Wie alt wurden eigentlich die Menschem um das Jahr 0 herum - gibts vielleicht für Lebenserwartung..

Das Ergebnis basiert auf 9 Abstimmungen

LE hängt primär mit guter Ernährung zusammen 67%
LE hängt primär mit Lebensstandart zusammen 22%
LE kann man nicht sagen 11%
LE hängt primär mit Sport und Fitness zusammen 0%
LE hängt primär mit psychischer Gesundheit zusammen 0%
LE hängt primär mit wenig Belastung und Stress zusammen 0%
LE hängt primär mit anderem zusammen 0%

5 Antworten

"destatis" ist eine Seite mit sehr vielen und guten Statistiken zu Deutschland (gut, weil erklärt wird, wie man auf die Zahlen gekommen ist), teilweise mit internationalem Vergleich.

Dort findest du mehrere Tafeln zur Lebenserwartung. Allerdings werden solche Statistiken ja noch nicht sooo lange geführt wie es für deine Frage nötig wäre. Für die Zeit davor muss man mehr oder weniger vermuten.

Unten der Link zu einem Aufsatz, in dem du auf Seite 233 findest, wie die Lebenserwartung seit 1870/71 gestiegen ist. Etwa bis 1890 lag sie noch unter 40 Jahren, sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen (was besonders an einer hohen Säuglingssterblichkeit lag - vergleicht man für den Zeitraum Kinder, die 1 Jahr alt geworden waren, dann hatten diese eine Lebenserwartung von rund 47-49 Jahre). https://www.destatis.de/DE/Publikationen/WirtschaftStatistik/Bevoelkerung/AmtlicheSterbetafeln_32011.pdf?__blob=publicationFile

Abstimmen würde ich bei deiner Umfrage für "Die LE ist vor allem durch den medizinischen Fortschritt und ein verbessertes Sozial- und Gesundheitssystem gestiegen".

LE hängt primär mit guter Ernährung zusammen

Zunächst mal zu dem IQ - das ist komplizierter - der Durchschnitts-IQ nimmt nicht zu, weil er sich eben am Durchschnitt einer Kohorte orientiert. Aber die durchschnittliche Intelligenz hat zugenommen - durch bessere Ernährung, Gesundheit und Bildungssysteme. Stagniert aber seit Jahren. Und ein Abiturient war in der 1. Jahrhunderthälfte "gebildeter" als heute - hat mit diversen gesellschaftlichen Veränderungen zu tun.

Deine Abstimmung ist hinfällig, weil sich die Ausprägungen überschneiden und auch nicht vollständig sind! Es ist die Kombination aus: Medizin, Ernährung, Abwesenheit von Krieg und der Rückgang der Schwerarbeit, die die Zunahme der Lebenserwartung bewirkt hat.

LE hängt primär mit guter Ernährung zusammen

Ernährung ist ein primärer Faktor bei der Lebenserwartung, aber nicht der einzige primäre Faktor.

durchschnittliches Lebenserwartung in der Antike

Für Antike und Mittelalter gibt es keine zuverlässige Datengrundlage in ausreichender Menge, um einen genauen Zahlenwert anzugeben. Sehr genaue und zuverlässige Angeben zur Gesamtbevölkerung sind mangels ausreichender Grundlage nicht möglich, nur ungefähre Schätzungen nach Anhaltspunkten.

Die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt betrug in der Antike wohl etwas unter 30 Jahre (in einem Bereich zwischen 20 und 30 Jahre). Dies gilt auch für das Jahr 1 n. Chr. (ein Jahr 0 hat es nicht gegeben). Das durchschnittlich erreichte Alter (Lebenserwartung bei Geburt) der Bevölkerung des römischen Reiches im 1. Jahrhundert v. und im 1. Jahrhundert n. Chr. lag wohl mit etwas unter 30 Jahren ziemlich niedrig (wie allgemein in früher Zeit).

