Wie hat man früher Reden an große Menschengruppen gehalten, ohne Mikrofon?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Man hat tatsächlich sehr laut gesprochen, dass es schon fast schreiend war – das kann die menschliche Stimme schaffen, also sehr laut und trotzdem verständlich zu sein. Siehe zum Beispiel bei Opernsängern (die verwenden ja auch kein Mikrofon und schaffen es eine ganze Konzerthalle mit ihrer Stimme zu füllen).

Es gab aber auch Situationen (zum Beispiel im Kriegsherr) wo der Herrführer sehr laut geschrien hat und die untergeordneten Offiziere haben es jeweils ihren Soldaten noch mal wiederholt. So musste der Heerführer nur sicherstellen, dass ihnen die Offiziere hörten und die Offiziere haben die Nachricht dann weitergegeben. auch im alten Rom, wenn Caesar im Kolosseum gesprochen hatte, gab es Leute, die nichts anderes gemacht haben, als die Worte zu wiederholen – und diese wiederum gaben es Ihren Nachbarn weiter.

Etwas später wurden dann Megaphone erfunden, die ja auch heute noch verwendet werden.

Ansonsten wurden andere Möglichkeiten gefunden – wenn jemand zum Beispiel auf dem Marktplatz eine Rede gehalten hat, haben die Leute nicht nur vor ihn, sondern auch hinter ihm ( also komplett drumherum) gestanden, um einfach möglichst nah an der Person zu sein und möglichst alles zu hören.

FragenLama 
Fragesteller
 15.06.2021, 20:22

Wow, vielen Dank. Ich bin begeistert von der ausführlichen Antwort!

1
jala1134  15.06.2021, 20:36
@FragenLama

Und ich freue mich über deine Wertschätzung – nicht ganz so oft erlebt hier :)

2

Jeder kann das. Ich habe selbst zu Hunderten von Leuten ohne Mikrofon geredet. Man redet einfach mit voller Stimme und atmet dabei mit der ganzen Lunge. Das geht nicht im Sitzen, nur im Stehen. Eine gute Übung dafür ist das Singen.

Ein historischer Nachweis dafür, daß es ohne Mikrofone ging, ist die Existenz der Universitäten, Kirchen, Theater, Ratsversammlungen und Parlamente seit vielen Jahrhunderten, in denen die Kommunikation ja funktioniert hat.

Bei dieser Gelegenheit sag' ich's mal: Mikrofone verleiten dazu, zu nuscheln und zu brabbeln, und durch ihren Einfluß auf den Frequenzgang, besonders, wenn man sie zu nahe am Mund hat, verzerren sie den Klang der Stimme noch zusätzlich. Nur Leute, die sich mit Akustik auskennen, bekommen durch gekonnte Verkabelung und Mischpultarbeit eine gute Stimmwiedergabe übers Mikrofon zustande. Ohne Fachkenntnisse kommt allzu oft ein Brummen, Dröhnen, Pfeifen und dumpfe, kaum verständliche Sprache aus der Anlage. Schade um so manchen Live-Vortrag auf YouTube.

FragenLama 
Fragesteller
 15.06.2021, 20:23

Vielen Dank. Das war sehr hilfreich. :)

0

Du konntest die Stimme mit einem Trichter verstärken.

Aber massgeblich war die Kraft deiner Stimme. Deswegen waren laute kräftige Stimmen ein Vorteil in manchen Situationen.

Bedenke aber, dass Politik bis vor etwa 200 Jahren kaum demokratisch war. Da musste man nicht zu vielen Menschen sprechen.

FragenLama 
Fragesteller
 15.06.2021, 19:20

Ich denke schon. Wenn sich ein Kriegsheer organisieren und besprechen musste, musste doch auch zu sehr vielen Leuten gesprochen werden...

0
DocPsychopath  15.06.2021, 19:21
@FragenLama

Nein. Entweder war das Heer klein. Im "Mittelalter" waren Schlachten oft nur welche von ein paar hundert Kämpfern.

Ansonsten spricht der Heerführer zu den Unterführern/Offizieren. Und die wiederum zu ihren Kriegern.

1

Man hat laut, langsam und sehr deutlich gesprochen, so wie heute noch im Theater. Und das Publikum war leise.

Mit einer Flüstertüte. Auch Megaphon genannt.