Wie passen Kapitalismus und Christentum zusammen?

10 Antworten

Die Kirche selbst ist eine urkapitalistische Vereinigung. Ich kenne deren Kontostand nicht, aber sieh dir doch mal die Gelände und die Bauwerke (Kirchen) an, die sich in deren Besitz befinden. Die Kirchen sind prall gefüllt mit historischen Kostbarkeiten, und wenn da mal so ein Fenster saniert oder 2 qm Decke nachgebessert werden müssen, dann kostet das immer gleich 200000 Euro, die problemlos beglichen werden können. Würden sich Christen also gegen den Kapitalismus richten, würden sie sich sehr tief ins eigene Fleisch schneiden. Sicherlich gilt das auch für andere Religionen, aber Kirchen und nur selten genutzte Gemeindehäuser sieht man ja eigentlich an jeder Ecke hierzulande.

Frerk führte im Jahr 2013 neue Berechnungen durch, nach denen sich das Vermögen der katholischen Kirche 2013 auf bis zu 200 Milliarden Euro belief

https://de.wikipedia.org/wiki/Vermögen_der_römisch-katholischen_Kirche

Den Schotter könnte man ja auch mal sinnvoll einsetzen. Und mal wieder an Hausecken predigen, nicht wahr?

Im Islam wird sogar ein eigenes Finanzwesen mit z.B. eigenen Kreditinstituten betrieben. Normal ist das alles nicht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Islamisches_Finanzwesen


Aleqasina  15.03.2022, 12:27

Ich schlage dir einen Deal vor:
Du gibst dem Erzbistum Hamburg das Geld, dass du jetzt gerade in der Tasche hast. Dafür bekommst du das Geld, das beim Erzbistum am Jahresende unterm Strich in der GuV steht.

Okay? Die sofortige Heiligsprechung ist dir sicher!

Scherz beiseite, die Geschichte mit dem "Reichtum" der Kirche ist eine Mär. Und gerade die alten denkmalgeschützten Gebäude bereiten den Finanzreferenten schlaflose Nächte.

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Epigone  15.03.2022, 12:29
@Aleqasina

Weshalb Hamburg und nicht irgendwas Lukratives in Bayern?

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nito04  15.03.2022, 12:31

Kirche und Religion ist noch was ganz anders

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Hallo Bahamut,

fast perfekt. Das Christentum kann man als dem Kapitalismus angemessene Religion bezeichnen.

1) Das Christentum hält die Dinge für unerklärbar und unveränderbar. Ein Gott, dessen Ratschluss undurchschaubar ist, lenkt alle Dinge. Das recht mittelmäßige Leben, das dem nun entspringt, bekommt dafür hinrenraus KOMPENSATION in Form des Paradieses.

Von solchen Bürgern hat der Kapitalimus also wenig Widerstand zu erwarten.

2) Andererseits ist das Christentum abstrakt und "zeitgemäß" genug, sämtliche - auch eigentlich sündhafte - Vorgänge in der Gesellschaft zu akzeptieren. Die Leute dürfen sich heute zum Beispiel vor der Ehe lieben, wie sie wollen. Eine angenehme Kompensation in ihrem Reproduktionsbereich (Privatleben) für die Mühsal der Lohnarbeit. Alle Schlager handeln von Liebe.

In den Zehn Geboten steht, man soll Eigentum respektieren und einhalten, Fremde Götter und Herrscher ablehnen, also für mich wirkt das wie Kapitlismus pur.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Anarchokapitalist, Voluntarist, Anarchist, Libertärer

Die Muslime profitieren vom Kapitalismus auch. Weshalb kommen sonst so viele Flüchtlinge nach Europa? Weshalb war die USA, bis zum 11. September 2001, für manche Muslime das "gelobte Land", wo man gerne hin wollte?

Wie stellst Du dir denn Kritik am Kapitalismus vor? Es ist auch weniger notwendig als früher. Da starke Gewerkschaften in den Unternehmen mitreden. Man könnte auch sagen, dass dadurch viel mehr Einfluss genommen werden kann, als in vielen grossen Firmen ausserhalb Europas.

