Wieso können manche Menschen keine Empathie empfinden?

18 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

In der Entwicklung des Menschen gibt es sog. "sensible Phasen", in denen bestimmte soziale Lernprozesse ablaufen müssen. Sind in diesen Phasen solche Lernprozesse nicht möglich, weil die Bezugspersonen des Kindes aus eigener emotionaler Verkümmerung die Bedürfnisse ihres Kindes nicht wahrnehmen, dann entstehen in diesem Kind echte Defizite bei der Entwicklung der Gefühlswelt. Das kann in ungünstigen Fällen dazu führen, dass diese Kinder sich nicht in andere einfühlen können. Sie können mitunter erheitert sein, wenn alle Umstehenden die Tragik einer Situation mit großer Betroffenheit wahrnehmen. Auch können sie aus der Mimik und Gestik eines Menschen nicht auf seine Gefühlslage rückschließen. Man spricht dann von emotionaler Verarmung oder von emotionalen Defiziten, die sich in der Unfähigkeit zur Empathie zeigen. Das kann auch dazu führen, dass solche Menschen, falls man sie ärgert, zu völlig unangemessener Brutalität neigen. Dadurch werden sie in den meisten Fällen dann deutlich auffällig. Durch Therapie kann man hier extrem wenig erreichen. Therapeuten sprechen von Therapieresistenz, die dann eine Konstante der Persönlichkeitsstruktur ist und äußerst bedenklich ist, weil man eben bei solchen Leuten immer mit dem "Schlimmsten" rechnen muss (Tötungsdelikten aus geringfügigem Anlass).

Empathie ist m.E. keine Empfindung, sondern die Fähigkeit, sich in andere Menschen (nicht nur emotional) hinein zu versetzen. Dazu bedarf es eines ausgeprägten Vermögens, von sich selbst (also seinem 'Ich') nicht nur zu abstrahieren, sondern gänzlich abzusehen, um sich in die Situation des Gegenüber (also des 'Anderen') hinein zu fühlen. Ohne selbst 'Herr' (oder 'Frau') der eigenen Emotionen (und seines 'Ich') zu sein, fällt dies mit Sicherheit schwer. Es bedarf also m.E. ein hohes Level an Selbst(-er-)kenntnis, welche es erlaubt, auch die Probleme, Nöte, Sorgen, Freuden, usw. des Anderen zu kennen. Da diese Selbst(-er-)kenntnis bei jedem/r unterschiedlich stark ausgeprägt ist, so meine ich, ist auch das Maß an Empathie, welches wir jeweils aufbringen können, unterschiedlich stark ausgeprägt. Dies ist jedoch nur eine Annahme, welche ich leider nicht mit Fachliteratur zu stützen vermag.

nibor252  10.02.2011, 22:16

das is glaube ich en bischen zu hoch für mich

0
Frank57  10.02.2011, 22:22
@nibor252

Das war nicht meine Absicht. Lassen Sie es mich noch einmal (kürzer) versuchen:

Mir scheint, dass es nicht möglich ist, sich in andere Menschen hinein zu versetzen, wenn man mit sich selbst nicht 'zurecht kommt'. D.h., nur wer mit seinen eigenen Emotionen, Ansichten, Gedanken umgehen kann und nur wer die Fähigkeit ausgebildet hat, zu reflektieren und von sich selbst zu abstrahieren, schafft es auch, von sich selbst abzusehen und sich 'in die Schuhe einer anderen Person zu stellen', 'in den Schuhen einer anderen Person zu gehen'. Ist das verständlicher?

Noch eine Anmerkung zu den anderen Kommentaren zum Thema Altruismus: Ich selbst würde eher denen beipflichten, welche Altruismus ablehnen, d.h. welche behaupten, dass es keine altruistische Handlung gibt - schließlich ist es noch nicht gelungen, eine Handlung zu beschreiben, von der man nicht zumindest im Nachhinein sagen könnte, dass diese dem/r Handelnden selbst auch ein positives Gefühl o.ä. beschert hätte.

1

Hallo :)!

Organische Ursachen (Krankheit im Gehirn): Funktionsstörungen in den limbischen Hirngebieten oder präfrontale Hirnrindengebieten.Entweder durch Verletzung oder von Geburt an. Siehe:Autismus ="Rain Man".

Psychosoziale Ursachen: Entwicklung eine schisoiden Persönlichkeitstörung durch einschlägige ("schlechte")Erfahrungen von Früher. Ausschluss aus der familiären Kreis, und/oder anderen sozialen Gruppierungen. Andauerndes Gefühl der "Heimatlosigkeit" und Abgelehntheit. Solche Personen haben zusätzlich eine Vorliebe für einzelgängerisches Verhalten, sind in sich gekehrt, und bauen sich oft eine (Schein-)Parallelwelt auf, in der sie sich wohler fühlen als in der Realität. Jeder ist so, wie er von der Gesellschaft gemacht wurde :(!

Gruß: I.B.

empathie ist eine form der intelligenz. auch mit lernen verbunden. dabei muss man sich in einen anderen menschen hineinversetzen, seine Gefühle erahnen können und dadurch sich auch aus eigener Erfahrung denken können, wie sie dieser mensch fühlen muss. die reaktionen können sowohl mitgefühl und hilfsbereitschaft, aber auch schadenfreude sein. hängt von der sozialen erziehung, aber auch von der persönlichkeit selbst ab. aber nicht jeder mensch kann das gleich gut. und manche schauen eben einfach weg, ist ja auch einfacher für sie.

Empathie ist eine im Laufe der Evolution erworbene Eigenschaft, die sich als vorteilhaft herausgestellt hat. Wer sich in andere hineinversetzen kann, mit ihnen fühlen kann, hilft auch bereitwilliger. Wer anderen hilft, bekommt auch mehr Hilfe zurück. Somit nützt Empathie auch dem Träger selbst.

Empathie ist unterschiedlich stark ausgeprägt. Wenn jemand allerdings keinerlei Empathie hat, ist das immer krankhaft und Folge von Fehlern im Gehirn und nicht etwa böser Wille.