Wie fair sind Fair-Trade-Produkte wirklich?


07.02.2021, 11:37

Besonders die Bio-Fairtrade-Produkte.

9 Antworten

Der Gedanke ist berechtigt, ich habe mir diese Frage als auch schon gestellt.

Letztlich ist auch "Fair Trade" bei Kaffee, Kakao, Schokolade usw. oftmals eine Art Handelsmarke für Waren, die zwar vielleicht tatsächlich unter etwas faireren Bedingungen hergestellt werden und qualitativ möglicherweise auch minimal besser sind als Konfektionsware vom Discounter-Kaffeeregal, C&A oder sonst woher, aber in erster Linie wird damit ein Preisaufschlag erzielt und dem Verbraucher soll eingeimpft werden, er täte grad was unfassbbar Soziales und Menschenfreundliches, weil er in den Weltladen geht, wo er Bio und Fair Trade wählt und bereit ist, mehr Geld dafür zu latzen!

Ich selbst kaufe eigentlich keine angepriesenen Fair-Trade-Produkte und auch keine als solche gebrandmarkten Bio-Produkte. Das sind unterm Strich aus meiner Sicht reine Werbeversprechen wie auch der Landgasthof, der eine Idylle gackernder Hühner und muhender Kühe erzeugen soll ohne dass er signifikant anders oder besser oder tierfreundlicher ist wie ein "Stadtgasthof"... und mein Ausbilder pflegte stets zu sagen -----> Werbung ist stets knapp neben der Lüge. Und nachprüfen kann man so etwas als Endverbraucher in Deutschland praktisch überhaupt nicht - das kommt hinzu; man kann diese ganzen Erläuterungen glauben oder nicht, ich bin skeptisch.

Echte Bio-Produkte, etwa vom heimischen Bäcker mit eigener Backstube im Hinterhof, vom Metzger mit Fleischlieferanten aus der Region oder auch Wild vom heimischen Jäger haben es gar nicht nötig, sich "Bio" auf die Fahne zu schreiben. So etwas muss nicht vermarktet werden - es ist vergleichbar mit jemandem, der aus Überzeugung und Menschenliebe ehrenamtlich tätig ist. Der muss das auch nicht überall rumerzählen, sondern wird einfach aktiv.

Hier ist mal zum Thema was vom WDR, das ich für informativ halte.

https://www.youtube.com/watch?v=ExDkfbXywsA

Um den Bogen weiter zu spannen - ich habe ja von Bio angefangen - ist hier noch eine Reportage zum Thema "Bio".

https://www.youtube.com/watch?v=lPSkZ-ykZdY

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich denke nach ausführlicher Recherche, dass das richtige Fairtrade Siegel und GEPA und paar andere wie Rapunzel Hand in Hand ziemlich gut sind und die Produzenten damit anständig leben können. Anderes wie dieser Frosch oder das UTZ Siegel haben soweit ich weiß nicht so nen guten Ruf und auch der Grüne Knopf umfasst nicht die ganze Lieferkette, aber GOTS und FAIRWEAR glaub schon.

wenn die Produzenten normal nur 0,5% des Gewinns bekommen, kann man sie auch mit kleinen Preisen fair bezahlen, denke ich, also hole sowas auch im Discounter.

Außerdem steht hinten auf der Verpackung wie viel davon fair gehandelt ist, oft sind es 100%, bei reinen Produkten, immer soviel wie möglich.

Also ich finde es sehr gut, mir kommen die Produzenten glücklich vor und sie kriegen so Sachen wie fließendes Wasser, Bildung, Medizin....

...gar keine Arbeit ist ja auch keine Lösung, finde ich

Der Begriff "Fair" ist rechtlich nicht geschützt. JEDER kann sich und seine Produkte "fair getraded" nennen. Selbst der Massentierhalter, der eigentlich wegen Verstoßes gegen Schutz-Gesetze ein Haltungsverbot auferlegt bekommen hat und nun seine Fleischprodukte abverkauft. Insofern gilt:

Es gibt ein paar gute Fair-Trade-Produkte; und es gibt Unmengen an Etiketten-Schwindel. Für den Verbraucher ist es nicht zu erkennen, was nun was ist. Das gilt umso mehr, als diese ganzen "Güte-Siegel" inflationär gebraucht werden, um das eigene Marketing (auch der Siegel-Verkäufer) anzukurbeln. Und um das Ganze noch weiter zu verkomplizieren: Selbst die "guten Siegel" decken gelegentlich riesige Schweinereien ... schließlich stinkt Geld nicht, wie man schon seit der Antike weiß.

So bekommt man beispielsweise manche großen und bekannten Siegel schon, wenn man nachweist, dass - Achtung(!) - "mindestens 5 Prozent" der gehandelten Menge aus fairem Handel stammen. Andere, weniger bekannte Siegel kann man einfach so und ohne jegliche Prüfung der Lizenzgeber kaufen.

Als grundsätzliche Faustregel gilt dabei: Findest du es beim Discounter, ist es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit NICHT "fair gehandelt" worden, ganz egal, welche Siegel da draufkleben. Kleine Preise und faire Bezahlung der Produzenten passen eben nur sehr selten zusammen.

Ist es wirklich eine besser Alternative oder alles nur Masche ?

Es fing als gute Idee an. Doch mittlerweile ist es so hart unter die Räder der Gewinnorientierung geraten, dass ich, ganz persönlich, es als verbrannt betrachte. Zu oft wurde gelogen, betrogen, weggeschaut und kleingeredet. Auch - und gerade - bei den Siegel-Verkäufern. Ich sehe einfach keine Option mehr, noch IRGENDEINEM "Siegel" zu vertrauen, solange es kein 100%ig transparentes Lieferketten-Gesetz gibt.

Doch das wollen nicht mal die GRÜNEN oder die LINKEN. CDU, CSU, FDP und AfD lehnen es sogar weitgehend ab. Und die SPD eiert wie immer herum.

Das Einzige, was ich noch wirklich glaube, ist das, was ich selbst sehe: Es gibt zunehmend "solidarische Landwirtschaft", wo ich Tieren und Pflanzen beim Leben und in der Hege und Pflege "zuschauen" kann. Da - und nur da - weiß ich wirklich, was ich bekommen. ... aber, wie gesagt, das ist meine ganz subjektive Meinung zu diesem Thema.

Caleee  07.02.2021, 12:51

wenn die Produzenten nur 0,5% des Gewinns bekommen, kann man sie auch mit kleinen Preisen fair bezahlen, denke ich

0
Unsinkable2  07.02.2021, 12:53
@Caleee

Das hängt davon ab, wie hoch der Gewinn ist. "Ehrliche Händler" haben in aller Regel keine besonders hohen Gewinnspannen.

0
Von Experte rotesand bestätigt

Besser natürlich schon, aber daraus wird deshalb nicht zwangsläufig ein nachhaltiges Produkt.

Außerdem ist es halt schwierig nachzuprüfen, ob man hier tatsächlich einem seriösen Fair-Trade-Konzept sein Geld überäußert.

Allerdings ist "das ist eh nur Masche" eben auch die beliebteste aller Ausreden, warum man weiter zu Produkten greift, die nachweislich unter miesen Bedingungen produziert und vertrieben werden.

Kommt drauf an. Manche nutzen Fairtrade als Masche aus und bringen diejenigen, die ehrlich sind in Verruf.

Man muss sich heutzutage über die Produkte ausgiebig informieren, um sich nicht hereinlegen zu lassen.