin übrigens seit 10 Jahren aus der Schule, also noch nicht soo lange.

Abgesehen davon ist lernen in der Schule für die meisten sehr ineffizient, weil wichtige Voraussetzungen fehlen wie eine emotionale Beziehung zum "Lehrer", Spaß an der Sache oder überhaupt genug Bewegung. Ich denke das geht besser und wird sich in den nächsten Jahren auch ändern, aber eben nur langsam. Schule wird es wahrscheinlich noch sehr lange geben, ich hoffe aber, dass das Leben und Lernen in der Schule anders werden.

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Quaeror  06.01.2019, 22:20
@EmWald

Für das, was du da aufzählst ist zum großen Teil das Elternhaus zuständig, nicht die Schule. In der Schule sollten die Kinder denken lernen und Grundwissen erwerben. Das erfordert immer auch sich zu bemühen und das lernen die Kinder nicht mehr. Sie erwarten, dass alles bequem ist und suchen vorgekautes "Wissen" im Internet, das das Nichtwissen verstärkt.

Die Schule versagt darin zum großen Teil wegen der eltern, die gegen alles klagen um ihrem Kind einen Vorteil zu verschaffen. Prüfbare Beurteilungen können kein eigenständiges Denken erfordern, das wäre nicht prüfbar. Also ein Teufelskreis, der nur dazu dienst brave Bürger heranzuzüchten.

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EmWald  06.01.2019, 22:29
@Quaeror

Ich sehe da keine scharfe Trennung der Zuständigkeiten wer welches Wissen beizubringen hat. Insbesondere bei unserem Trend hin zu längeren Schulzeiten. Da würde ich eher sagen, Eltern sind vor allem für emotionale und seelische Gesundheit zuständig. Ich finde Schule muss vor allem auf den Job vorbereiten und dazu gehören die von mir genannten Fähigkeiten.

Ich finde die Schule versagt dabei Kindern beizubringen denken zu lernen, da die meisten Aufgabenstellungen zu geschlossen sind. Die meisten jungen Erwachsenen wissen nach der Schulzeit nichtmal wie sie am effektivsten Lernen.

Und einem 15-jährigen, der absolut keine Lust auf Geschichte hat, Grundwissen über die französische Revolution beizubringen ist für alle Beteiligten nicht schön. Da fehlen fast alle Voraussetzungen, die für erfolgreiches Lernen erforderlich sind. Also sollte man es meiner Meinung nach ändern oder weg lassen, wenn es nichts bringt. Ich denke niemand will, dass Kinder in der Schule nur sinnlos Zeit absitzen, aber das wäre es ja quasi in solchen Situationen.

Ein Beispiel, wie man was gegen die Erwartung für vorgekautes Wissen tun könnte: Ich bin davon überzeugt, dass alle Kinder Spaß daran hätten, ein kleines Fachwerkhaus selbst zu bauen und daran die Grundlagen von Handwerk, Statik, Wärmeübergang, Luftqualität und was weiß ich noch alles zu lernen. Solche Projekte gab es in meiner Schullaufbahn nicht.

Also im Grunde meine ich weg vom Frontalunterricht und den Lehrplan gründlich überarbeiten statt dass alle sich gegenseitig Vorwürfe machen und sich am Ende doch nichts ändert, die Kinder haben immernoch keine Lust und lernen auch nicht viel.

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Quaeror  06.01.2019, 22:36
@EmWald

Ohne sich hinsetzen und lernen wird auch kein Fachwerkhaus gebaut, ich kenn solche Schulprojekt, aber praktisch nur bei Kindern, die nach erstem Scheitern eingesehen haben, dass Faulheit nichts bringt und bereit sind zu arbeiten.

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EmWald  06.01.2019, 22:39
@Quaeror

Um beim Beispiel zu bleiben: Die Klasse in 6er Gruppen aufteilen und jede Gruppe bekommt lediglich folgende Aufgabe: Baut ein Fachwerkhaus mit einem Budget von 100€, am Ende wird der Sieger gekürt mit dem besten Haus. Bewertet werden die Punkte x, y und z.

