wieso kein Fleisch an Weihnachten?

4 Antworten

Der Brauch, an Heilig Abend kein Fleisch bzw. Fisch (traditionell Karpfen) zu essen, basiert auf der Tradition des sog. Vigilfastens.

Um verstehen zu können, was das bedeutet, brauchst Du einige Hintergrundinformationen:

Weihnachten ist am 25. Dezember und eines der großen Feste der Kirche. Solche hohen Feste beginnen, wie der Sonntag als christlicher Urfeiertag, bereits mit dem Sonnenuntergang am Abend des Vortages (Vorabend). Deshalb beginnt auch das Weihnachtsfest schon am Abend des 24. Dezembers (Heiligabend), obwohl dieser Tag eigentlich der letzte Tag der Adventszeit ist.

Du weißt bestimmt, dass der größte Gottesdienst an Weihnachten in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember stattfindet. So einen Gottesdienst in der Nacht auf den Festtag nennt man Vigil. Das kommt aus dem Lateinischen und heißt "Nachtwache". Das kennst Du bestimmt auch von Ostern, vielleicht sogar von Pfingsten. Hinter der Vigil steckt folgende Idee: Man versammelte sich nach dem Sonnenuntergang am Vorabend des Festtags, um die Ankunft Christi zu erwarten. Vor Mitternacht wurden viele Lesungen vorgetragen und es wurde viel gebetet. Um Mitternacht dann wurde dann die Ankunft Christi bis zum Sonnenaufgang freudig gefeiert. Das geschieht heute noch verkürzt in der Christmette und in der Osternacht.

Im Laufe der Zeit bekamen alle großen Feste solche Vigilien. Im Mittelalter wurden diese nächtlichen Vigilfeiern auf die ganzen Vortage der Feste ausgedehnt. So hieß dann beispielsweise der 24. Dezember im Kirchenkalender "Vigil von Weihnachten". Neben die hoffnungsvolle Erwartung trat nun ein weiteres Motiv an diese Vigiltage heran: die innere wie äußere Vorbereitung auf das Fest durch Buße, Abstinenz und Fasten. Damit wurden die Vigiltage vor den Festen zu Bußtagen, an denen die Gläubigen zum Fasten (nur eine sättigende Mahlzeit am Tag) und zur Abstinenz (Verzicht auf Fleisch) verpflichtet waren, so eben auch der 24. Dezember.

Die bereits im Mittelalter einsetzende Tendenz, die nächtliche Vigil auf den Vortag eines Festes auszuweiten bzw. zu verlegen, hat bis heute unsere Feierkultur geprägt. So bezeichnen wir beispielsweise den ganzen 24. Dezember als Heiligabend und pflegen traditionell den Vorabend von Weihnachten als (familiäre) Hauptfeierlichkeit.

1969 wurde das gottesdienstliche Leben der katholischen Kirche grundlegend erneuert. Damit wurden die Vigiltage abgeschafft. Die Vigilfeiern wurden bereits vorher wieder dahin geschoben, wo sie eigentlich hingehören, nämlich auf den Vorabend des Festes bzw. in die Nacht auf das Fest. Auch die Verpflichtungen zum Fasten und zur Abstinenz, die das alte Kirchenrecht noch für die Weihnachts- und Pfingstvigil vorschrieb, wurden gestrichen.

Also: Heute ist kirchenrechtlich niemand verpflichtet, in der Adventszeit oder an Heiligabend auf Fleisch zu verzichten. Es gibt weder Gebot noch Verbot. Nun ist Polen ein sehr katholisch geprägtes Land. Die Tradition des Vigilfastens ist im Volksbrauchtum teilweise erhalten geblieben. Teilweise deshalb, weil an Heiligabend traditionell Fisch statt Fleisch gegessen wird. Fisch wurde nicht zu den Fleischspeisen im eigentlichen Sinne gezählt, sodass Fischgerichte nicht als Verstoß gegen das Abstinenzgebot galten. Die frühere Verpflichtung zum Fasten hingegen wird interessanterweise nicht derart tradiert. Ich kann das aber auch gut nachvollziehen. ;)

In den bisherigen Antworten wurde als Erklärung für den von Dir gemeinten Brauch angeführt, dass die Adventszeit eine Fastenzeit war bzw. sei. Mit dieser Erklärung wäre ich sehr vorsichtig.

Das Adventfasten als solches konnte sich nie flächendeckend in Mitteleuropa durchsetzen und hatte seinen Ursprung eher in der spanisch-gallischen denn in der römischen Tradition. Zu jener gehört ursprünglich hingegen das Quatemberfasten, zumal der römische Usus prägend war für das kirchliche Leben in Mitteleuropa. Das Adventfasten ist zumindest in der römischen Kirche kaum noch als neuzeitliches Phänomen nachzuweisen, das alte Kirchenrecht in Form des CIC von 1917 kennt es nicht mehr. Wohl blieb jedoch das Quatember- und das oben erläuterte Vigilfasten, beides spezifisch römische Phänomene, bis Ende der 1960er-Jahre allgemeine Praxis und war bis zur Promulgation des neuen Kirchenrechts in Form des CIC von 1983 sogar kirchenrechtlich festgeschrieben.

Nicht an Weihnachten, nur an Heiligabend ;-)

Polen ist überwiegend katholisch und Heiligabend ist der letzte Tag der Fastenzeit, also gibt es dort bei den meisten Menschen traditionell kein Fleisch, sondern Fisch.

patrizia1234432 
Fragesteller
 19.12.2018, 23:32

ja ich weiß aber wieso den

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ruhrpott91  20.12.2018, 07:31
@1Wintertraum

Behauptest Du das lediglich über katholische Christen oder auch als Katholik/in? Denn das stimmt, wenn man es genau nimmt und wie Du aus der Gegenwartsperspektive betrachtet, so leider nicht.

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Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass man vor Weihnachten inklusive des Heiligen Abend kein Fleisch essen darf, denn der Advent war eigentlich eine Fastenzeit. Diese endet erst am 25.12., am Weihnachtstag.

Ich kenne mich aber mit polnischen Bräuchen nicht aus.

Das wird sehr wahrscheinlich mit dem Katholizismus zusammenhängen.