Wie stehen die Katholiken heute zum Ablasshandel/Ablassbrief?

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Positiv, denn es gibt den Ablass noch heute. Einfach in etwas sanfterer Form als im Mittelalter.

Damit ist das Problem nach Überzeugung der Kirche aber noch nicht gelöst: Eine „zeitliche Strafe“, also Sühnehandlung wird zusätzlich fällig, obwohl die Vergebung schon geschafft ist, weil die Folgen der Sünde noch in der Welt sind (das, was der Kardinal mit „Krümeln“ meint). Lebende können ihre Schuld etwa mit Gebeten, Pilgerfahrten, Almosen und Askese abzutragen versuchen. Was sie bis zum Tod nicht wieder gut gemacht haben, müssen sie anschließend im Fegefeuer abgelten. Um diese „zeitlichen Strafen“ für die Lebenden und die Toten zu verkürzen oder ganz zu erlassen, kann die Kirche Ablässe gewähren.
https://www.welt.de/kultur/article149752837/Was-Sie-als-Suender-jetzt-wissen-muessen.html

Hier kommt es leider fast immer zu einem Missverständnis. Der Ablaß bezieht sich nicht auf die Vergebung der Sünde. Diese kommt immer von Gott, und kann nicht mit Geld erkauft werden . Der Ablaß ist etwas völlig anderes. Er bezieht sich ausschließlich auf die zeitigen, also irdischen, Strafen für die Sünden. Diese Strafe kann alles mögliche sein, also auch eine Geldspende für wohltätige Zwecke. Das ist heute die katholische Lehre, und war es auch früher. Mag sein, dass es da Mißstände gegeben hat, Übertreibungen. Das Prinzip als solches ist aber richtig.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.
Wie viel kostete ein Ablassbrief?
Der Preis der Briefe wurde an den Käufer angepasst. Grafen zahlten sechs bis zehn Gulden, Kaufleute drei und Handwerker nur einen Gulden. Zum Vergleich: Ein Paar guter Schuhe kostete damals etwa einen Gulden
Der Ablasshandel mit seinem berühmten Brief ist in der römisch-katholischen Kirche seit dem Jahr 1562 verboten und seit 1567 mit der Strafe der Exkommunikation belegt

Niemand musste die Ablassbriefe kaufen. Gebete waren statt dessen immer möglich.

https://www.kathpedia.com/index.php/Ablass

Der Ablasshandel ist ein Missbrauch, den es nur in Deutschland gab. Die Katholiken insgesamt aber - außerhalb von Deutschland - waren dagegen, weshalb sie ihn selbst nicht praktizierten. Der Ablasshandel ist ein antikatholischer Akt und wird von uns Katholiken abgelehnt.


"dass die Kirche damals den Menschen Geld aus der Tasche gezogen hat, damit diese sich ihre Sünden freikaufen konnten?"

Soweit ich mich erinnere, ist das bis heute so, Stichwort Kirchensteuer :)

Ohne Moneten gibts keinen Segen.


Dultus, UserMod Light  
Fragesteller
 20.07.2023, 08:46

Touché. Eigentlich ironisch, dass die gar von der evangelischen Kirche bezogen wird. Allerdings zahlt man diese natürlich nicht, um ihre Sünden freizukaufen. :-)

(Also ich sowieso nicht, weil ich ausgetreten bin.)

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ProfFrink  20.07.2023, 09:30

Heute ist es eher umgekehrt. Die Kirche lehrt durch alle Konfessionen, dass der Segen Gottes umsonst also unverdient ist. Es ist nur so, dass der Kirchenbetrieb Kosten verursacht, die durch Kirchensteuern oder durch freiwillige Spenden gedeckt werden müssen. Und wenn der Klingelbeutel durch die Reihen geht, dann spricht man auch stets vom Dankopfer. Nicht dass der Eindruck entsteht, dass da so eine Art Wiedergutmachungsgebühr entrichtet wird für alle schrägen Sachen, die ich mir geleistet habe. Ich für meinen Teil gebe gerne und reichlich. Denn wenn's der Kirche gut geht, dann geht es bald allen gut.

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