Passen denn Kapitalismus und Islam zusammen? Dort gibt es ihn auch, man kennt ihn einfach nicht unter diesem Namen. Zum Beispiel der Iran:

Im  theokratischen  Staat  Iran sind weite Teile der Wirtschaft verstaatlicht. Dazu zählen z. B. bis auf wenige Ausnahmen die Banken. Weitere wirtschaftliche Bereiche sind privat oder genossenschaftlich organisiert. Allgemein wird die kapitalistisch ausgerichtete Wirtschaft als  Kommandowirtschaft  bezeichnet, in der die politischen Machtzentren versuchen die  Wirtschaft  zu steuern. Der staatlichen Planung liegen jeweils Fünfjahrespläne zugrunde. [12] Der Iran gehört nach kaufkraftbereinigtem Bruttoinlandsprodukt zu den 20 größten Wirtschaftsmächten weltweit. [13]
Einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor stellen die religiösen Stiftungen ( Bonyād ) dar. Sie kontrollieren ca. 80 % der Wertschöpfung.

https://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaft_des_Iran

Wird dieser "Kapitalismus" gross kritisiert?

Der Gründer und Vollender des christlichen Glaubens ist Jesus. Da er nach dem Glauben der Erlöser (Messias) ist bleibt er der alleinige Herrscher. Er war es der die Gerechtigkeit und das Reich Gottes brachte. Ihm allein ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. Seine Aussagen in der Bergpredigt nach Matheus 5 lauten : "2 Und das lehrte er sie: 3 »Glücklich sind die, die erkennen, dass sie Gott brauchen[1], denn ihnen wird das Himmelreich geschenkt. 4 Glücklich sind die, die traurig sind, denn sie werden getröstet werden. 5 Glücklich sind die Freundlichen und Bescheidenen, denn ihnen wird die ganze Erde gehören. 6 Glücklich sind die, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden sie im Überfluss erhalten. 7 Glücklich sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erfahren. 8 Glücklich sind die, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott sehen. 9 Glücklich sind die, die sich um Frieden bemühen, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden. 10 Glücklich sind die, die verfolgt werden, weil sie in Gottes Gerechtigkeit leben, denn das Himmelreich wird ihnen gehören. 11 Glücklich seid ihr, wenn ihr verspottet und verfolgt werdet und wenn Lügen über euch verbreitet werden, weil ihr mir nachfolgt. 12 Freut euch darüber! Jubelt! Denn im Himmel erwartet euch eine große Belohnung. Und denkt daran, auch die Propheten sind einst verfolgt worden." ( Übersetzung Neues Leben)

Diese Konzept steht dem Kapitalismus in allen Bereichen konträr entgegen. Es geht nicht um Egoismus, Habgier und Übervorteilung, es geht schlicht und einfach darum seinen Machtanspruch in Opposition zur "Welt" darzustellen. Damit erfüllte er das Gesetz ( Gebote) in der der Vater (Gott, Yahweh) immer seinen Anspruch als Gerechter Herrscher darlegte. Der Kapitalismus ist eine vom Menschen geschaffene Ideologie die auf Ausbeutung von Mensch und Natur und die damit verbundene Anhäufung von Reichtum für wenige beinhaltet. Das Reich Gottes hingegen bietet allen "Gottes Wohlstand" an und das Alllein als unverdiente Wohltat des Christus. Von daher ist der Kapitalismus weder von Christus inspiriert noch können sich Kapitalisten auf die Bibel berufen. Da die Kirchen niemals ein Problem mit weltlicher Macht hatten und danach strebten ( Könige von Gottes Gnaden) haben sie auch wenig Probleme mit der "neuen Macht" der menschlichen Ideologien. Eine Klare Positionierung der Gläubigen wird weder gefordert noch deutlich gemacht, im Grunde betreiben die Kirchen "Bigoterie" . Jesus sagte auch in Mattheus 6 also einem Kapitel weiter: "Niemand kann zwei Herren dienen. Immer wird er den einen hassen und den anderen lieben oder dem einen treu ergeben sein und den anderen verabscheuen. Ihr könnt nicht gleichzeitig Gott und dem Geld dienen." ( Matt. 6, 24).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung