Meinung des Tages: Warnung vor Propaganda auf TikTok - wie schätzt Ihr die Gefahr ausgehend von der beliebten Plattform ein?
Wie verbreitet sich Rechtsextremismus? Das untersuchte die Studie der Bildungsstätte Anne Frank - mit dem Ergebnis, dass Social Media als Mittel der Verbreitung teils stark unterschätzt wird.
Die Rolle von TikTok
TikTok kennt inzwischen vermutlich so gut wie jeder. Besonders beliebt: Das sogenannte "Lipsyncen". Es ist also auf den ersten Blick nichts besonderes, wenn eine Frau ihre Lippen passend zu sanfter Musik bewegt. Bis man genauer hinhört und die völkisch-nationale Botschaft realisiert, die zum Kampf und Widerstand für "Heimat, Freiheit, Tradition" aufruft.
Ein weiteres Beispiel: Ein durchtrainierter Mann erklärt, er würde aufgrund der Chicken Nuggets und dem Milchshake von Netto so gut aussehen - sieben Sekunden geht der Clip, eine so kurze Dauer, dass man aktiv einiges gar nicht erst erkennen kann. Beispielsweise, dass er ein T-Shirt mit einem Slogan der Neonazi-Szene trägt.
Content, der auf den ersten Blick harmlos wirkt, wird durch Plattformen wie TikTok noch zugänglicher. Hinter Hashtags, Emojis und Jugendsprache werden Ideologien verschleiert - die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz warnt deshalb nun vor einer schrittweisen Radikalisierung.
Die "For You-Pages"
Der Algorithmus von TikTok kommt Extremisten entgegen. Denn Nutzern wird eine individualisierte Abfolge von Clips auf den "For You-Pages" angezeigt - wer sich also einmal für ein Thema interessiert, bekommt passende Videos vorgeschlagen. Da kann dann aus dem Interesse für Lipsyncen schnell auch der Vorschlag von Rechtsrock-Videos kommen. Hinter Umweltthemen verbergen sich dann Hashtags des rechtsextremen Milieus.
Obwohl das Radikalisierungspotenzial auf der Plattform selbst als relativ begrenzt eingestuft wird, findet eben ein Erstkontakt mit entsprechendem Gedankengut statt. Wenn Kinder und Jugendliche dann Interesse für Ideologien entwickeln, ist ein Wechsel zu alternativen oder ungeschützten Kommunikationskanälen, wie beispielsweise Telegram-Chats, einfach - und dort beginnt die tatsächliche Radikalisierung.
Radikalisierung auf TikTok verhindern
Dadurch, dass hier eine unterschwellige Radikalisierung im Zentrum steht, ist es primär wichtig, Kindern und Jugendlichen beizubringen, rechtsextreme Inhalte als solche identifizieren zu können. Es muss mit ihnen über die Inhalte auf TikTok gesprochen werden, sagt Politikwissenschaftlerin Eva Berendsen. Ein Verbot, so ihre Einschätzung, brächte nichts - wichtig ist der verantwortungsvolle Umgang.
Eva Berendsen, Leiterin Politische Bildung, Bildungsstätte Anne Frank, appelliert an die Eltern, dass sie an Schulen für medienpädagogische Angebote eintreten.
Unsere Fragen an Euch: Nutzt Ihr selbst TikTok? Fällt Euch derartiger Content auf? Wie sollte mit dieser Problematik umgegangen werden oder schätzt Ihr das Risiko einer möglichen Radikalisierungszunahme von Kindern und Jugendlichen durch Social Media gar nicht als so hoch ein? Sollte es ein explizites Schulfach geben, dass die Strategien und den Umgang von Extremisten online erklärt?
Wir freuen uns auf Eure Antworten!
Viele Grüße
Euer gutefrage Team
Quellen:
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/tiktok-rechtsextreme-100.html
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/tiktok-radikalisierung-kinder-jugendliche-rechtsextremismus-100.html
https://www.bzkj.de/bzkj/wegweiser/medienerziehung
https://www.bs-anne-frank.de/fileadmin/content/Pressemitteilungen/2024-PMs/PM_BSAF_2024_0502_SaferInternetDay_TikTokIntifada.pdf
https://www.bs-anne-frank.de/fileadmin/content/Publikationen/Weiteres_P%C3%A4dagogisches_Material/TikTok_Studie-Bildungsst%C3%A4tte_2024-WEB.pdf
59 Antworten
Ich finde das ist schon ein sehr kontroverses Thema. Ich hoffe zu erkennen, welches Beiträge eigentlich nur Werbung oder Beeinflussung sind. Jedoch fällt es auch mir zunehmens schwerer: Woher soll man objektive Daten bekommen in Zeiten von künstilicher Intelligenz und Deep-Fakes? Daher halte ich es gerade für die gerade Jugendlichen für sehr schwer, Wahrheit und Lüge bzw. Scheinwelt und Realität voneinander zu trennen. Ich denke hier muss eine objektive Instanz mit hoher Integrität und Vertrauen eine Art Wächterfunktion einnehmen. Aber wie das funktionieren soll... Weil Wissen ist bekanntlich Macht. Und solche Konstrukte funktionieren immer so lange, bis einer übergeschnappt wird und die Macht für sich alleine möchte.
