Wie wurde adolf hitler zum reichskanzler 1933?

6 Antworten

Seine Partei hat die Wahlen gewonnen, und sie war die einzige, die eine Koaltion eingehen konnte, die ihr die absolute Mehrheit der Sitze im Reichstag sicherte.

Hitlers NSDAP (288 Sitze) und die ähnlich denkende KSWR (52 Sitze) hatten insgesamt 340 von 647 Sitzen im Reichstag und erzielten damit locker eine absolute Mehrheit. Es gab auch noch kleine Splitterparteien, die auch auf ihrer Seite waren.

Die anderen Parteien war zu zersplittert und erreichten insgesamt, alle zusammen, auch keine 50% der Reichstagssitze....

Auf allen Ebenen hat man versagt. Franz von Papen (ein moderater Konservativer) war der Ansicht, dass man Hitler und seine Truppe in einer Regierungskoalition bändigen könnte. Er unterschätzte Hitler und ging selbst in der Koalition unter. Hitler bändigte am Ende Franz von Papen.

Die ökonomische Krise seit dem Börsencrash traf Deutschland besonders hart. Die Leute hatten keine Arbeit, kein Brot, nichts und wählten aus Frustration über die Etablierten die NSDAP und KPD.

Das machte Mehrheiten in der politischen Mitte unmöglich, auch durch die fehlende 5% Hürde und dadurch viele Splitterparteien einzogen.

Am Ende blieb nur diese Koalition übrig.

Die Verfassung der Weimarer Republik war ebenfalls instabil. Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand wie Hitler kam, die Lücken erkannte und seine Chance in Zeiten der Not nutzte. Siehe Ermächtigungsgesetz.


Daß es Hindenburg mit der Ablehnung Hitlers ernst meinte, darf bezweifelt werden. Daß er nicht wußte, was er tat, ebenfalls.

"Was das angeführte Zitat angeht: Hindenburg wischte damit eine als
unerbetene Einmischung empfundene politische Warnung des nicht sehr
geschätzten Hammerstein beiseite. Das sollte man nicht zu hoch bewerten."


https://www.welt.de/kultur/article1534449/Der-Reichspraesident-war-nie-eine-Marionette.html

Einige Aspekte wurden hier schon genannt. Daher nur ein paar Ergänzungen.

Hindenburg war einer Diktatur keineswegs abgeneigt. Er selbst war bereits als Chef der OHL von 1916 bis 1918 de facto Militärdiktator. Die Demokratisierung nach der Novemberrevolution war ihm zutiefst zuwider.

Die Diktatur begann nicht erst nach der Machtübertragung 1933 sondern wurde bereits seit Jahren Schritt für Schritt eingeführt:

Seit 1930 regierte Hindenburg in einer Präsidialdiktatur mittels Notverordnungen. Mit dem "Kabinett der Barone" gab es zudem 1932 einen erheblichen Rechtsruck in der Regierung. Hier wurden bereits Notverordnungen angekündigt, die dann unter Hitler zur Anwendung kamen.

Der Preußenschlag 1932 war ein weiterer wichtiger Schritt zur diktatorischen Zentralisierung der Macht.

Hindenburg gehört nicht nur der Klasse der Großagrarier an, die stark an der Machtübernahme durch die NSDAP interessiert war, sondern unterhielt auch nach wie vor engste Verbindungen zum Militär, das auf einen neuen Krieg hoffte. Die Industrie machte ebenfalls Druck (Industrielleneingabe).

Hindenburgs Entscheidung für Hitler war von seinem Standpunkt also keineswegs widernatürlich sondern entsprach den Interessen seiner Klasse.

Hinzu kommt:

Neben dem Steuerskandal um Gut Neudeck und der hier bereits erwähnten Schenkung Gut Langenaus dürfte auch der Osthilfeskandal eine Rolle gespielt haben, in den Hindenburg verwickelt war und der dann von den Nazis als Gegenleistung unter den Teppich gekehrt wurde.

Hitler hatte eine Mehrheit im Parlament, er bildete zusammen mit der DNVP eine Koalition. Es war nach der Verfassung geboten, ihn zu ernennen.

Damit das Ganze auch klappte, wurde die Familie Hindenburg von den Nazis bestochen. Die Hindenburgs besaßen das Gut Neudeck. Daneben befand sich das Gut Langenau, das war in Preußischem Besitz. Die Nazis sorgten dafür, dass Oskar von Hindenburg, der Sohn des Reichspräsidenten, der im Hintergrund die Politik des greisen Vaters organisierte, dieses Gut Langenau geschenkt bekam. Möglicherweise wusste der Reichspräsident davon nichts, wurde dann aber von seinem Sohn gedrängt, Hitler zum Kanzler zu ernennen.

atzef  15.08.2017, 23:01

Hitler hatte nie mit seinem Dauerkoalitionär DNVP eine parlamentarische Mehrheit. Das ist völliger Unsinn. Folglich war seine Ernennung auch mitnichten durch die Verfassung geboten.

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Hugito  16.08.2017, 19:21
@atzef

Das stimmt zum Teil. Er hatte mit seiner Koalition keine absolute Mehrheit, nur ca. 41%. Aber er repräsentierte die stärkste politische Kraft und hatte somit eine relative Mehrheit im Parlament.

Vor allem ist bedauerlich, dass die demokratischen Kräfte im Parlament zu wenig zusammen gearbeitet haben. Auch dies war einer der Gründe, für den Aufstieg Hitlers.

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Loqel  17.08.2017, 10:42
@atzef

DNVP schloss sich mit anderen Parteien zur KSWR zusammen. die erzielte 52 Sitze, die Nsdap 288, ergibt zusammen 340, das war die absolute Mehrheit auf 647 Sitze...

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Hugito  17.08.2017, 21:55
@Loqel

Das war aber erst nachdem Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde, bei der Wahl im März 1933. Diese Wahl war offensichtlich keine freie Wahl mehr. Im Zeitpunkt seiner Ernennung durch Hindenburg hatte er noch keine absolute Mehrheit im Parlament.

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Also es war vor allem der Sohn von RP Hindenburg, Oskar von Hindenburg, der seinen Einfluss auf seinen Vater genutzt hat um das SA Verbot aufzuheben und Hitler zum Reichskanzler zu ernennen