Wie lernt man, sich durchzusetzen?

6 Antworten

Mach richtig klar, dass du in deinem Punkt recht hast.

Musste ich damals auch tun. Hätte ich das nicht getan, hätte niemand in meiner Familie geglaubt, dass ich es kann.

Hallo Anjachen60,

auf jeden Fall kannst Du an Deinem mangelnden Selbstbewusstsein etwas tun. Natürlich kannst Du nicht von heute auf morgen ein ganz anderer Mensch werden. Wenn Du jedoch beständig an Dir arbeitest, wirst Du positive Veränderungen an Dir feststellen können.

Grundsätzlich ist es so, dass man oft mehr erreichen und verändern kann, als man glaubt. Auch wenn Du noch verhältnismäßig jung bist, und Du Dir nicht viel zutraust, kannst Du möglicherweise Kräfte in Dir wecken, die Dich wirklich nach vorn bringen und Dir helfen können, Deine Gedanken und Gefühle in eine andere Richtung zu lenken.

Was sind das für Kräfte, die in Dir und eigentlich auch in jedem anderen Menschen stecken? Ich denke da hauptsächlich an zwei Dinge: Dein Wille und Deine Gedanken. Beide stehen in enger Beziehung zueinander, denn durch Deinen Willen kannst Du Deine Gedanken ganz bewusst so steuern, dass sie letztendlich auch Deine Gefühle in eine positive Richtung beeinflussen.

Viele sind sich darüber aber gar nicht im klaren. Sie lassen sich so dahintreiben und warten darauf, dass jemand kommt und ihnen hilft. Es ist natürlich schön, wenn jemand da ist, der einen unterstützt und bei dem man seine Sorgen abladen kann. Doch nicht immer hat man einen lieben und verständnisvollen Menschen an seiner Seite. Das heißt aber nicht, dass man dann verloren wäre!

Was ist also zu tun? Erst einmal ist wichtig, dass Du verstehst, wie Du Deinen Willen und Deine Gedanken richtig kontrollieren und einsetzen kannst. Dein Wille ist wie das Lenkrad bei einem Auto, mit dem Du in die eine und auch in die andere Richtung steuern kannst.

Frage Dich einmal: "Habe ich das Steuer tatsächlich fest in der Hand und lenke meine Gedanken, oder lasse ich mich umgekehrt von meinen Gefühlen und Gedanken steuern?"

Vielen geht es so, dass ihnen gar nicht bewusst ist, dass sie schon längst die Kontrolle verloren haben. Daher fühlen sie sich hilflos und hoffen, dass irgendwann jemand kommt, der sie aus ihrer Lage befreit. Dabei vergessen sie, dass sie selbst dazu durchaus in der Lage sind!

Sei Dir auch bewusst, dass Du in Wirklichkeit keine schwache Person bist, sondern über eine ganze Menge an Kraft in Dir verfügst! Setzte zum Beispiel Deinen Willen so ein, dass Du negative Gedanken, die Du Dir evtl. immer wieder über Dich machst, vertreibst und durch positive Gedanken ersetzt.

Und wenn Du irgend etwas an Dir hasst, dann frage Dich: "Was kann ich tun, um es zu ändern oder zu verbessern?" Sollte das nicht möglich sein, dann finde Dich erst einmal damit ab und rede Dir nicht ein, dass Du nichts wert bist!

Lerne Dich so zu akzeptieren, wie Du bist und Dich selbst zu mögen. Tu Dir öfter mal etwas Gutes und sei zu Dir selbst so, wie zu einem guten Freund! Und noch etwas: Erwarte niemals Perfektion von Dir und verzeih Dir selbst, wenn Du hier und da Fehler machst. Fehler zu machen ist menschlich, und andere machen ebenso Fehler wie Du!

Bestimmt kennst Du den Satz, der in der Bibel steht: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" (Matthäus 22:39). Ist Dir aufgefallen, dass hier steht, dass man auch sich selbst lieben sollte?

Natürlich heißt dass nicht, dass man nur an sich denken sollte. Nein, es geht darum, ausgeglichen zu sein. Denke daran: Nicht nur die anderen sind wichtig, sondern auch Du!

Diejenigen, die kein oder nur wenig Selbstvertrauen haben, haben einfach vergessen, sich selbst zu sehen! Doch das kann man lernen! Vergiss bitte nicht: Du bist es wert, geliebt zu werden, und es gibt ganz sicher eine ganze Menge Gutes, das in Dir steckt! Du hast es wahrscheinlich nur noch nicht entdeckt!

Und was noch wichtig ist: Niemand schafft es, von heute auf morgen ein ganz anderer Mensch zu werden. Du wirst besonders am Anfang immer wieder merken, dass Deine alten Denkmuster hoch kommen und der Eindruck entstehen könnte, Du seist nicht viel weiter gekommen. Doch lasse Dich von Rückschlägen nicht entmutigen, sondern arbeite weiter an Dir! Im Laufe der Zeit wirst Du feststellen, dass Du Dich in eine positive Richtung entwickelt hast.

