wie hätte man die Umgestaltung von Demokratie zu diktatur 1933/1934 verhindern können?


11.06.2021, 12:57

Und sind wir heutzutage vor schlichen Entwicklung geschützt

7 Antworten

Du meinst die NS-Herrschaft? Das wäre noch im Januar 1933 möglich gewesen, durch eine zeitlich begrenzte Militärdiktatur und eine gewaltsame Zerschlagung der NSDAP. General Kurt von Schleicher hatte Präsident Hindenburg genau solch ein Vorgehen nahegelegt, aber der hatte Angst vor einem Bürgerkrieg und ließ sich nicht darauf ein.

Auf demokratischem Wege war Hitlers Machtergreifung zu diesem Zeitpunkt wohl nicht mehr zu verhindern.

Wir sind nicht davor geschützt. Geschichte kann sich wiederholen. Die Menschen sind das Problem. Sie haben sich nicht geändert und würden blind dasselbe wie damals tun. Leider!

Wenn das Parlament gegen das Ermächtigungsgesetz in der Mehrheit dagegen gestimmt hätte, dann wäre Hitler gescheitert. Damals stimmte nur die Fraktion der SPD gegen das Ermächtigungsgesetz.

Ja, das hätte verhindert werden können.

Die Weimarer Verfassung hatte Fehler, und diese Fehler führten zu ihrer Abschaffung. 1949 waren die Väter des Grundgesetzes schlauer, heute kann niemand mehr das Grundgesetz und die Verfassung per Notfallverordnung außer kraft setzen..

LA


Indecisive  11.06.2021, 22:03

Als über dieses Gesetz abgestimmt wurde, war längst alles zu spät und die Demokratie mehr oder weniger tot. Im Reichstag marschierten uniformierte und bewaffnete SA-Männer herum, die den Abgeordneten deutlich vermittelten, welches Abstimmungsverhalten erwünscht war.

Die SPD, die trotzdem gegen das Gesetz stimmte, musste dafür den entsprechenden Preis bezahlen und wurde schnell für vogelfrei erklärt. Die Abgeordneten der KPD saßen zu dieser Zeit bereits im Straflager, die wurden schon vor der Abstimmung "präventiv entfernt".

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Zur ersten Frage: Gar nicht. Die Wurzeln lagen nicht erst 33 / 34 sondern schon im versailler Vertrag und im kompletten sozial-moralischen System jener Zeit. Du konntest den "Deckel" nicht auf diesem Dampfkochtopf gedrückt lassen - das Weimarer System war zu schach, impotent und der "Hass" auf den ungerechten Versailer Vertrag viel zu mächtig, genau wie die damalige, politische Situation explosiv war. Selbst mit einem "friedlichen" Deutschland hätte Stalin die ganze Sache ein paar Jahre später in Brand gesetzt und einen Weltkrieg ausgelöst.

Sind wir heute davor geschützt? Ja und Nein. Wir haben aktuell besorgniserregende Entwicklungen, wir befinden uns abermals in einer Umbruchszeit doch dieses Mal sind die Parteien nicht an nationalen, sondern an anderen Grenzen aufgestellt. Wir haben hier zum einen das Problem von Armut und Reichtum, was bedeutet, wie gut ein Staat mit unerwarteten Katastrophen (siehe Covid und wie ärmere Staaten hier gerade zu kämpfen haben) umgehen kann und wie die steigende Technisierung immer mehr armen, ungebildeten Menschen die Lebensgrundlage entzieht, weil der Bedarf an "unqualifizierten Kräften" weiter und weiter sinken wird. Heute fordern die FastFood Arbeiter 15 Euro Stundenlohn, morgen führt McDonalds Automaten im Drive-Through ein.

Die zweite Kriese ist die der Migration von Menschen in europäische Staaten, ohne dass diese Menschen eine realistische Chance haben, sich zu integrieren - oder es auch nur wollen. Wir sehen an der aktuellen Zuwanderung, gedeckelt durch Humanität und Mitgefühl und das schlechte Gewissen, es besser zu haben, als diese Leute, bereits das erstarken von rechtsnationalen Parteien überall in Europa, seien es Deutschland, Frankreich, Belgien, Holland, Schweden, Italien, praktisch überall bekommen Parteien Zulauf, die hier eigentlich keinen Platz haben dürften, ihn aber zwangsweise bekommen, weil die Menschen, die bereits hier sind, ihre Zukunft und Sicherheit bedroht sehen - und das nicht ohne Grund.

