Wie können und konnten Narren auf ihren Faschings-Kistenwagen das politische Geschehen im In -und Ausland durch den Kakao ziehen?
Davon betroffen selbst der Ukraine-Krieg oder der Krieg im Nahen Osten. Als ob das was Lustiges wäre, worauf man feiern, tanzen und trinken könnte, wie es Narren zu hundert Tausenden auf den Straßen in den Faschingshochburgen von Deutschland zu tun pflegten. Selbst in Deutschland gibt es da keinen Grund zum Lachen, Feiern und Tanzen aufgrund seiner schwierigen bis ernsthaften innenpolitischen Lage.
3 Antworten
Satire ist kein Witz.
Es ist wichtig und richtig den Finger in die Wunde zu legen.
Fasching ist oft einfach nur infantil, gerade wenn zwanghaft politisiert wird - das ist aber nichts Neues. Mit Brauchtum hat das meist nichts mehr zu tun. Politisch wird meist die Gefahr des geringsten Widerstands insofern gegangen, dass es sehr oberflächlich und "politisch korrekt" ist, dass keiner was sagt und keiner was interpretiert.
Es gibt gute politische Büttenredner, aber die kann man an einer Hand abzählen; diese Mottowägen sind meistens auch mehr oder weniger das Ergebnis von Abenden, wo ein bisschen gebastelt und umso mehr gesoffen wird, das darf man alles nicht so ernst nehmen.
Ohne Frage - wenn er andere diffamiert, hat er sein Thema verfehlt. So was habe ich vor etlichen Jahren in meiner Heimat mal erlebt, das ging gegen einen Verwaltungsbeamten der Stadt, der wutentbrannt den Saal verlassen und dann auch geklagt und Recht bekommen hat. Es war sehr vulgär, ging unter die Gürtellinie und war rufschädigend, mehr sei dazu nicht gesagt. Ich habe den armen Mann verstanden.
Politisieren ist immer so ein Thema: Es darf ruhig hier und da politisch sein und es darf auch dann und wann den Großkopferten die Meinung gegeigt werden, aber wenn Fasching zu politisch oder nur noch politisch wird, ist es ermüdend und nicht mehr schön - dann kann man auch wieder sagen, Thema verfehlt. Brauchtum heißt nicht Abledern. Ein guter Büttenredner lästert nicht, sondern hält Geschehnissen den Spiegel vor - auf eine Art, die durchaus ein wenig frech und/oder bissig sein kann, aber nicht nachhaltig beleidigend ist. Tut er es doch, ist er kein guter Büttenredner!
Fasching heißt auch nicht Narrenfreiheit. Was gar nicht geht und was rechtlich zu ahnden ist, sind neben Beleidigungen und Diffamierungen vor allem sexuelle Übergriffe, Körperverletzung und Sachbeschädigung in jedweder Hinsicht. Gibt es leider immer mal wieder, erst recht in Kombination mit Alkohol und falscher Fröhlichkeit. Ich habe es vor Jahren zum Beispiel mal erlebt, dass einem Kollegen von mir (Zeitung) bei einem Umzug von einem Narren die Kamera mit Gurt einfach so entrissen wurde (der war besoffen und hat wild rumgeklickt mit dem Ding, ehe er mitsamt der teuren Digital-Spiegelreflex-Kamera betrunken hinfiel und die Kamera mitsamt dem Metz-Aufsteckblitz und dem Objektiv kaputt war) - da war Polen offen. Der Mann musste die Kamera aus eigener Tasche bezahlen und sich entschuldigen, das war auch der FG sehr peinlich und es war vierstellig.
Der Karneval ist eine sehr alte Tradition. Er erlaubte früher den Menschen einmal im Jahr ungestraft die Wahreit sagen zu dürfen.
Ich finde dieses Brauchtumm sehr erhaltenswert. Gibt es doch sogar heute noch viele Länder wo das nicht geht. Nie.
Du gehst zum lachen wohl auch in den Keller. Lass doch den Menschen für die paar Tage ihren Spass.
Karneval ist dafür gemacht um auf das politische Geschehen und die Reaktionen darauf in ein anderes Licht zu stellen und einmal aufzuzeigen wie es bei der Bevölkerung rüber kommt. Parodie und Satire waren immer dessen Bestandteil. Selbst Fürsten, Könige und Kaiser mussten damit klar kommen und kamen damit klar. Nur in Diktaturen, zum Beispiel im dritten Reich und in der DDR durften politische Themen ausschließlich im Sinne der Machthaber interpretiert werden.
Doch solche Karneval-Umzüge ändern nichts an der politischen Lage im eigenen Land und in der Welt. Wozu dann das Theater?
Auch der "gute" Büttenredner sollte damit anfangen, seinen Schmutz vor der eigenen Türe und in seinem Kopf entfernen, bevor er andere disqualifiziert und lächerlich macht in der Öffentlichkeit. Stichwort: Selbstreflexion