Wichtig wäre eine sehr offene Aufgabenstellung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit sowas die Kinder nicht packen könnte. Ich gebe den Glauben an unsere Kinder nicht auf ;-)

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Quaeror  06.01.2019, 22:41
@EmWald

Die offene aufgabenstellung wäre eben nicht vergleichbar zu bewerten, da wird dann geklagt (und ich meine vor Gericht), wenn manche Kinder ein zweistöckiges Haus haben und andere ein einstöckiges mit besserem Holz.

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EmWald  06.01.2019, 22:43
@Quaeror

Ich unterschätze offensichtlich die Hürden ;-)

Wahrscheinlich müssten wir zuerst von dieser Fixierung auf Noten weg kommen. Die ist übrigens auch sehr hinderlich für erfolgreiches Lernen...

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Pierruno 
Fragesteller
 07.01.2019, 12:08

Vielen Dank für die ausführliche Antwort

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Tatsächlich liegt es in erster Linie bei den Eltern und bei den Lehrpersonen, den Unterricht und das Lernen kreativ, spannend und interessant zu gestalten. Und das muss ich zugeben, ist nicht sehr einfach. Ich bin auch der Meinung, dass man den Kindern Mut geben soll, das Gelernte auch umzusetzen. Aus Fehler lernt man und das muss man den Kindern auch bewusst machen, dass es nicht schlimm ist Fehler zu begehen. Wenn etwas richtig beantwortet wurde, dann sollte man genau so ein Kompliment aussprechen. Immer kleine Ziele setzen, um das Kind nicht zu überfordern. Lachen und Spaß haben sind sehr bedeutend, um die Motivation beim Lernen aufrecht zu erhalten. Ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht, meinen Kindern mit Humor etwas beizubringen. Das kam IMMER sehr gut an.

Letzte Woche habe ich ein Witzebuch gekauft für meinen Sohn (siehe unten weitere Infos). Das coole ist, dass die Kinder mit diesen Witzen subtilen Humor lernen. Man sagt, dass Kinder in einem Alter zwischen 8 und 10 Jahren auch Ironie immer besser verstehen, was auch in diesem Buch unbewusst gelernt wird. Ausserdem sind im Buch Zungenbrecher enthalten. Somit fördert es das "schnellere" Lesen und macht außerdem auch noch Spaß. Beim Lernen geht es nicht immer darum, etwas auswendig zu lernen, sondern ich denke, dass die soziale Entwicklung des Kindes eine viel größere Rolle spielt, als irgendetwas irrelevantes auswendig zu lernen. Wenn es nur ums auswendig lernen geht, sollte man manchmal auch hervorheben und erwähnen, WESHALB es wichtig ist "das Thema XY" zu lernen.

Deshalb finde ich es wichtig, auch mal "Out-of-the-box" zu denken und mit Spaß zu lernen.

Wenn dein Kind zwischen 8 bis 10 Jahre ist, dann würde ich das Buch, welches ich letzte Woche gekauft habe empfehlen. Es ist von Simon Elias Würfler und heißt "Witzebuch für Kinder ab 8". Erhältlich auf Amazon. ISBN: 979-8670630917

Sorry hier kann man keinen Link einfügen, aber mit den obigen Angaben solltet ihr es finden können :-).

Viel Spaß und Freude die Entwicklung deines Kindes zu fördern!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Es reizt und fördert sie nicht, vor allem, wenn man in der 10. Klasse schon die 4. Wiederholung von Gedichtsanalyze hat. Oder wenn der Lehrer für eine Arbeit plötzlich verlangt jede einzelne Grammatikregel und deren Namen zu nennen, obwohl es total irrelevant ist.

In Mathe geht man immer höher und höher, wiederholt alles bis man dann irgendwann da angelangt ist, wo man es nicht mehr benötigt. Es endet circa bei den binomischen Formeln, ab da fängt es mehr mit Wörtern und Strukturieren an, als mit Mathematik selbst.

In den wenigen Jahren wo ich Kunst hatte, hat man kaum künstliche Fähigkeiten trainiert. Stattdessen sollten wir dies oder das machen und uns wurde gar nicht erklärt warum. Wir durften auch keine Referenzen benutzen, was eigentlich normal ist bei Kunst!