Ein niedriger Durchschnitt besagt aber noch nicht, daß keine Menschen sehr alt wurden. Ein Alter von 60 Jahren und mehr war damals kein seltenes Wunder. Eine hohe Kindersterblichkeit (damals auftretend) hat starke Auswirkungen auf den Durchschnittswert. Fast sofort nach der Geburt oder nach wenigen Tagen gestorbene Kinder senken den Durchschnitt stark.

Die Lebenserwartung eines Menschen, der die ersten Lebensjahre gut überstanden hatte, lag höher als seine statistische Lebenserwartung zu Beginn seines Lebens. Eine hohe Mortalität (Sterblichkeitsrate/Sterberate) hat Auswirkungen auf die Statistik. Eine Reihe von Menschen wurde auch deutlich älter.

Ein wenig kommt es beim durchschnittlich erreichten Lebensalter auf das Gebiet mit bestimmten Lebensbedingungen an, in dem Menschen lebten.

Genaue statistische Daten für die Gesamtbevölkerung gibt es nicht. Quellen sind vereinzelte Angaben, Inschriften und Untersuchungen von Skelettüberreste (Grundlage für auf Sterbetafeln und computergestützte Modellberechnungen beruhende Angaben).

Bei guter Versorgung mit dem Notwendigen (vor allem Lebensmittel) und einem Verschontbleiben von sehr gefährlichen Infektionskrankheiten konnten Menschen in der Antike sehr alt werden (wer 60 Jahre alt wurde, galt damals als alt). Von einzelnen Personen ist ein hohes Lebensalter überliefert. Bekannte Beispiele aus dieser Zeit:

Augustus wurde fast 76 Jahre alt (63 v. Chr. – 14 n. Chr.), seine Ehefrau Livia Drusilla 86 Jahre (58 v. Chr. - 29 n. Chr.), ihr Sohn Tiberius (42 v. Chr. – 37 n. Chr.), adoptierter Stiefsohn des Augustus und sein Nachfolger als Princeps 78 Jahre.

Josef Wiesehöfer, Lebenserwartung: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 6: Iul – Lee. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1999, Spalte 1213 – 1215 (mit Literaturhinweisen) enthält als Information unter anderem:

Der Begriff Lebenserwartung gibt an, wie viele Jahre ein Mensch im bestimmten Alter unter den Bedingungen der in einer bestimmten Gesellschaft gegebenen Mortalität noch zu leben hat. Der Begriff erfaßt keineswegs das durchschnittliche Sterbealter, die Lebenserwartung eines Menschen unterliegt im Verlauf seines Lebens deutlichen Veränderungen. Sie ist in Gesellschaften vor dem Übergang zu einer niedrigen Natalität (Geburtenhäufigkeit, Geburtenrate) und Mortalität – bedingt durch hohe Sterblichkeit, besonders Säuglingssterblichkeit – für Neugeborene relativ niedrig, steigt bis zum 5. Lebensjahr an, um dann wieder abzunehmen. Vorindustrielle Gesellschaften weisen allgemein hohe Natalität und Mortalität und damit verbunden eine niedrige Lebenserwartung für Neugeborene auf; dies ist auch für die antike Bevölkerung anzunehmen.

Die Auswertung von Skelettfunden (aus den Jahren 650 – 350 v. Chr.) ergab für Männer bei der Geburt eine Lebenserwartung von 24,4 Jahren; doch wurde zugleich auf die statistischen und methodologischen Unzulänglichkeiten der Sterbetafel verwiesen. Auswertungen römischer Grabinschriften aus verschiedenen Jahrhunderten und Regionen führten zu Schätzungen einer durchschnittlichen Lebenserwartung der Bevölkerung im römischen Reich bei der Geburt von 20 – 30 Jahren.

Albrecht  08.02.2013, 20:42

Winfried Schmitz, Haus und Familie im antiken Griechenland. München : Oldenbourg, 2007 (Enzyklopädie der griechisch-römischen Antike ; Band 1). S. 5:
„Altersangaben auf Grabinschriften lassen also keine verlässlichen und repräsentativen Daten für das durchschnittliche Strebealter und die Lebenserwartung gewinnen.

