Wie lang ist der Bremsweg eines Containerschiffes, welches mit maximaler Geschwindigkeit fährt?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Na, so ganz kann ich meinen Vorrednern nicht zustimmen.

Also, ich nehme als Ausgangslage ein 400m langen Zossen, der mit "VV" 20 Knoten läuft. Im Notbetrieb, also mittels "Notstop" gestoppter Maschine aus dieser Fahrt, braucht das Schiff mindestens um die 15 Minuten, ehe die Maschine auf Zurück anzulassen überhaupt probiert werden kann. Denn sie dreht durch die Anströmung ja auch OHNE Brennstoff weiter. Das sind also schon immer mal etwa 4 Seemeilen Weg, ehe die Maschine auf "Zurück" anspringt. Wenn sie dann angesprungen ist, vergehen weitere 10 Minuten, in der sie mittels Maschinenkraft soweit abgebremst werden kann, dass sie auch die Leistung "Zurück Voll" erbringen kann, was ich mit 2 Seemeilen ansetze. Wenigstens weiter 5 Minuten weiter, also gut eine halbe Meile, ehe die Fahrt aus dem Schiff genommen ist. Macht zusammen rund 6 Meilen. Das sind 11,5 km Strecke, im Notfall! Also 27 Schiffslängen, Aus voller Fahrt im Notfall.

Nimmt man die Fahrt aus dem Schiff "normal" heraus, vergehen von "Voraus Voll" bis zum Punkt, an dem man die Maschine OHNE Crash umsteuern darf und kann (in Abhängigkeit vom Maschinentyp und den Vorgaben des Herstellers und der reedereiinternen Regeln) zirka 30 Minuten, in der das Schiff mit Anfangsgeschwindigkeit 20 Knoten 10 Meilen zurücklegen wird, ehe die Maschine sicher umgesteuert werden kann. Danach kann man noch etwa 20 Minuten "Austrudeln" ansetzen, bis jegliche Fahrt aus dem Schiff genommen ist, dafür wird es ungefähr gut 3,5 Meilen mehr brauchen. Macht zusammen 13,5 Meilen Strecke, locker 25 km, also gute 60 Schiffslängen.

Wobei man in gewisser Weise das Aufstoppen etwas beschleunigen kann, freien Seeraum vorausgesetzt, indem man mit dem sofortigen schnellen Wechsel der Hartruderlagen das sog. "Fish-tailing" beginnt, bei dem das Schiff zwar stark gieren wird, was aber die Hauptmaschine schneller runterfahren lässt und Voraus-Energie "verbraucht". Das ist meine eigene Erfahrung. Gelesen habe ich auch, dass man im ausreichend tiefen Wasser auch beide Anker kontrolliert ein paar Längen zu Wasser bringt (natürlich ohne den Grund zu berühren!), um zusätzliche Widerstände aufzubringen.

Hat man aber ausreichend Seeraum zur Verfügung, und man muss sehr schnell und in kürzester Zeit die Fahrt aus dem Schiff nehmen, ist es immer eine gute Idee, mit Hartruderlagen den Vorausversatz so drastisch zu minimieren, indem man allerdings unter Inkaufnahme eines Maschinenschadens die Hauptmaschine bis an die Grenzen belastet. Das macht man nur in allerhöchster Not, denn mit einer defekten Maschine kann man schließlich gar nicht mehr navigieren und Richter, Reeder und Versicherung wollen wissen: Warum? Nicht zuletzt wird Dein Chief Ingenieur ziemlich böse gucken, wenn seine liebe Maschine auf den Flurplatten liegt ...

Bei einem Nothalt dürfen es bis zu 15 Schiffslängen sein (in Sonderfällen bis 20 Schiffslängen).

Geht es um einen Nothalt, oder um ein normales Anhalten? Bei letzterem erhöht sich der Weg erheblich.

Für ein 400m Containerschiff ergibt sich also ein maximaler 'Bremsweg' von bis zu 6km (8km) im Notfall.