Wie findet ihr Austropop?

Das Ergebnis basiert auf 8 Abstimmungen

Feier es 50%
Geht 38%
Beschissen 13%

2 Antworten

Von Experte rotesand bestätigt
Geht

Als Österreicher, der die klassische Zeit des Austropop auch schon erlebt hat, ist es ein für mich nicht wegzudenkendes Genre. Meine neutrale Meinung dazu ist, dass Autropop, der ja sehr oft im Dialekt gesungen wird, wahrscheinlich meistens oder sehr oft speziell Österreicher anspricht, denn erstens den Dialekt oder eben auch den "Schmäh" verstehen meist eher nur die von hier. Und da die meisten der klassischen Vertreter davon (Wolfgang Ambros, Reinhard Fendrich, Ludwig Hirsch, Georg Danzer ) eher aus dem Wiener Raum kommen, glaube ich, sind diese auch eher dort , also im ost-österreichischem Raum mit Fans vertreten. Soll aber nicht heißen, dass nicht gewisse Dinge über die Grenzen hinaus bekannt sind, allem ziemlich voran wahrschienlich Wolfgang Ambros´ "Schifoan". (Das brauche ich wohl hier nicht als Youtube-Link zu bringen; kennt wohl fast jede(r).

Anm: Für alle, die diese Zeit nicht erlebt haben bzw die dies überhaupt interessiert, versuche ich hier einen Einblick in den früheren Austropop zu bringen.

Zurück zu "Schifoan": Als ich dieses Lied das 1.Mal im Alter von ca 7 Jahren gehört habe, wunderte ich mich eigentlich über den einfachen Dialekt, den Ambros hier singt, aber das ist wohl sein Markenzeichen. Georg Danzer ja ähnlich, obwohl der später auch einige vom Stil andere Dinge gemacht hat, aber das 1.Lied das ich von ihm kannte, war "Hupf in Gatsch", und das ist ähnlich vom Dialekt her, obwohl ich immer schon fand, dass Danzer sich besser anpassen konnte und auch hochdeutsch noch recht gut rüberkommt (er hat sogar später eine Zeit lang in Deutschland gelebt). Dies war wahrscheinlich für den Beginn seiner Karriere einer seiner erfolgreichen und bezeichnendsten Songs. Irgendwie typisch 70er.

https://www.youtube.com/watch?v=Akrqt0W4TEg

Der erste wirklich bekannte Sänger, dessen Karriere ich von Beginn an verfolgt hatte, war Rainhard Fendrich. Sein erster großer Hit war "Strada del Sole", in dem er aufgrund Erlebnisse im Italien-Urlaub mit den Italienern abrechnete (1981)

https://www.youtube.com/watch?v=3OchUN1i8ZE

Die Frauen des frühen Austropop waren wohl Marianne Mendt, die schon 1971 mit "Wia a Glock´n" einen Hit hatte. Das ist der älteste Song hier (man sieht hier, das Video ist sogar nich in schwarzweiß):

https://www.youtube.com/watch?v=bIiqJCNs7jw

Es gab dann noch Stefanie Werger, die mit ihren Texten , die oft von die weibliche Seele handelten, bei gewissem Publikum Erfolg hatte.

Die EAV (Erste Allgemeine Verunsicherung) , die so ca 1981 ihre Karriere begann, wurde mit der Zeit immer mehr zu einer Art Kabarret-Pop-Gruppe, obwohl sie anfangs sehr kritische Texte hatten, später ja irgendwie auch noch, aber diese immer mehr lustig verpackten. Ein nachdenklicher Song von ihnen, den wohl sicher nicht jeder kennt, ist "s´Muaterl" also die leidvolle Geschichte einer alten Frau, die mit dem lieben Gott über ihr Schicksal abrechnet.

https://www.youtube.com/watch?v=nOXdbYUC9Ds

Im Austro-Pop geht es auch oft um den Tod. Hier ein eher unbekannteres Lied von Rainhard Fendrich, "die Geisterbahn", was ich sehr gut finde. Ich finde es auch rührend, weil ja in dem Lied überhaupt niemand stirbt, aber die Gedanken und das Erlebnis nimmt einen irgendwie mit.

https://www.youtube.com/watch?v=cU0nK39bJ-A

Ulli Baer, der ja weniger Hits gehabt hat und später mehr im Hintergrund bei anderen Bands gewirkt hat, hatte mit "Der Durscht bringt mi um" 1981 einen typischen Hit, der einen Alkohol nicht abgeneigten Menschen beschrieb. Seine nächste Single , die mir irgendwie gut gefiel , war "Nur mit´n Schmäh", was (zwar auch in einfachem Wiener Dialekt aber doch sehr bezeichnend) beschreibt, dass man mit einem gewissen Lebenswitz (Schmäh) oft sehr weit kommt. Auch musikalisch finde ich es gut.