Bei den Altersangaben, die in der antiken Literatur überliefert sind, bestehen ähnliche Schwierigkeiten. Kinder und Frauen sind deutlich unterrepräsentiert, ebenso Sklaven und ärmere Schichten der Bevölkerung. Skepsis rufen unglaubhaft hohe Lebensalter hervor, die von den antiken Autoren gerade wegen ihrer Außergewöhnlichkeit festgehalten wurden. Auch diese Angaben können keine Repräsentativität beanspruchen.

Unsicher bleiben auch die Ergebnisse, die auf einer Auswertung mehrerer Tausend kaiserzeitlicher, auf Tonscherben (óstraka) erhaltener Steuerquittungen aus dem ägyptischen Theben beruhen. Sie lassen nur Aussagen über die männliche Bevölkerung zu und geben keine Hinweise zur Kindersterblichkeit, da die Steuerpflicht erst im Alter von 14 Jahren begann. Die Berechnungen beruhen auf der Reihung von Quittungen, die Jahresdatierungen aufweisen und für jeweils dieselben Personen erhalten sind. Bricht die Reihe der jährlich erstellten Quittungen ab, wird diese Person wenig später verstorben sein. Nach den auf diesen Angaben beruhenden Schätzungen liegt die durchschnittliche Lebenserwartung im Alter von 15 Jahren bei (weiteren) 14,4 Jahren. Eine Alterskohorte hätte sich alle zehn Jahre etwa halbiert. Diese Daten liegen niedriger als die durch andere Quellengattungen ermittelten Werte.

Als relativ verlässlich werden Auswertungen eingeschätzt, die auf ägyptischen Zensusdeklarationen beruhen. Die römische Provinzialverwaltung führet periodisch alle 14Jaher einen Zensus der Bevölkerung durch. Anzugeben waren pro Haushalt alle Bewohner, der Hausvater, dessen Frau, Kinder, Sklaven und die Hause zugehörigen Lohnbauern, evtl. alte Eltern, Schwestern oder eine Amme. Die etwa 300 auf Papyrus erhaltenen Zensusdeklarationen, die überwiegend aus dem mittleren Ägypten stammen und in die Zeit zwischen 11/12 und 257/8 n. Chr. datiert werden, umfassen Angaben zu mehr als 1100 Personen. Die Angaben weisen bemerkenswert selten Rundzahlen auf und werden deshalb als relativ zuverlässig angesehen. Sie führen zu einem durchschnittlichen Sterbealter von etwa 22 bis 25 Jahren. Ob diese Daten indes repräsentativ für das römische Ägypten oder gar die Antike insgesamt sind, ist zu bezweifeln.“

S. 6: „Aufgrund dieser zahlreichen methodischen Probleme bei der Auswertung dieser Quellen und Befunde werden von der demographischen Forschung modellhafte Sterbetafeln herangezogen, die auf Daten aus besser dokumentierten Gesellschaften beruhen und mit computergesteuerten Methoden bearbeitet wurden. Die Daten stammen aus Gesellschaften vor dem demographischen Übergang in die Moderne. Die griechische und römische Gesellschaft soll dabei dem niedrigsten Level vormoderner Gesellschaften entsprechen; es ist dies das am stärksten generalisierte und vielfach zugrundegelegte ‚Model West’, das in ‚level 3’ von einer Lebenserwartung bei der Geburt von 25 Jahren für Frauen und 22, 9 Jahren bei Männern ausgeht. Dies entspricht Daten, die für Indien und das ländliche China im frühen 20. Jahrhundert galten. Eine weitere Differenzierung nach Regionen, Epochen und Zeitumständen verbieten sich bei der Verwendung solcher modellhafter Sterbetafeln.

