Wie kann es sein, dass zwei Personen mit gleichen Charaktereigenschaften unterschiedlich behandelt werden könnten?
Zwei Beispiele zu meiner Frage, damit es verständlicher ist:
- Person A erzählt einen Witz oder ist einfach etwas verrückter drauf. Alle mögen ihn und wollen ihn nicht missen. Person B ist genau so drauf, aber die Leute nehmen Abstand von ihm und denken sich, was für ein komischer Kerl der doch ist und dass er nicht mal ernst sein kann.
- Person A ist auf der Arbeit eine Person, die sich nicht alles gefallen lässt, auch nicht vom Chef. Alle mögen diese Person, weil sie selbstbewusst ist. Auch der Chef mag diese Person für ihre Dominanz. Person B ist genau so drauf, allerdings wird diese als Miesepeter abgestempelt und ihr nachgesagt, sie wolle einfach nicht arbeiten. Sobald sie sich mit dem Chef anlegt, kommt die erste Mahnung.
In diesen Beispielen gehen wir davon aus, dass beide Personen authentisch rüberkommen und auch selbstbewusst sind. Dass also Person B nicht versucht Person A nachzuahmen, sondern tatsächlich auch so drauf ist.
Wie kommt es dann, dass beide Personen - wenn man sie jeweils in das selbe Umfeld schicken würde - ganz unterschiedlich behandelt werden?
Ich dachte zuerst daran, dass es ja mit dem Aussehen, also der äußerlichen Attraktivität zusammenhängen könnte, aber ich kenne da viele Fälle, bei denen die Personen mal mehr oder weniger die klassischen gesellschaftlichen Schönheitsideale erfüllen oder eben nicht. Und außerdem liegt ja Schönheit im Auge des Betrachters, daher schließe ich Attraktivität als Grund doch aus.
4 Antworten
Die beiden beschriebenen Personen sind eben NICHT gleich. Ihre Arten sich auszudrücken unterscheiden sich. Es kommt darauf an den richtigen Ton und die richtigen Worte zu finden und das kann nicht jeder.
Es gibt keine zwei Menschen, die gleich sind. Außerdem haben Menschen gegenüber anderen Menschen oft eine Erwartungshaltung. Wenn z.B. Person B beruflich eine leitende Stellung hat, kann die Albernheit so aufgefasst werden, dass er seinen Job nicht ganz Ernst nimmt, während man es A als einfachen Arbeiter und Kollegen nicht krumm nehmen würde.
Im zweiten Beispiel würden B UND A Mahnungen kassieren, weil Chefs allgemein keine Leute mögen, die gegen sie anstinken, solange keine Meinung oder konstruktive Kritik gefordert wird.
Warum das so ist? Weil diese Personen eben nicht gleich sind.
A erzählt seine Witze vielleicht im passenden Moment und kann sie so interessant erzählen, dass auch Kollegen, die mit Witzen nicht viel anfangen können, zuhören und, wenn sie nicht laut loslachen, zumindest schmunzeln müssen.
B merkt vielleicht oft nicht, dass die Stimmung aus irgendeinem Grunde im Moment gerade nicht so rasend ist und die Kollegen am liebsten in Ruhe gelassen werden wollen. Außerdem ist er nicht gerade ein begnadeter Erzähler. Er nervt also.
A ist kein Leisetreter, zieht nicht den Schwanz ein und schluckt nicht alles, was von oben kommt. Er hat seinen Standpunkt und sagt klar seine Meinung. Er tut dies sehr überlegt und in angemessenem, unaufgeregtem Ton, so dass man sich, wenn man anderer Auffassung ist, mit ihm sachlich auseinandersetzen kann. Es ist ein Disput auf Augenhöhe.
B hält mit seiner Meinung auch nicht hinter dem Berg. Er fängt vielleicht sogar ganz ruhig an, aber bei dem kleinsten Gegenargument fühlt er sich persönlich angegriffen, ereifert sich, wird unsachlich und laut. Möglicherweise hätte er sogar gute, objektive Gegenargumente, aber er hat sich so wenig unter Kontrolle, dass alles, was da ungefiltert bzw. ungebremst aus ihm herausbricht, auch bei den Kollegen keine Unterstützung finden kann, sondern einfach ins Leere geht.
Ich würde sagen Charisma.
Da zählt für mich nicht nur Humor, Wortgewandtheit, Selbstbewusstsein dazu, sondern auch eine anziehende Ausstrahlung (damit meine ich nicht physische Attraktivität) und im richtigen Moment etwas genau richtig zu formulieren. Also jemand, mit dem man sich gerne umgibt, weil er auch durch emotionale Intelligenz alle im Gespräch aktiv einbindet.