Wie verstehe ich Sprachbilder des Barock?
Hallo zusammen, ich habe mal wieder ein Problem mit deutscher Literatur. Dieses Mal behandeln wir das Thema Lyrik, genauer Liebeslyrik aus dem "herrlichen" Barock. Ich verzweifle gerade bei einer freiwilligen Übung, und zwar der Analyse des Sonetts "Beschreibung vollkommener Schönheit" von Christian Hofmann von Hoffmannswaldau. Es ist für mich sehr schwer die sprachlichen Bilder zu verstehen, auch wenn diese in verschiedenen Texten gleich, oder ähnlich sind. Aber bitte was bedeutet der Satz "Ein haar so kühnlich trotz der Berenice spricht" Es ergibt für mich einfach keinen Sinn! Genauso wie "Ein Mund der Rosen führt und Perlen in sich heget" Eigentlich so ziemlich jeder Satz ist mehr oder weniger unverständlich. Meine Frage ist daher: Gibt es sowas wie ein Wörterbuch "Barock - Deutsch, Deutsch Barock"? Ich habe mich schon halb tot gegoogled und finde nichts wirklich hilfreiches. Wenn ich eine Beispielinterpretation suche, ist diese entweder schlecht, oder auf so hohem Niveau, dass ich von der Analyse genau so wenig verstehe, wie vom Text selbst. Ich hoffe hier sind ein paar Barockexperten anwesend, die mir da weiterhelfen können. Danke im Vorraus!
2 Antworten
Leider wirst Du kaum einen 'Katalog' der Metaphern und anderen Stilmitteln aus der Barockzeit finden.
Bei den beiden Beispielen kann ich Dir aber erstmal weiter helfen.
Beim ersten Beispiel meint er, (die Angebetete hat) Haar, das kühn selbst Berenice (oder Berenike) trotzt; sie hat also Haar, das so wunderbar ist, dass es sich selbst mit Berenikes Haar messen kann, nach dem immerhin ein Sternbild benannt wurde.
Der zweite Satz enstpricht dem Standard-Schönheiten-Katalog der Zeit: der Mund wurde immer mit Rosen verglichen, um zu sagen, dass die bewunderte Dame einen wunderschönen Mund hatte und die Zähne, die sie 'darin heget' also darin hat, wurden eigentlich standardmäßig mit Perlen gleichgesetzt, um zu betonen, dass sie weiß, glänzend und ebenmäßig seien, was damals bestimmt selten vorkam...
Es gibt regelrechte 'Schönheiten-Kataloge', die bei den etwas konventionelleren Dichtern der Zeit wieder und wieder vorkommen (Haare wie Gold oder wie Ebenholz; Mund wie Rosenknospen, Zähne wie Perlen, Wangen wie Pfirsische, Haut wie Schnee (so weiß und rein), Augen so strahlend wie die Sonne usw.
Deswegen hat Shakespeare ein wundervolles ironisches Liebessonett geschrieben, in dem er betonte, dass seine Angebetete keine Augen habe, die die Sonne überstrahlten, keinen Mund, der schöner als eine Rose sei usw - und trotzdem sei seine Liebe zu ihr unsterblich, auch durch das Sonett selbst unsterblich gemacht.
Wenn Du weiter Rat brauchst, schreib's einfach auf.
Hallo cadovius, du hast auch mir sehr weitergeholfen mit den ersten beiden verszeilen des gedichts, jedoch kommen ich in vers 4und 5 nicht weiter: was bedeutet der ausrduck "zwo brüste/ wo rubin durch alabaster bricht" (mir ist schon klar dass es sich um edelsteine handel aber was hat das mit dem vorderen teil des satzes zu tun) und "Ein Hals / der schwanen-schnee weit weit zurücke sticht" ?
Vielen Dank Jürgen