Für mich ist das kein spezielles Thema hinsichtlich z.B. Radikalität. Sondern sehe ich eben auch die Allgemeinheit in Gefahr, weil es immer schwerer wird sich objetiv zu informieren.
Propaganda lauert überall. Auf TikTok, Youtube, X und vielen anderen Plattformen. Kontrolliert wird da nur selten etwas. Hinzu kommt, das dem Geschichts- und Gemeinschaftskunde-Unterricht an den Schulen immer weniger Prioritäten eingeräumt werden. Es wird also nicht mal mehr das nötige Hintergrundwissen vermittelt, das nötig wäre, um Propaganda als solche zu erkennen.
Da hilft dann nur seine Kinder selbst mit einer breiten Palette an stimmigem Allgemeinwissen auszustatten, damit sie nicht völlig blind in diese immer schneller wachsende MultiMedia-Welt hineinstolpern und auf die falschen Ratgeber hören.
Wichtig ist auch immer als Ansprechpartner für seine Kinder da zu sein, wenn diese sich in irgendwelchen Dingen, die sie lesen, sehen oder hören nicht sicher sind, wie diese einzuordnen sind. Die Kinder von heute sind sowieso mit einer fast unüberschaubaren Menge an zu Verfügung stehender "Information" konfrontiert. Da ist dann schnell mal Fehlinformation, Propaganda oder einfach nur Geschwurbel dabei... hier sollte man dann schon auch einschreiten und die Verhältnisse wieder richtig stellen. So ist dann auch gleich ein Lerneffekt erzielt und das stärkt natürlich dann fast automatisch die Medien-Kompetenz.
Lasst eure Kinder nicht im Medien-Dschungel allein und verlauft euch selbst nicht...
Alle Soziale Plattformen bieten den Raum dafür.. . Es liegt in der Verantwortung der Gesellschaft die diese nutzt darauf zu achten das es nicht geduldet wird!
Da muss jeder mitmachen und sich dagegen stellen.
Das zentrale Problem mit den sozialen Medien - allen voran Instagram ,allen voran Telegram und auch Tik Tok ist das Inhalte nicht oder z.T sehr schlecht geprüft werden und wenn etwas fragwürdiges in Form von
Desinformation /Fake News
oder rechtsextreme politische Stimmungsmache
vorhanden ist wird oft dagegen nicht konsequent vorgegangen und oft ist es auch so das jene Inhalte erst sehr spät gesperrt/gelöscht werden - nachdem Sie bereits einige Zehntausend oder mehrere Hunderttausend male angesehen wurden ggfs auch gespeichert/heruntergeladen oder geteilt wurden.
Ein weiterer Schwachpunkt ist das es auch Inhalte gibt die das Ziel haben gewisse Dinge in der Realität deutlich zu verzerren z.b mit Halbwahrheiten und Desinformationen.
Wenn man die Demonstraten sieht, die gegen Rechts (warum nicht Rechtsextremismus?) auf die Straße gehen, sieht man auch Israelische Fahnen (warum eigentlich?)
Guten Tag.
Es ist sehr wichtig, daß in der Schule und durch die Eltern Medienkompetenz gelehrt wird. Genauso wichtig ist es, daß die Erziehungsberechtigten hinschauen, was ihre Zöglinge machen.
Das Problem sind übrigens nicht die einzelnen Socialmedia Unternehmen sondern die grenzenlose Dummheit vieler Menschen, die absolut nicht hinterfragen, was sie dort genau sehen.
Mit freundlichen Grüßen 😉.
Die ganze Argumentation erinnert mich an ähnliche aus vergangenen Zeiten, wie
- schwule Pornos machen Menschen Homosexuell
- Killerspiele produzieren Amokläufer
Gesellschaftliche Zustände auf bestimmte Medien zu schieben ist völliger Bullshit.
Guten Tag.
Ich denke, die Gefahren sind den Nutzen von TikTok haushoch überlegen. Der einzige Nutzen scheint es zu sein, die Konsumierenden zu unterhalten. Die Gefahren sind, wie schon in der Frage genannt, dass scheinbar harmloser Content radikalisiert und für krasse Propaganda genutzt werden KANN. Das heißt nicht automatisch, dass die ganze Plattform radikal ist, donder nur, dass sie nicht gut genug dagegen vorgeht.
Interessanterweise ist TikTok aktiv geworden:
Achso, aber linksextrem politische Stimmungsmache ist natürlich kein Problem. Wie wärs, wenn man sich gegen jeden Extremismus ausspricht?