Sind wir mal ganz rational. Die allermeisten Zuwanderer aus Schwellen- und Entwicklungsländern haben in unserem "Hochleistungskapitalismus" wo Bildung, Bildung, Bildung gefordert wird, einfach keinen Platz. Sie wollen ein gutes Leben, das ihnen versprochen wurde, müssen aber schnell erkennen, dass das hier nichts wird und sie maximal Niedriglohnjobs haben, oder noch Jahre und Jahre an Bildung ranhängen müssen - die allermeisten Erwachsenen werden das kaum tun, vor allem: Wie? Selbst im idealfall ist ihre Bildung von Zuhause hier nichts wert - weil wir ganz andere Standards haben. Selbst die Top-Elite, wie Ärzte und andere, müssen hier nachschulen und nacharbeiten, weil "hier" und "Herkunftsland" zwei unterschiedliche Systeme mit Anforderungen darstellen. Millionen indischer Ingenieure und Facharbeiter - sind völlig unqalifiziert, nur 3% sind für die Zukunft und KI / Computer-Entwicklungen auch nur im Ansatz geeignet. Was tun wir jetzt mit diesen Menschen? Wie viele davon können wir wirklich in Arbeit und selbstbestimmtes Leben führen, ohne dass sie in Ghettos leben, die schönen dinge nur durch SChaufensterscheiben bewundern können und dann von Rattenfängern (seien es Kriminelle oder eben religiöse) instrumentalisiert werden? Wir haben jetzt schon Gesetze, wie die 30%Migrantenobergrenze in Vierteln in Belgien, dem "Keine Zuwanderung mehr in Dänemark" und ähnlichen Entwicklungen, die vor 10,20 Jahren völlig undenkbar gewesen wären. Und das ist nur der Anfang. Unter moralischem Zwang und dem ewig schlechten Gewissen, steigert Deutschland die Last auf die Schultern seiner arbeitenden Bevölkerung - und ja: Aktuell sind die finanziellen Ausgaben für Migranten ein Tropfen auf den heißen Stein, den wir locker schultern können - doch DAS sind nicht die Hauptprobleme, Geld haben wir (noch) genug. Die eigentlichen Probleme kommen noch, wenn sich der Trend weiter fortsetzt.

Unsere Demokratie wird sich zwangsweise verändern, schlicht weil ihre Funktionalität im Moment zurecht in Zweifel gezogen und die Menschen von der aktuellen demokratischen Regierung massiv enttäuscht sind und sich im Stich gelassen fühlen. Das ist der rote Teppich für "Führer" und andere Maulhelden, die den Volkszorn zu nutzen wissen. Nur dieses Mal wird es nicht Deutscher gegen Franzose oder Pole sein, sondern die Schützengräben werden sich woanders offenbaren und das ist eine höchst-traurige, aber vielleicht auch unvermeidliche Entwicklung.


earnest  11.06.2021, 13:55

Ich habe nur die ersten Zeilen gelesen, das hat mir schon gereicht. Zeitweise war - völlig anders als du behauptest - die Republik durchaus stabil.

Und die Sache mit dem böhhhsen Stalin ist reine Spekulation.

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Winterlimonade  11.06.2021, 14:17
@earnest

Zeitweise. Wie lange genau? So ein bisschen? Was bringt das? Am Ende ist das ganze Konstrukt völlig kollabiert und man hat den Nazis die Macht auf dem Silbertablet überantwortet, weil man einfach zu überheblich und arrogant war. Was Stalin angeht: Ja, es wird geliebt, zu behaupten, ohne die bösen Deutschen (tm) hätte es nur liebe und Frieden gegeben und es hätte nie Krieg gegeben. Stalins Ambitionen waren genauso grotesk und gewaltig, wie die von Hitler, nur war er ein gutes Stück langsamer, als der Gröfaz und wurde mit heruntergelassenen Hosen erwischt, weil er ebenfalls psychisch labil war und seine eigenen Leute umgebracht hat. Zu behaupten, Stalin wäre kein megalomanischer Irrer gewesen, ist lachhaft. Das einzige, was er vorzuweisen hat ist, dass er zuerst angegriffen und damit seine eigenen Taten rechtfertigen konnte, das ist schon alles.

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earnest  11.06.2021, 14:19
@Winterlimonade

Ich habe nichts dergleichen über Stalin behauptet. Du kannst dich gern wieder abregen.

Tschüss dann.

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Winterlimonade  11.06.2021, 14:21
@earnest

Ich reg mich doch gar nicht auf ;) Nur dein "böööhser Stalin" und dass es Sepkulation sei, ist eben lachhaft und das übliche Argument, um einen Irren ein wenig weniger irre zu machen, als den Platzhirsch Hitler. Stalin war böse und irre, durch und durch, genau wie Hitler, Mao und all die anderen großen Herscher, die Millionen Menschen getötet haben.

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earnest  11.06.2021, 14:24
@Winterlimonade

Natürlich war das reine Spekulation.

Aber, siehe oben: "Tschüss dann."

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Linuxaffiner  11.06.2021, 14:10

Die Proklamation des deutschen Kaiserreiches 1871 in Versailles - das war eine bittere Demütigung Frankreichs. Da beschwert man sich einerseits über die Versailler Verträge nach einem verlorenen Krieg, aber 1871 hat man doch die Franzosen auch gedemütigt.. Oder 1917 der Frieden von Brest-Litowsk - da hat man dem russischen Part auch harte Friedensbedingungen auferlegt..

Man stilisierte sich nach 1918 gerne als Opfer, aber ohne nachzufragen was zu diesem Versailler Vertrag seit 1871 geführt hat..

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