Wie kann man die Rechte Radikalisierung von Menschen verhindern?

9 Antworten

Grundlegend gibt es zwei Faktoren:

1.) Eine politische/gesellschaftliche Ansicht darbieten, welche einer entsprechenden Person besser erscheint.

2.) Das Erreichen einer politischen Bildung bei entsprechender Person, sodass sie die Argumente der aktuellen (hier rechten) und der dagegen besser erscheinenden Position umfassend zur Kenntnis nimmt.

[3.) Heutzutage würde es aus meiner Sicht schon reichen, dass bestimmte Positionen nicht einzigartig in verschiedenen politischen Kollektiven auftreten.]

Was könnte die Politik tuen?: Nun ja. Unaufgeregter über Themen wie Rundfunkbeitrag, Asylpolitik, Islam und "Gleichstellung vs. Gleichberechtigung" reden, wäre eigentlich ein guter Anfang - wahrscheinlich sogar ein gutes Ende. Und dieser Unsinn mit Kontaktschuld zur AfD könnte auch mal ein Ende nehmen. Die Bildung einer relevanten rechten/liberalen/tragischen Partei wäre auch wünschenswert; da herrscht nun mal derzeit ein komplettes Machtvakuum zusammen mit der AfD, welche wohl mehr politische Anomalie als Partei ist.

JasonTodd2000 
Fragesteller
 20.12.2020, 11:59

Würde es eventuell helfen wenn Merz der nächste Kanzler wird, weil er relativ konservativ ist ? Dadurch würde sich die AfD eventuell schwächen.

0
ShinyArmageddon  20.12.2020, 12:31
@JasonTodd2000

Bezweifle ich. Merz würde ich eher als wirtschafts-liberale Witzfigur bezeichnen; eine Schwächung der AfD würde ich da nicht sehen kommen - vielleicht greift der 0,5 Prozentpunkte ab oder so.

Aber das ist auch komplett irrelevant: Die aktuelle politische Situation resultiert nicht aus Merkel, Merz oder Habeck, sondern ist schlicht Folge einer medial-gesellschaftlichen Polarisierung.

Einerseits ist ein Großteil des Pöbels von der SPD und CDU zur AfD gewandert, wo er in relativen Anteilen so stark vertreten ist, dass die AfD mittlerweile inhaltlich komplett aus der ernstzunehmenden Realpolitik zu kippen droht. Andererseits ist das eine Folge daraus, dass sich SPD, CDU und FDP vor bereits oben genannte politischen Themen verschließen und daher auch nicht in der Lage sind eine ernst zunehmende Alternative für das zu bieten, was man in liberalen/tragischen/rechten Kreisen so an Positionen findet - trotz der zunehmenden Abwanderung von das, was ich bereits den Pöbel genannt hatte.

Das größte Problem, welches aktuell besteht, würde ich wie folgt umschreiben: Die AfD kann als einzige Partei noch rechte/tragische Positionen binden, wenn auch häufig nur nach dem Der-Feind-meines-Feindes-ist-mein-Freund-Prinzip. Die AfD ist mittlerweile so im Kreuzfeuer der gesamten Gesellschaft, dass eigentlich alles, was mäßige Überscheidungen mit der Partei hat, nebenbei "tödlich" getroffen wird.

Es ist aus meiner Sicht schlicht kaum vorstellbar, dass sich eine neue Partei in der Mitte der Gesellschaft etablieren kann und die AfD ersetzt, weil dies einfach nicht zugelassen wird - auf allen großen gesellschaftlichen Plattformen, wo man wirklich viele Leute für eine versammeln könnte, wird schließlich regelmäßig gesperrt (ob einzelne Medien oder Kanäle) oder Profile werden shadow-banned ... und die Blase, welche alle davon betroffenen Profile beinhaltet, ist dadurch ein undurchsichtiges Gestrüpp aus tatsächlichen Vollidioten und normalen Leuten geworden.

Die Intoleranz innerhalb der Gesellschaft ist schlicht so groß, dass die politische/rechtliche Toleranz nicht mehr in der Lage ist entsprechende Akteure zu bilden. Im Endeffekt versinkt auf kurz oder lang alles in der AfD, weil dort bereits eine große Gruppe besteht, welche Schutz bietet, oder es erstickt in der Irrelevanz oder privat organisierten Zensur. Die tatsächliche Basis in der Gesellschaft existiert meiner Meinung nach, aber nicht die Möglichkeit einer realpolitischen Bündelung.

1
ShinyArmageddon  20.12.2020, 12:43
@ShinyArmageddon

Nachtrag: Vielleicht sollte ich noch darlegen, warum die AfD aus meiner Sicht so ein Pöbelfänger geworden ist:

Sie bekommt ausschließlich negative Berichte in den Medien und besitzt daher deutlich weniger Motivation als andere Parteien inhaltlich konstruktiv zu arbeiten. Die gesamte Wählerschaft wird eh nur aus interner politischen Werbung gewonnen; da kann man inhaltliche Qualität runterschrauben und dafür die Quantität hoch.