https://www.youtube.com/watch?v=y5wJln2WAXA

Wen ich fast am liebsten habe, ist Peter Cornelius. Seine Texte sind oft sehr gut zum Nachdenken und auch musikalisch spricht er mich gut an. Es hat ja schon "Rotesand" "Reif für die Insel" gebracht, welches mit 13 eines meiner ersten Austropop-Lieblingslieber war. "Du entschuldige , i kenn di" war ja auch ein großer Hit von ihm. Auch "Der Kaffee ist fertig " kennen wohl viele von ihm. Ich habe von ihm ein Lied hier ausgesucht, was ich von der Aussage recht gut finde, und zwar, dass er die "unbequemen Freunde" am besten findet. Die einem auch mal die Wahrheit reinsagen. Auch dieses finde ich von der Melodie her sehr gut.

https://www.youtube.com/watch?v=JD1xI6yVWUc

Dieses detto. Mit "Fata Morgana" beschreibt er mMn ziemlich gut, dass man mit seinen Träumen am Ziel wohl nie ankommt, und eben der Wunschtraum wahrscheinlich das Schönste ist.

https://www.youtube.com/watch?v=hgQoLwCn0yw

STS kann man auch noch erwähnen. Die 3 Steirer haben mit ihren fast ausschließlich nachdenklichen Texten auch viel geschaffen. Das bekannteste ist sicher "Fürstenfeld", oder auch "Großvater".

Ich habe wahrscheinlich einige vergessen und jetzt nicht so genau behandelt, doch einmal muss Schluß sein. Auch die neueren , wie zB Seiler& Speer ("Hamkummst") oder Pizzera & Jaus, und auch natürlich Wanda (sehr beliebt heutzutage) sollten nicht unerwähnt bleiben, doch ich habe mich hier eher auf die erste Epoche "Austro-Pop" der 70er und 80er beschränkt.

Zu "Ham kummst" (also "nach Hause kommst") möchte ich hier noch gern das Video bringen. Es ist, wie ich finde, auch wieder im typische Austropop-Stil der damaligen Zeit, also irgendwie retro. Auch wieder im typischen Wiener Dialekt, und ich finde es musikalisch auch irgendwie gut. Hier die Lyrics, die vielleicht jene, die aus einem ziemlich anderen deutschsprachigem Raum kommen , noch ein wenig Unterstützung leisten könnten 😃

https://www.youtube.com/watch?v=vv2xDs3gF1o

Auch noch "Allan bin" finde ich von ihnen recht gut, auch von der Stimmung her (hier sogar mit Christian Kolonowitz und einem ganzen Orchster):

https://www.youtube.com/watch?v=xqgxgwEUKsk

Jetzt bringe ich doch noch "Schifoan". Und nämlich von "Depeche Ambros", einem recht cleveren Musikprojekt, die mit dem Sound von Depeche Mode (oder zuindest ansatzweise) typische Austropop-Lieder nachsingen, und hier nun Ambros´ Schifoan im neuen Gewand:

https://www.youtube.com/watch?v=Bb-ZzhXTpOA

Woher ich das weiß:Hobby
Geht

Klassischer Austropop ist schon sehr speziell und man muss eine Beziehung dazu und zum Genre sowie zu Österreich und der Mentalität haben, um so was goutieren und kapieren (!) zu können in seiner Subtilität.

Ich "feiere" Austropop zwar nicht, aber ich höre manches davon wirklich gerne, denn mein Musikgeschmack wurde stark von österreichischen Musikern und Bands der 70er und 80er wie Rainhard Fendrich, Peter Cornelius, STS, Ludwig Hirsch, Horst Chmela und Wolfgang Ambros nachhaltig geprägt, weil ich viel Bayern 1 gehört habe und die österreichische Musik dort einen hohen Stellenwert inne hatte - da lief auch mal Ulli Bäer mit "Schönes Madl" (eine "Pretty Woman"-Coverversion). Nur Georg Danzers Musik war mir teilweise doch zu speziell, mit Austria 3 fand ich ihn besser. Aber so was wie "Reif für die Insel" von Peter Cornelius geht eigentlich immer.

https://www.youtube.com/watch?v=GUq_7aBb_eE

Falco zähle ich persönlich übrigens nicht zum Austropop, da dieses Genre relativ eng mit den "hochdeutschen" Liedermachern verbunden ist bzw. die österreichische Antwort drauf. Und Falco war ein schillernder Rapper, aber kein Liedermacher mit tiefsinnigen Texten zum Nachdenken und oft alltäglicher Bewandtnis sowie dem Blick auf die Probleme und Gefühle des Lebens.