Wie sah der Geschlechtsdimorphismus bei verschiedenen Dinosauriern aus?
Es ist zwar wenig darüber bekannt, doch an den heute lebenden Dinosauriern, den Vögeln, und an den nahen Verwandten der Dinosaurier, den Krokodilen, kann man gut verschiedene Formen von Sexualdimorphismus erkennen.
Bei Dinosauriern trat er also wahrscheinlich auch in irgendeiner Form auf. Bei welchen Arten ist es den wahrscheinlich? Und was ist der Unterschied/die Unterschiede?
- Körpergröße: Männchen sind größer (Krokodile, viele Vögel), Weibchen sind größer (Greifvögel, viele Reptilien)
- Buntere Färbung, was bei sehr vielen männlichen Vögeln vorkommt
- Stärker ausgeprägtes oder zusätzliches Organ bei Männchen (Pfau, Huhn)
Gerne würde ich was hören über Theropoden wie Allosaurus, Baryonyx, aber auch Utahraptor und Tyrannosaurus.
3 Antworten
Leider muss hier vieles im Bereich der Spekulation bleiben. Bis auf wenige Ausnahmen lässt sich bisher das Geschlecht der Dinosaurierfossilien nicht bestimmen. Eine eindeutige Geschlechtsbestimmung ist nur bei denjenigen Fossilien möglich, bei denen medullärer Knochen nachgewiesen werden konnte - diese Individuen waren Weibchen. Das heißt aber nicht, dass Fossilien derselben Art, bei denen kein medulläres Knochenmaterial gefunden werden konnte, automatisch Männchen waren. Denn medullärer Knochen wird nur temporär ausgebildet, er dient als Calciumspeicher für die Bildung der Eischale und ist somit nach der Brutperiode wieder abgebaut.
Bei einigen Dinosauriergattungen hat man an den Fossilien teils recht große Unterschiede gefunden, die auf einen Geschlechtsdimorphismus hindeuten können. Bei z. B. Dilophosaurus hat man unterschiedlich stark ausgeprägte Knochenkämme entdeckt. Es gibt aber auch noch andere Erklärungsmöglichkeiten für die Verschiedenheit. Eine Alternative wäre einfach die innerartliche Variabilität, deren Bandbreite wir aufgrund der nur geringen Fossilfunde wir nicht kennen. Eine andere Erklärung könnten unterschiedliche Altersstadien der gefundenen Fossilien sein. Insgesamt kennen wir von den meisten Dinosauriern viel zu wenige Funde, um sinnvolle Vergleiche zu ziehen. Und leider lässt sich aus so alten Fossilien keine DNA mehr gewinnen, mit der eine Geschlechtsbestimmung möglich wäre - sofern überhaupt bei den Nichtvogeldinosauriern das Geschlecht ähnlich durch Geschlechtschromosomen festgelegt wurde wie bei den Vögeln.
Wir können deshalb nur anhand der Beobachtung heutiger Tiere und insbesondere anhand der heute noch lebenden Dinosaurierarten, eben den Vögeln, Vermutungen darüber anstellen, ob und welche Form von Geschlechtsdimorphismus bei den ausgestorbenen Dinosaurierformen vorkam. Wir wissen, dass viele Dinosaurier ein Federkleid hatten, es wäre deshalb gut möglich, dass bei einigen Dinosaurierarten die Männchen ein auffälliges Prachtkleid besaßen. Vielleicht können wir diese Frage eines Tages näher beleuchten. Schon heute ist es bei einigen Dinosauriern gelungen, Farbstoffe in den Federn zu identifizieren. Von Anchiornis huxleyi wissen wir z. B., dass die Art überwiegend schwarz, weiß und grau gemustert war und eine rote Federkrone besaß. Möglicherweise werden wir irgendwann einmal wissen, ob es einen Geschlechtsunterschied gab, wenn man mehr Fossilien untersuchen konnte. Manche Forscher nehmen auch an, dass die Schilde vieler Ceratopsier ein buntes Muster geziert haben könnte, das der Brautwerbung diente.
Von Confuciosornis, einer frühkreidezeitlichen Vogelgattung, sind einige gut erhaltene Fossilien erhalten. Manche besitzen stark verlängerte Schwanzfedern, was am plausibelsten durch Sexualdimorphismus erklärt werden kann, sodass man annimmt, dass es sich bei den Exemplaren mit verlängerten Federn um Männchen handelte. Vielleicht besaßen auch einige Nichtvogel-Dinosaurier solche Schmuckfedern. Genau wissen wir das jedoch nicht.
Weil wir auch kaum etwas über die Stimme der Dinosaurier wissen, können wir nur Vermutungen darüber anstellen, ob manche Arten vielleicht Brautwerbung betrieben, indem sie bestimmte Töne erzeugten. Denkbar ist das, aber wir wissen es nicht.
Ob sich die Geschlechter hinsichtlich der Größe unterschieden, wissen wir ebenfalls nicht. Auch der Vergleich von Vögeln bringt uns nicht weiter, weil es bei Vögeln alle möglichen Formen von Größendimorphismus gibt: bei manchen Arten (z. B. Greifvögeln, Eulen) sind die Weibchen größer, bei anderen sind die Männchen größer (z. B. Strauß), bei wieder anderen sind die Geschlechter gleich groß. Vermutlich galt auch für Nichtvogeldinosaurier, dass es hier keine allgemeingültige Regel gab, sondern die Unterschiede artspezifisch waren.
Ja bei einigen. Bei großen Raubsauriern zb waren die Weibchen merklich größer als die Männchen.
Ob es jetz Unterschiede bei den Farben gab kann man nicht sagen. Viele Dinosaurier hatten ja federn. Vielleicht hatten bei einigen die männlichen buntere als die weiblichen aber das bleibt Spekulation
Leider ist man sich hier noch nicht sicher. Es gibt für verschiedene Arten Hinweise auf einen Geschlechtsdimorphismus, doch offenbar ist die Fallzahl nicht ausreichend für signifikante statistische Aussagen. Siehe dazu die Zusammenfassung in Recognizing sexual dimorphism in the fossil record: lessons from nonavian dinosaurs | Paleobiology | Cambridge Core