Wie lernt man glücklich zu leben nach Aristoteles Verständnis des Glücks?

2 Antworten

Völlig erlernbar ist Glück nach Auffassung von Aristoteles nicht, weil es auch äußerer Güter bedarf (Aristoteles, Nikomachische Ethik 1, 9 1099 a - b; 10, 9, 1178 b – 1179 a) und also günstige Umstände eine Rolle spielen.

Davon abgesehen tragen Lernen/Belehrung (griechisch: μάθησις [mathesis]; bzw. διδαχή [didache = Belehrung, Lehre), Gewohnheit (Einübung/Gewöhnung) (griechisch: ἔθος [ethos]) und eifrige Übung/Bemühung/Sorgsamkeit (griechisch: ἐπιμέλεια epimeleia]) dazu bei, Gückseligkeit zu erwerben (Aristoteles, Nikomachische Ethik 1, 10 und 10, 10).

Auch Tugend/Vortrefflichkeit (griechisch: ἀρετή [arete]) gehört dazu. Die ethische Tugend/Charaktertugend/Vortrefflichkeit des Charakters wird durch Gewohnheit (Einübung/Gewöhnung) erworben (Aristoteles, Nikomachische Ethik 2, 1). Jemand bekommt sie nach vorausgegangenen Handlungen. Durch oft ausgeübtes Verhalten wird sie erreicht. Jemand hat dann eine richtige feste Haltung/innere Einstellung.

Glücklich zu leben wird dadurch erlernt, sich von der Vernunft leiten zu lassen, durch Erkenntnisse aus Lernen und Belehrung, durch eifrige Übung/Bemühung/Sorgsamkeit, durch Erziehung der Jugend und durch Gesetze.

Überlegungen, wie Glück zuteil wird, enthält z. B. Aristoteles, Nikomachische Ethik 1, 10, 1099 b.

Aristoteles, Nikomachische Ethik. Übersetzt und herausgegeben von Gernot Krapinger. Stuttgart : Reclam, 2017 (Reclams Universal-Bibliothek ; Nr. 19448), S. 17 -18:

10 Daher ergibt sich nun die Frage, ob das Glück durch Lernen oder durch Gewöhnung oder [10] sonst wie durch Übung erworben werden kann, oder ob es durch göttliche Bestimmung oder auch durch Zufall zuteil wird. Wenn [23] es nun überhaupt ein Geschenk der Götter an die Menschen gibt, dann ist wahrscheinlich auch das Glück gottgegeben, und zwar umso mehr, als es von den menschlichen Gütern das Beste ist. Aber das gehört vielleicht eher zu einer anderen Untersuchung. Auch wenn das Glück [15] nicht von Gott gesandt ist, sondern durch Tugend und eine Art von Lernen oder Übung erworben wird, scheint es doch zu den göttlichsten Dingen zu gehören; denn der Preis und das Ziel der Tugend ist offenbar das höchste Gut und etwas Göttliches und Seliges. Das Glück wird dann wohl auch vielen gemeinsam sein. Denn durch Belehrung und Bemühung können es alle erlangen, wenn sie nicht, was die Tugend betrifft, verkümmert sind. [20] Wenn es aber besser ist, auf diese Weise als durch Zufall glücklich zu sein, so ist anzunehmen, dass es sich tatsächlich so verhält, entspricht es doch der Natur der Dinge, dass sie so gut wie nur möglich sind; dasselbe gilt aich für die Dinge, die durch praktisches Können und jede andere Ursache entstanden sind, und am meisten für das, was durch die beste Ursache entsteht. Das Größte und Beste dem Zufall zu überlassen, wäre wohl leichtfertig. [25] Das Gesuchte wird zugleich auch aus unserer Definition des Glücks ersichtlich; denn wir haben es als eine bestimmte Tätigkeit der Seele im Sinne der Tugend bezeichnet. Von den übrigen Gütern sind die einen notwendige Grundbedingungen des Glücks, die anderen aber ihrer Natur nach Hilfsmittel und nützliche Werkzeuge. Das dürfte auch mit dem eingangs Gesagtem übereinstimmen; dort haben wir ja das Ziel der Politik [30] als das höchste Gut festgelegt; diese bemüht sich ganz besonders darum, die Bürger mit gewissen Eigenschaften auszurüsten, das heißt, sie gut zu machen und [24] fähig, sittlich gut zu handeln.“

Glück und glücklich sind doch zwei verschiedene Dinge

helooo642 
Fragesteller
 30.11.2021, 19:19

In diesem Kontext nicht.

0