Und wenn Du an Gott glaubst, dann denke daran, dass er Dich sieht und dass Du ihm wichtig bist! Es gibt viele Stellen in der Bibel, die das sehr schön zeigen. Ein Beispiel ist ein Schreiber der Bibel, der König David. In einem Gebet sagte er einmal: „Du hast mich durchforscht und du kennst mich. Du weißt, wann ich mich setze und wann ich aufstehe. Aus der Ferne erkennst du meine Gedanken“ (Psalm 139:1,2).

Denke einmal kurz darüber nach! David schreibt, dass Gott ihn durchforscht habe und ihn genau kenne. Hätte Gott das getan, wenn er sich für diesen Mann nicht interessiert hätte? Und dann spricht er zum Schluss davon, dass Gott seine Gedanken kenne. Sind das nicht alles Beweise, dass Gott Anteil an unserem Leben nimmt und wir ihm nicht egal sind?

Ich wünsche Dir, dass Dir der eine oder andere Tipp etwas weiterhilft!

LG Philipp


Anjachen60 
Fragesteller
 20.11.2022, 11:37

Hallo Philipp, danke dir sehr für deine ausführlichen Ratschläge. Leider bin ich kein junger Mensch mehr - ich bin 64. Da ist es noch schwerer, alte Denkmuster abzulegen. Mich selbst zu lieben, habe ich nie gelernt. Mir wurde beigebracht, dass ich mich nur gut fühlen kann, wenn ich die Erwartungen anderer erfülle. Deshalb war ich schon als Kind bemüht, gute Noten nach Hause zu bringen, immer lieb+nett zu sein, usw. Auffälligkeiten hatte ich schon als Kind gezeigt. Es hat aber niemand etwas unternommen. Heute denke ich, ich hätte zum Kinderpsychologen gemusst. Ich würde sehr gerne wieder alleine leben. Eine kleine Wohnung habe ich ja schon für mich. Aber dann ist da wieder das Verantwortungsdenken gegenüber meinem Mann, der schwer krank ist und nicht weiß wohin. Da kann ich mich noch so anstrengen, positive Gedanken kommen da nicht auf.

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Philipp59  21.11.2022, 07:01
@Anjachen60

Hallo Anjachen60,

habe ich gerne gemacht!

Ich bin in Deiner Altersklasse, 63 Jahre. Ich weiß, wovon Du sprichst, wenn Du schreibst, wie schwer es ist, alte Denkmuster abzulegen. Allerdings hat mich das Leben eines gelehrt: Es ist nie zu spät, etwas Neues anzufangen und einen anderen, besseren Weg einzuschlagen. Das kann u.U. natürlich ein ganz schöner Kampf sein! Dennoch lohnt es sich auf längere Sicht gesehen.

Du schreibst, dass Du Dich um Deinen kranken Mann kümmern musst. Wenn ich fragen darf: Hat er etwas damit zu tun, dass Du (neben Deinen schlechten Kindheitserfahrungen) ein mangelndes Selbstwertgefühl hast?

Ich weiß ja nicht, ob Du an Gott glaubst. Nach meiner Erfahrung kann er einem sehr dabei helfen, neue Denkmuster zu entwickeln und trotz schlechter Umstände ein glückliches Leben zu führen.

LG Philipp

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Anjachen60 
Fragesteller
 21.11.2022, 10:29
@Philipp59

Ja, um ehrlich zu sein, mein Mann hat etwas damit zu tun. Darüber möchte ich aber nicht öffentlich diskutieren.

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Ich hab damals einen Tip von meiner Psychologin bekommen um mein Selbstbewusstsein auf zu bessern. Klingt jetzt vielleicht für manche doof aber der Tip ist : Nicht als erstes Hallo sagen.

Egal wer dir entgegen kommt, sag nicht als erstes hallo. Nur hallo zurück antworten. Wenn derjenige dich garnicht grüßt, gehst du einfach an Ihm/Ihr vorbei.

Meine Psychologin meinte das die Erwartungshaltung von uns selbst einen dazu zwingt direkt immer Hallo zu sagen. Sonst würden wir von uns denken das es unhöflich wäre. Aber dann müsste ja unser Gegenüber genauso unhöflich sein. Im Endeffekt geht es darum den Mut zu haben dieses Unwohle Gefühl zu überwinden. Das wiederum poliert dein Selbstbewusstsein und du wirst auch in anderen Dingen selbstbewusster. Bei dir wäre es das du nicht mehr klein bei gibst und du den Mund auf machst. Denn das schlechte Gefühl das dir den Mund verbietet hast du mit dieser Übung besiegt.

Lernen kann man sowas nur in seltenen Fällen entweder du kannst es oder nicht.

Es ist auch Persönlichkeitsabhängig ob man so etwas kann oder nicht. Manche haben einfach eine Aura die es ihnen ermöglicht sich einfacher durchzusetzen als anderen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das ist nicht irgendein "altes Schema" sondern gehört zum Benehmen eines erwachsenen Menschen. Kinder versuchen ihren Willen in jeder Situation durchzudrücken, schaffen es nicht, ihre Aggressionen zu zügeln und sich selbst am Riemen zu reißen.