Dann gibt es noch Biologie. total öde, warum sollten wir wissen wie sich Blumen kreuzen? Total irrelevant, außer man wird Gärtner.

Chemie. Warum sollen wir wissen welchen Stoff wir für welchen mischen müssen um den Stoff herauszubekommen? Wir wollen doch keine Chemielaborianten werden oder Leute die eine Bombe zusammenstellen.

Physik. Schön, dass wir wissen das Eingangswinkel = Ausgangswinkel ist und Wasser deflektiert, doch wann werden wir sowas nutzen? In Sport macht man ja kaum sowas wo man tatsächlich sein Kopf benutzen muss.

In Sport... da muss ich gar nicht erst anfangen. Entweder man tanzt (wtf), macht irgendwelche riskante Tricks und minimal vielleicht Sportspiele wie Fußball, Basketball, Badminton, Volleyball, etc. Da fällt auch das Argument weg, dass es die Gesundheit der Kinder fördern soll.

Englisch. Tja, da biste viel zu langsam unterwegs. Laut Lehrplan ist man erst nach 8 Jahren auf B2+ Niveau (od. C1-). Es wurde eingestuft das man z.B. für Japanisch 5 Jahre benötigt, um es auf gutem Niveau zu haben (selbstständig), während Englisch bestenfalls 10000 Stunden sind für C2 Niveau... in 8 Jahren hat man also viel zu wenig Fortschritt.

Aber wo beschwere ich mich? Ich fahre eh gegen die Wand. Die Lehrer wollen eh nichts ändern, besonders die älteren, da die "eh bald in Rente sind".

Pierruno 
Fragesteller
 06.01.2019, 21:21

Danke für deine gute Antwort 🔥

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flunra39  07.01.2019, 15:35

Da du an sich wohl ein sehr gesundes und kritisches Köpfchen hast, möchte ich Dir von Herzen wünschen, dass du dir dieses Köpfchen an der Wand nicht zerbeulst sondern auf der anderen Seite der Wand weitermachen kannst, UM MIT DEINEM EINSATZ ETWAS ZU VERÄNDERN ! Und das geht immer nur in kleinen gemeinsamen Schritten: Auf, packen wirs an !

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Sie spüren dass sie nicht mehr nur spielend lernen dürfen, wie bis anhin sondern auch Sachen vorgesetzt bekommen, die ihnen nicht so ganz behagen einfach weil sie andere Interessen und Fähigkeiten haben.

Sie verspüren dadurch einen gewissen Druck weil sie bewertet werden und Erwartungen an sie gestellt werden, die zum Teil schwierig sind, sie zu erfüllen.

Kinder die in armen Ländern aufwachsen wo die Schule nur besser gestellten offen steht, die sonst irgendwo arbeiten müssten also ohnehin nicht einfach spielen können...die wollen da raus, da ist lernen schier ein Luxus und diese Kinder gehen sehr gerne in die Schule, weil sie bereits erkannten, wie Leben funktioniert, dass sie dies für sich tun.

Denn es ist angenehmer die Schulbank zu drücken als Turnschuhe zu nähen oder auf der Müllhalde Dinge auszusortieren. Für sie ist Bildung erhalten zu dürfen ein Geschenk.

Das gilt auch für Kinder aus Kriegsgebieten, die sich nur wieder diese Normalität wünschen........oder für Mädchen denen die Bildung verwehrt bleibt und sich nichts sehnlicher wünschen, um auch lernen zu dürfen und sich dafür bewundernswert mutig einsetzen.

Pierruno 
Fragesteller
 06.01.2019, 21:38

Danke dir

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Weil die Lehrer nichts taugen. Mir hat die Schule großen Spaß gemacht, ich war gierig nach Wissen. Ich hatte super tolle Lehrer, die den Unterricht so richtig interessant gestalteten. Das fand ich echt klasse.

Wenn ich heute die Lehrer meiner Kinder anschaue, sind ein paar in Ordnung, aber die meisten kann man vergessen.

Pierruno 
Fragesteller
 07.01.2019, 12:08

Danke ✅

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