Weshalb ist der Begriff der Ideologie in Diskussionen dermassen negativ besetzt?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

"Ideologie" wird in der Alltagssprache zumeist als Synonym für ein "falsches Bewusstsein", eine "falsche Welzanschauung" oder ein "falsches politisches Konzept" benutzt.

Im wissenschaftlichen Diskurs ist die Verwendung zwar vielschichtiger, aber auch da geht es oftmals in diese Richtung.

Ursächlich ist dafür seine entsprechende Verwendung, z.B. bei Karl Marx.

Ideologie wird meist negativ von Menschen verwendet, die der Rationalität/der Vernuft naheliegen. Dass sie dabei bloß die vorherrschende Ideologie auf ihrer Seite haben, merken die Wenigsten davon.

So werden alle Abweichungen von vom systemproduzierten Fakten, wie z.B die linke Kritik an traditionellen Familienbildern als ideologisch abgetan. Gleiches bei der Wirtschafts- und Finanzpolitik, wo es schon als ideologisch gilt, wenn man keynesianistische Punkte anbringt.

Damit will ich nicht sagen, dass alles subjektiv ist und alles traditionelle inhärent falsch wäre. Nein, um Himmelswillen! Aber man sollte sich dann doch klar machen, dass es sowas wie eine Ideologiefreiheit nicht gibt, und die andere Seite sollte lernen, dass es Fakten gibt.

Angesichts deiner Frage und deiner Beispiele ist es unzulässig, den Begriff "Ideologie" vom verwendeten Kontext zu trennen und ihn pauschal als negativ besetzt zu bezeichnen.


Norjakeista 
Fragesteller
 27.08.2022, 12:23

Gut, ich spezifiziere: Weshalb ist der Begriff der Ideologie, wenn er in politischen und gesellschaftlichen Situationen fällt, dermassen negativ besetzt?

Ich persönlich habe diesen Begriff noch nie in positiver Assoziation gesehen...

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sagacious  27.08.2022, 12:25
@Norjakeista

Siehe meine Antwort.

Seit Marx und Engels bezieht sich der Ideologiebegriff auf „Ideen und Weltbilder, die sich nicht an Evidenz und guten Argumenten orientieren, sondern die darauf abzielen, Machtverhältnisse zu stabilisieren oder zu ändern
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421054  27.08.2022, 12:25
@Norjakeista

Es kann gar nicht anders sein. Politische und weltanschauliche DISKUSSIONEN drehen sich zwangsläufig um GEGENSÄTZLICHE oder zumindest um abweichende Meinungen.

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Eine bestimmte Weltanschauung stellt nunmal nur eine Meinung dar. Dies zu benennen ist nicht beleidigend.

Allerdings stellen die Ansichten der jeweiligen Ideologie für viele eine Art unumstößliche Wahrheit dar, weshalb viele diesen Begriff in diesem Zusammenhang negativ auffassen.

Gerade bein Thema Gender/ LGBTXYZ geschieht das oft. Da stellt man seine persönlichen Ansichten als Fakt dar, auch wenn man sie wissenschaftlich widerlegen kann.

Der Begriff an sich ist nur bedingt negativ behaftet.

  1. an eine soziale Gruppe, eine Kultur o. Ä. gebundenes System von Weltanschauungen, Grundeinstellungen und Wertungen
  2. politische Theorie, in der Ideen der Erreichung politischer und wirtschaftlicher Ziele dienen (besonders in totalitären Systemen)
Ideologie steht im weiteren Sinne bildungssprachlich für Weltanschauung. Im engeren Sinne wird damit zum einen auf Karl Marx zurückgehend das „falsche Bewusstsein“ einer Gesellschaft bezeichnet, zum anderen wird in der US-amerikanischen Wissenssoziologie jedes System von sozialen Normen als Ideologie bezeichnet, das Gruppen zur Rechtfertigung und Bewertung eigener und fremder Handlungen verwenden. Seit Marx und Engels bezieht sich der Ideologiebegriff auf „Ideen und Weltbilder, die sich nicht an Evidenz und guten Argumenten orientieren, sondern die darauf abzielen, Machtverhältnisse zu stabilisieren oder zu ändern“.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ideologie

Der Begriff hat nunmal eine negative Konnotation.