1
consillieri  20.12.2020, 12:01

Was meinst du genau mit "Kontaktschuld zur AFD" ?

0
ShinyArmageddon  20.12.2020, 12:36
@consillieri

Dieses immer häufigere Auftreten der Argumentation: <Du willst das gleiche wie die AfD! --> illegitime Position.> oder <Nur mit der Kraft der AfD können wir X politisch durchsetzen. Wir fanden X zwar gut, aber jetzt sind wir temporär gegen X.>

Diese Absurdität, dass Parteien sich tatsächlich dazu verpflichten nicht für die Mehrheit notwendige AfD-Stimmen anzunehmen, um Beschlüsse zu verabschieden, geht mir besonders auf den Keks.

Teilweise kann man sich Bundestagsdebatten ja kaum noch anhören, wenn eine Partei (oder viele ihrer Akteure) + AfD das gleiche wollen.

0

Da könnte man Ursachen ansetzen, wie zum Beispiel Ausgrenzungserfahrungen. Viele Aussteiger (Exit) berichten, dass sie durch Ausgrenzungserfahrungen in die Szene geraten sind. Das Internet spielt heutzutage eine große Rolle und fängt, so wie früher die NPD im Osten, die Unsicheren auf.

Durch zum Beispiel rechtsextreme Influencer aus dem Kreise der IB oder Netzwerke.

https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/sa-was-ist-neu-am-neuen-rechten-terror,SJWpgd1

Man müsste in Schulen und Jugendzentren verstärkt auf die richtigen Signale achten und verstärkt präventiv vorgehen, Mitschüler, Familie etc. könnten noch sensibler sein, es müssten für diejeinigen, die eine Gruppe und Halt suchen und vorrangig aus diesen Gründen verfänglich für diese Gruppierungen sind, Angebote geschaffen werden.

Das ist aber auch nur ein Aspekt von vielen ...Und sicherlich kann man nicht alle erreichen. Einige Aussteiger berichten tatsächlich auch, dass sie einen Mentor hatten, der Ihnen beim Ausstieg half.

Wenn der Mensch mit seinem Leben zufrieden ist, hat der Radikalisierer keine Chance.

Sobald aber diese Zufriedenheit (ich spreche hier nicht von einer 100 %igen, sondern nur von der individuellen Wahrnehmung) arg ins schwanken kommt, nimmt die Bereitschaft zu.

Schau Dir die Geschichte an, da gibt es diverse Beispiele.

lena1815  20.12.2020, 12:39

Ja diese Identitätskonflikte sind schwer zu lösen. Ist ja auch mit ein Grund, dass Terrororganisationen einige Leute ansprechen^^

0

Indem man die ökonomischen Lebensbedingungen dieser Menschen verbessert und ihnen eine soziale Absicherung gibt. Wenn man nämlich auf die Wählerschaft der Afd oder anderen rechten Parteien blickt, dann wird ziemlich deutlich, dass diese meist aus prekären ökonomischen Verhältnissen oder Regionen kommen. In Ostdeutschland liegt das Lohnniveau seit 30 Jahren Wiedervereinigung immer noch deutlich unter dem des Westens und auch die Arbeitslosigkeit ist dort höher, weil die BRD nicht konsequent in die Infrastruktur und Entwicklung dort investiert hat. Auch wurde die NSDAP im dritten Reich erst durch die Weltwirtschaftskrise und ihre Folgen wirklich populär. Hätte es die Weimarer Republik geschafft, das wirtschaftliche Elend der damaligen Zeit zu beseitigen, dann hätte die NSDAP keine Basis mehr gehabt.

Woher ich das weiß:Hobby

Sich mit deren Argumenten ausein-andersetzen und nicht immer vom Neonazitum reden, weil man deren Argumenten nicht mit Fakten entgegnen kann oder einem dazu nichts einfällt.

Die linke willst du leben lassen?

Bedenke bitte, dass in den Schulen gemobbt wird, was das Zeug hält und Behinderte diskriminiert werden. Das muss erstmal angegangen werden, bevor wir uns um Luxusprobleme kümmern sollten.

Woher ich das weiß:Recherche
lena1815  20.12.2020, 12:42
dass in den Schulen gemobbt wird, was das Zeug hält und Behinderte diskriminiert werden.

Was hat das denn mit der Frage zu tun? Und wo bitte ist die politische Radikalisierung ein Luxusproblem? Luxusprobleme haben höchstens die Rechten, die denken, es gäbe nur sie.

0