Nimmt man die mit großen methodischen Schwierigkeiten behafteten Hinweise aus der Antike und die modellhaften Sterbetafeln zusammen, dürfte das durchschnittliche Sterbealter zwischen 20 und 30 Jahren gelegen haben. Diese Schätzung bleibt relativ vage und erlaubt keinen exakten Ausgangspunkt für die Fertilitätsrate. Wenn das durchschnittliche Sterbealter nahe dem Wert von 20 Jahren gelegen hätte, würde dies bedeuten, dass die antiken Gemeinwesen ihren Bewohnern keine längere Lebenserwartung bereiten konnte als diejenigen politischen System im frühmodernen Europa, die die niedrigsten Werte aufweisen. Demnach wäre ein Drittel der Kinder im ersten Lebensjahr verstorben. Nur etwa die Hälfte aller Kinder hätte das zehnte Lebensjahr erreicht. Die durchschnittliche Lebenserwartung sei von einem Wert von 22– 25 bei der Geburt auf (weiter) etwa 40 Jahre im Alter von 5 Jahren gestiegen, dann abgesunken und habe im Alter vom 20 Jahren bei weiteren etwa 30 Jahren, im Alter von 30 Jahren bei weiteren etwa 25 Jahren gelegen.“

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Albrecht  08.02.2013, 21:27

Ernst Baltrusch, Alt sein in einer demokratischen Gesellschaft: das Klassische Athen. In: Rainer Kampling/Anja Middelbeck-Varwick (Hrsg.), Alter - Blicke auf das Bevorstehende. Frankfurt am Main ; Berlin ; Bern ; Bruxelles ; New York ; Oxford ; Wien : Lang, 2009 (Apeliotes : Studien zur Kulturgeschichte und Theologie ; Band 4), S. 49 - 50:
„Die durchschnittliche Lebenserwartung war natürlich erheblich geringer, was allein schon der Tatsache einer hohen Kindersterblichkeit geschuldet ist. Aber Berechnungen, die bei kaum mehr als 25 Jahren Lebenserwartung ansetzen oder von einem Anteil der Alten von nicht mehr als 5% (heute über 20%, für 2035 wird sogar mit 37% gerechnet) ausgehen, sind völlig hypothetisch, da wir weder Geburts- noch Sterberegister besitzen, und die Grabinschriften oft zu ungenau sind. Immerhin ist aus den auf Papyrus erhaltenen Haushaltsdeklarationen aus dem römischen Ägypten für die Zeit des1.-3 Jhs. n. Chr. ein Durchschnittsalter von 46 Jahren für Männer, 37 Jahren für Frauen zu ermitteln. Wie dem auch sei, zwischen dem Durchschnittsalter und einer „normalen“ Lebensdauer ist zu unterscheiden.“

Faktoren der Lebenserwartung

Die Lebenserwartung hängt von einem Bündel von Faktoren ab. Gesunde Ernährung, in ausreichender Menge (aber nicht in sehr übermäßiger Weise zu viel und zu fettreich, kein übermäßiger Konsum alkoholischer Getränke), wobei sowohl Unter- als auch Mangelernährung vermieden werden, ist für eine lange Lebenserwartung günstig.

Wichtige Ursachen für ihre geringere Lebenserwartung sind auch Rauchen, sehr unruhiges Leben (viel Belastung und Stress) und eine besonders risikoreiche Lebensweise (z. B. größere Neigung zu gefährlichen Sportarten, weniger Vorsicht im Verkehr)

Wenn auch anderweitig wenig Bewegung stattfindet, ist Unterlassen von Sport/Aktivitäten zur Fitness für den Gesundheitszustand schlecht, aber für sich genommen ist Sport/Fitness wohl kein vorrangiger Faktor der Lebenserwartung.

Bei den allgemeinen Bedingungen ist medizinische Versorgung und ihre Qualität ein wichtiger Umstand. Lebensstandard/sozialer Status können indirekt Auswirkungen haben. Auftreten von Infektionskrankheiten als Epidemie oder gar als Pandemie hat geschichtlich Auswirkungen auf die Lebenserwartung gehabt, besonders wenn es an wirksamen Gegenmitteln mangelte (z. B. die Pest im Mittelalter) und lang anhaltende Kriege mit vielen Todesopfern und Zerstörung (Z. B. Dreißigjähriger Kriege) sind Bedingungen, die zu einem Sinken der Lebenserwartung der Gesamtbevölkerung in einem betroffenen Gebiet führen.

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Ca 40 jahre..