Wie findet man heraus, wie alte Sprachen geklungen haben?

9 Antworten

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Manchmal gibt es Texte wo die Aussprache erklärt wird. Es gab damals auch Schulen wo man das erklären musste, oder wenn man einen bekannten Text mit bekannter Aussprache in einem anderen Skript aufschreibt.
Man kann auch oftmals von Schreibfehlern/unterschiedlichen schreibweisen auf die Aussprache schließen(da die ja entstehen wenn zwei Sachen ähnlich ausgesprochen werden).

Oftmals kann man auch rückwirkend von aktuellen Sprachen die von dieser Sprache abstammen, auf die ursprüngliche Sprache schließen.

Beispiele noch existierender alter Sprachen gibt es noch heute, trotzdem ist nicht alles eindeutig. Wenn zwei native Gälisch-Sprecher sich begegnen, streiten sie sich als Erstes über die korrekte Aussprache.

Eine andere Variante keltischer Sprachen ist Cymru, von dem frühe Formen in allen nicht-gälischen Gebieten Britanniens gesprochen wurden, bevor die Angeln und Sachsen kamen. Wer einen Eindruck davon bekommen will, der ist beim national eisteddfod in Wales gut bedient:

https://www.youtube.com/watch?v=FQ2yn4WXT-w

Aber auch hier gibt es Ausgestorbenes: der letzte Kernewek-Sprecher in Kernow (Cornwall) hat keine Tonaufnahme hinterlassen.

Es ist kaum möglich, den "richtigen" Akzent einer Sprache zu definieren. Sprachen, die über viele Jahrhunderte gesprochen wurden wie z.B. Latein, haben sich im Laufe dieser Zeit wesentlich verändert, aber auch zur gleichen Zeit war die Aussprache je nach Gegend sehr verschieden. Wenn man in einigen 100 Jahren Deutsch studieren wird, dann wird es auch schwer sein zu entscheiden ob ein Gedicht von Walther von der Vogelweide oder ein Deutschrap aus dem 21. Jahrhunderts das richtige Deutsch war.

Bei längst ausgestorbenen Sprachen wie der des Alten Ägypten kann man oft nur mutmaßen, erst recht bei der genauen Aussprache.

Man kann sich ein Stück weit damit behelfen, dass man noch existierende, verwandte Sprachen als Orientierung heranzieht. So können beispielsweise heutige Sprecher von Ivrit (Neuhebräisch) die gesprochene phönizische Sprache verstehen, obwohl diese längst nicht mehr aktiv gesprochen/gelehrt wird. Das liegt daran, dass Hebräisch und Phönizisch sehr eng miteinander verwandt sind und sich viele Wörter sehr ähneln.

Man kann mit Hilfe der Sprachfamilien einiges Rekonstruieren, aber gewiss nicht alles.

Man schaut z. B., wie ein lateinisches Wort als deutsches Lehnwort erscheint.

"Cellarium" wurde um 500 n. Chr, ins Deutsche übernommen als "Keller", nicht als "Zeller" oder "Tscheller". Es muss also "kellarium" ausgesprochen worden sein. Ebenso wurde aus der "cista" die "Kiste". Dann wiederum kann man vermuten, dass das lateinische c allgemein als k gesprochen wurde.


Weissenegger  30.01.2022, 08:14

Muss nicht, Aussprache kann sich im Laufe der Zeit deutlich ändern. Das Wort "Cäsar" z. B. wird heutzutage als "Zäsar" ausgesprochen, aber das von "Cäsar" abgeleitete Wort "Kaiser" wird mit "K" ausgesprochen. Es ist also durchaus möglich, dass der Mann "Julius Käsar" hieß. Wir wissen es halt nicht.

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hologence  30.01.2022, 08:16
"Cellarium" wurde um 500 n. Chr, ins Deutsche übernommen als "Keller"

...und ins Englische als cellar - was ist jetzt richtig? Ich wäre nicht überrascht, wenn das gleiche lateinische Wort in verschiedenen Teilen des römischen Reiches verschieden ausgesprochen worden wäre, solche Variationen gibt es schließlich in jeder Sprache.

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Weissenegger  30.01.2022, 09:35
@hologence

Es könnte sogar sein, dass manche Worte in verschiedenen Zeiten verschieden ausgesprochen wurden, Sprche ist ja lebendig und ändert sich, insbesondere, wenn es keine Tonquellen gibt.

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