Wie geht es, dass es dann auf dem Papier steht?

5 Antworten

Von Experte Buddhismus bestätigt

Ich bin Soto-Zen-Buddhist und möchte mich dazu äußern.

Status in Deutschland

Wie hier schon gesagt wurde, ist der Buddhismus in Deutschland rechtlich nicht in all seinen Formen als Religionsgemeinschaft anerkannt.

Der Grund dafür ist, dass ihm die hierarchischen Strukturen fehlen, die für eine kirchliche Organisation kennzeichnend wären.

Aus diesem Grund gibt es beispielsweise an deutschen Schulen auch keinen buddhistischen Religionsunterricht.

Annehmen des Buddhismus

Bevor man sich "Buddhist" nennt, sollte man natürlich wissen, welcher Tradition man sich verbunden fühlt - Theravada, Zen, Reines-Land-Buddhismus, Vajrayana..

Da du bereits Theravada genannt hast, suchst du nun vermutlich Anschluss zu einer entsprechenden Sangha um sich zu schulen.

Zeremonien

Natürlich hat jede buddhistische Traditionslinie ihre eigene Form der Zeremonie der "Zufluchtnahme", mit der man sich dreifach zu Buddha, Dharma und Sangha bekennt (Tisarana) und die fünf Grundgelübde (Panchasila) auf sich nimmt.

Das ist in allen buddhistischen Traditionen üblich und gilt als ausreichend. Im Mahayana-Buddhismus folgt dann auf Wunsch auch noch die Bodhisattva-Ordination.

Beispielzeremonie

Bei uns im Soto-Zen schult man sich traditionellerweise erst einmal zwei Jahre unter einem Lehrer und näht sein "Rakusu" - ein latzartiges Stück Stoff, dass das Gewand Buddhas symbolisiert.

Bei der Zeremonie bekennt man sich zu Buddha, Dharma und Sangha, bekennt seine Fehler, verpflichtet sich gute Dinge zu tun und schlechte zu lassen und legt das Bodhisattva-Gelübde ab.

Eine Haarlocke wird abgeschnitten und man erhält das Rakusu, dass der Lehrer nun auf der Rückseite mit einer Kalligraphie versehen hat, seinen buddhistischen Dharma-Namen und das Kechimyaku, eine Art Stammbaum, der die Traditionslinie vom Buddha Shakyamuni bis zu einem selbst über 2.600 Jahre folgt.

Die Zeremonie kann gänzlich in Japanisch, aber auch auf Deutsch oder jeder anderen Sprache stattfinden - abhängig von der Gruppe werden auch die zeremoniellen Texte im Original oder in Übersetzung rezitiert

Hier mal eine Zeremonie auf Englisch:

https://www.youtube.com/watch?v=pQ7KUYipWgw

Weshalb Zeremonie?

Wenn die religiöse Zeremonie in Deutschland ohnehin keine Bedeutung hat, warum sollte man die Mühe auf sich nehmen, altertümliche Rezitationen lernen und sich in einer Gemeinde an einer solchen Zeremonie beteiligen?

Zum einen ist es meiner Meinung nach einfach ein tolles Gefühl, die Gewissheit zu haben, nun formell in die Gemeinschaft aufgenommen worden zu sein. Nach meiner Erfahrung stärkt das auch positive Charaktereigenschaften.

Als Außenwirkung kommt dazu, dass sich theoretisch jeder Buddhist nennen kann, völlig unabhängig davon, welche Lehren er verstanden hat. Der Hinweis, eine Schulung durchlaufen und zeremoniell ordiniert worden zu sein, hebt einen von vielen selbsternannten Schmalspur-Buddhisten ab.

Kirchenaustritt

Für die Zufluchtnahme muss niemand seiner bisherigen Konfession "entsagen" oder dem bisherigen Glauben "abschwören". Der Buddhismus verlangt dies nicht.

Bei einem beantragten Kirchenaustritt wird man gewissermaßen aus den Registern gestrichen und die Zahlung der Kirchensteuer entfällt.

Wie der Austritt beantragt werden kann, wird auf einigen Webseiten erklärt, dazu werde ich jetzt nicht groß ausholen

https://www.test.de/gewusst-wie-kirchenaustritt-5942008-0/

Ich hoffe, diese Antwort war einigermaßen hilfreich, auch wenn ich bedauerlicherweise nicht wesentlich auf alle Aspekte eingegangen bin.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

Geht gar nicht!

Sorry: Theravada-buddhismus ist nicht als "Körperschaft des öffentlichen Rechts" in D anerkannt!

Die einzige buddhistische Gemeinschaft, die das in D ist und der Du deshalb "offiziell auf dem Papier" angehören kannst, ist die Soka Gakkai international

https://www.sokagakkai.de/neuigkeiten

weil sie diese Anerkennung seit letztem jahr hat.

Das braucht Dich aber nicht zu grämen: Papier interessiert Buddha nicht die Bohne!

Ich rate jeder und jedem in der Pubertät nicht zu konvertieren. Egal ob Christ, Muslim, Hindu oder Atheist.

In deinem Alter ist man anfällig dafür, solche Entscheide zu treffen und kurze Zeit später wieder zu verwerfen.

Die Fragen auf GF zeigen auch, wie wenig sich Konvertiten bewusst sind, was das für ihre Familie und Verwandte bedeutet. Von ständigen Streitereien bis zur vollständigen Trennung von der Familie ist alles möglich.


Michi200969 
Fragesteller
 13.05.2024, 17:47

Erstens wissen es ein paar bereits zweitens beantwortet das nicht meine Frage. Sorry aber leute wie du sind der Grund, warum manche sich nicht öffnen können...

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Der Buddhismus ist in Deutschland nicht als Religionsgesellschaft anerkannt ( nicht, weil es keine Religion wäre, sondern, weil "der Buddhismus" kein Oberhaupt hat... Lange Geschichte ).

Du wirst also nach einer "Konvertierung" nirgendwo eintragen lassen können, dass du Buddhist bist.

Wie das in Österreich und der Schweiz aussieht, weiß ich nicht...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 45 Jahren praktizierender Buddhist ( Theravada )...

Meines Wissens kann man als Religion nicht Buddhismus angeben, weil der Buddhismus nach eigenem Bekunden keine "offizielle" Religion ist. Der Buddhismus schließt auch die Mitgliedschaft in anderen Religionen ausdrücklich nicht aus.

Zudem gibt es keine offizielle Organisation: Also so etwas wie den "Dachverband aller Buddhisten in Deutschland". Somit wird es mit einer amtlichen Eintragung schwierig.