Wie mit schwierigen Kunden in der Apotheke umgehen?
Hey Leute,
ich bin Berufsanfängerin, arbeite als Apothekerin in einer Apotheke. Habe zurzeit das Problem, dass mein Chef teilweise gegen Gesetze verstoßt (Medikamentenabgabe ohne Rezept etc.). Ich kann das nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Die Kunden sind deswegen immer sauer auf mich, wenn ich nicht ihre Wünsche erfüllen kann. Sie kommen immer mit dem Argument, dass der Chef immer Sachen ohne Rezept abgibt. Mir geht das tierisch auf die Nerven....ich riskiere doch nicht meinen Job und verstoße gegen Gesetze, nur um die Kunden zufrieden zu stellen. So vergraule ich jetzt die Kundschaft... was könnte ich sagen, wenn mein Chef z.B im Urlaub ist und mir die Kunden wieder kommem mit: „ Beim Chef geht das immer“? Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich möchte nicht gegen Gesetze verstoßen. Dazu kann mich keiner zwingen...
9 Antworten
Du sagst ganz freundlich, dass das Medikament verschreibungspflichtig ist. Punkt. Sprich entschieden. Und sprich nach dem Urlaub mal ein klares Wort mit dem Chef.
Wenn jemand etwas Strafbares tut, dann heißt das noch lange nicht, dass sein Vertreter das auch tun muss.
Die Kunden sollen sich halt ein Rezept holen.
Und was soll ich sagen, wenn die Kunden zu mir meinen, dass sie beim Chef das immer bekommen? Ich brauche da echt eine schlagfertige Antwort...
Mach dir klar, dass du Berufsverbot und eine fette Strafe kassierst, wenn dich jemand anzeigt. Und sei sicher, dass dein Chef alles abstreiten wird. Das Leben liegt vor Dir - versau es dir nicht. „Ich bin nicht der Chef, bitte kommen Sie wieder, wenn er da ist oder bringen Sie mir ein Rezept.“
Du solltest im übrigen schnellstens kündigen.
Also mal sachte, bitte ... "mit dem Gewissen vereinbaren" klingt schon ziemlich pathetisch.
Vorab: Rezeptpflicht ist ein scharfes Schwert, ein Verstoss dagegen strafbewehrt. Völlig klar.
Aber man muss doch bitte die Kirche im Dorf lassen und jeden Einzelfall berücksichtigen. Hat Kunde "nur" vergessen, ein Rezept für Dauermedikation zu organisieren (beruflich oder privat verhindert oder Praxis geschlossen), dann ist das was anderes als ein laxes "machen wir immer so".
Dann kommt es darauf an, ob es der Blutdrucksenker ist oder ein potentiell psychotropes Präparat.
Oder ein Ibu800, das Rx ist, aber locker vom Kunden durch 400er ausgetauscht werden würde.
Oder gar ein rechtfertigender Notstand vorliegt ?
Pharmazeuten haben eine Hauptaufgabe: Menschen helfen.
Und da muss man manchmal pragmatisch vorgehen.
Was definitiv NICHT in Ordnung ist, ist natürlich ein generelles "mir egal" ... da sollte man schon mit Chef/in reden, dass in anderen Apotheken die Gesetze eingehalten werden ...
Aber: Ist so eine Diskussion eigentlich auf gutefrage zielführend ???
dann sage diesen Kunden, sie mögen wiederkommen, wenn der Chef da ist. Wenn dieser das mit seinem Gewissen verantworten kann, dann bitte, aber an deiner Stelle würde ich mir keinen Kopf machen. Du arbeitest so, wie du es verantworten kannst.
Ich kenne das Problem auch. Ich versuche zu erklären, dass ich verschreibungspflichtige Medikamente nicht einfach so abgeben darf. Wenn es möglich ist, hole ich mir das telefonische ok des Arztes/lasse mir das Rezept vorab faxen.
Geht das nicht, bitte ich die Kunden darum, dass sie sich entweder ein Rezept von der Notfallpraxis holen oder dann zu kommen, wenn der Chef da ist.
Erklär dem Kunden die Rechtslage und handel rechtskonform. Du vergraulst diese Kunden nicht; sie werden ab und an mal an der Apotheke vorbeilaufen und kommen herein, wenn der Chef nochmal da ist oder sie dich nicht im HV sehen.
Ich würde eher mal mit deinem Chef reden...
LG
Sag „Leider bin ich nicht der Chef“