Wieso gibt es so viele "moderne" Operninszenierungen

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4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Narzissmus pur! Eitelkeiten von Operndirektionen, die irgendwas Pseudo-Spektakuläres auf die Bühne bringen wollen, Hauptsache, man schreibt darüber. Skandalöses ist allemal besser verkäuflich als solide Regiearbeit. Eine große Anzahl von RegisseurInnen kommt aus anderen Berufen, z.B. Bühnenbild, Ausstattung, Film. Zudem gibt es interne Verwicklungen von Netzwerken (Agenturen, Operndirektionen, Dirigenten, RegisseurInnen, Presse etc.). Eine überwältigende Mehrzahl von singenden Künstlern findet vieles Schrott, muss aber Geld verdienen. Zitat: " Da muss man durch, am Ende des Tunnels glänzt ein Häuflein Gold". Wohl denen, die als KünstlerInnen nicht darauf angewiesen sind, viele haben keine andere Wahl, besonders dann nicht, wenn fest angestellt.

Und eine große Mehrheit des Publikums findet das alles auch nicht spaßig. Da schließt man dann die Augen, wenn eine Königin der Nacht aus dem Kühlschrank steigt und hört nur die wunderbare Musik an.

Das frage ich mich auch. Wenn ich Namen wie Kusej, Konwitschny, Wieler, Bieito usw. höre, weiß ich, welcher Schwachsinn mich erwartet. Leider ist es so, dass selbst unbekannte Regisseure aus der Provoinz meinen, diese Herren noch übertreffen zu müssen. Was soll ich von einer Aida halten in der der siegreiche Radames mit seinen Truppen aus dem Irak-Krieg heimkehrt. Natürlich darf auch das Fernsehen nicht fehlen und spielt auf Video (echte) Szenen aus dem Irak-Krieg ein. Solche Beispiele gibt es massenhaft. Der Sänger Jose van Dam wurde gefragt, ob er mal in Spanien gesungen hätte. Er antwortete: Ich hatte ein Angebot in Don Carlos zu singen. Aber in einer Inszenierung in der die Darsteller Pizza essen; ich bitte sie, da bin ich etwas altmodisch. Anneliese Rothenberger sagte einmal: Ein gelber VW-Käfer auf der Bühne; was soll man davon halten. In einer Don Giovanni Aufführung kam der Don Giovanni mit einem Cadillac auf die Bühne. Es gibt auch heute noch schöne Inszenierungen, z. B. Lucia die Lammermoor in Berlin, Figaro und Rosenkavalier in München. Wenn ich Namen höre wie Michael Hampe, Dieter Dorn, Otto Schenk, da weiß ich, auf diese Inszenierungen kann ich mich freuen. In der Presse werden oft die modernen Inszenierungen gefeiert. Wenn es in der Zeitung steht, muß es ja wohl stimme; so denken viele. Ich gehöre nicht zu denen. Ich will mich nicht nur am Gesang erfreuen, sondern will mich auch am Bühnenbild usw. erfreuen.

Um mal eine andere Antwort zu geben, thesenhaft zusammengefasst: 1. Theater ist eine zeitgenössische Kunst, mit den Mitteln der Gegenwart. 2. Das Werk ist nicht das schriftlich fixierte zwischen den Buchdeckeln, sondern erst die Aufführung. Jedes dramatische Werk wurde für die Bühne geschrieben, deren zentrale ästhetische Kategorie die Interpretation ist. (Richard Wagner: "Schafft Neues!") 3. Interpretieren tun die, die auch mit allen anderen Konsequenzen das Leben derer führen, die interpretieren...und das ist nicht immer so toll. Sie entscheiden anhand ihrer künstlerischen Ausbildung, ihres Werdegangs...ihres Geschmacks. 4. Jetzt sagt ihr bestimmt, aber wir zahlen...das stimmt nicht. Ihr zahlt einen Bruchteil dessen, was ein Opernabend kostet. Der Großteil wird vom Steuerzahler anonym gezahlt...und das ist gut so. 5. Wenn ihr andere Inszenierungen wollt, dann findet genügend andere, die ihr bezahlt, die das dann so machen, wie ihr es wollt. Ob das dann noch Kunst ist, wer weiss... 6. Die Stücke der Komponisten aus den vergangenen Jahrhunderten werden heute kaum verstanden, weil die musikalische Sprache und Chiffren jener Zeit unseren Ohren zwar bekannt, für unsere Hörgewohnheiten aber viel zu fade sind, d.h. wir hören die zeitgebundenen Besonderheiten nicht mehr als solche. 7. Warum sollten wir Tannhäuser spielen, wie RW es wollte? Er war doch selber nie zufrieden mit seinen Bühnenrealisierungen. Lest mal die Briefe und Notizen zu den Szenarien von Tannhäuser und Parsifal...

Der Skandal ist, dass die Urenkelinnen von Richard Wagner dafür verantwortlich zeichnen, denn die kennen die Partitur und die Anweisungen ihres Urgroßvaters und handeln nicht demgemäß.