Wer kann mir bei dieser Karikatur helfen?


25.02.2022, 12:52

Was ist mit Ich wusste ja, dass wir noch an die Reihe kämen. Gemeint? Vielen Dank im voraus

2 Antworten

Die Karikatur heißt „J'savois ben qu'j'aurions not tour!“ („Ich wusste ja, dass wir auch noch an die Reihe kämen!“)

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ich_wusste_ja,_dass_wir_auch_noch_an_die_Reihe_k%C3%A4men.png

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ec/Ich_wusste_ja%2C_dass_wir_auch_noch_an_die_Reihe_k%C3%A4men.png

Zum Teil gibt es neben dem Ausspruch «J'savois ben qu'j'aurions not tour!» („Ich wusste ja, dass wir auch noch an die Reihe kämen!“) bei dieser Art von Karikatur ein Bekenntis zur konstitutionellen Monarchie und zur Nation «vive le Roi, vive la Nation» („Es lebe der König, es lebe die Nation“).

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:J%27savois_ben_qu%27j%27aurions_not_tour.jpg

https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b6944024m/f1.vertical

Die Karikatur ist eine Umkehrung einer bekannten Karikatur, die eine Ausbeutung und Unterdrückung eines Bauern als Vertreter des Dritten Standes durch die beiden anderen Stände zeigt und die in verschiedenen Fassungen 1789 verbreitet war, z. B.: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Troisordres.jpg

Die Karikatur „J'savois ben qu'j'aurions not tour!“ ist anscheinend in der Franzöischen Revolution bald nach den Augustbeschlüssen 1789 entstanden (in einer vom Abend bis in die Nacht dauerndern Siítzung der Nationalversammlung am 4./5. August 1789 erklärten viele Abgeordnete den Verzicht auf Privilegien [Vorrechte] von Ständen, Provinzen, Städten und Körperschaften, die Diskussion wurde in den folgenden Tagen fortgesetzt und am 11. August 1789 von der Nationalversammlung die Abschaffung der Feudalität [französisch: féodalité] in schriftlichen Bestimmungen beschlossen ([Artikel 1. „Die Nationalversammlung vernichtet das Feudalwesen völlig.“]).

Auf der Karikatur sind von links nach rechts drei Vertreter der drei Stände abgebildet: Klerus (französisch: clergé; 1. Stand), Adel (französisch: noblesse; 2. Stand), Dritter Stand (französisch: Tiers État).

Sie befinden sich auf einem Feld und ein älterer Mann, der nach der Umgebung, Kleidung und Haartracht ein Bauer ist, sitzt auf dem Rücken eines Mannes, der ihn wie ein Reittier trägt, wobei er sich mit den Armen am Rücken des vor ihm stehenden Mann abstützt, der damit gewissermaßen in einer Verlängerung das Vorderteil eines vierbeingen Reittieres (z. B. eines Pferdes) bildet.

Der Bauer trägt Holzschuhe, grob gewirkte Strümpfe, Hose, Hemd, Umhang und einen Hut. Sein Blick ist selbstsicher, zufrieden, seine Haltung triumphierend. Seine Arme sind mit ausgebreiteten Händen nach vorne gestreckt, als wolle er Beifall klatschen (und vielleicht auch die anderen beiden Männer antreiben). Bei seinem linken Arm ist ein Schwert eingeklemmt, das schräg nach oben mit der Klinge nach hinten ragt. Die Klinge hat die Aufschrift „remplie de Courage“ („gefüllt mit Mut“). Mit den Hinterbeinen hängt ein toter Hase an dem Schwert. Aus der Tasche des Umhangs des Bauern hängt ein Zettel mit der Aufschrift „Paix et Concorde“ („Frieden und Eintracht“) heraus. Daneben ist ein goldgelbes Medaillon, das König Henri IV zeigt, der als «guter König» (französisch: bon roi) galt. https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_IV._(Frankreich)

Auf dem Hut ist eine blau-weiß-rote (ein wenig weiß in der Mitte, die Schleifen teils blau, teils rot) Kokarde (ein kreisförmiges Abzeichen) befestigt. Die Farben sind 1789 Nationalfarben Frankreichs geworden und mit dem Tragen stellt sich jemand als Patriot und Befürworter der Revolution dar. Der Adlige hat auch eine solche Kokarde am Hut und der Kleriker (Geistliche) an seinem Gewand links auf der Brust.

Der den Bauern tragende Mann ist nach seiner Haartracht (anscheinend mit Perücke) und Kleidung (kostbare feine Schuhe, weiße Seidenstrümpfe, Kniehose mit Schleifen am unteren Ende, prachtvolles Gewand, Spitzenkragen, Hut mit Federbusch) vornehm. Der Degen oder das Schwert an seiner linken Seite zeigt ihn als Adligen. Auf der Klinge ist die Aufschrift „pour protéger la Nation" („dafür, die Nation zu beschützen“/„zum Schutz der Nation“/ /„um die Nation zu scützen“).

Der vorne stehende Mann ist ein vornehmer Kleriker (Geistlicher). Er trägt kostbare schwarze Schuhe, hellblaues Seidenstrümpfe und ein hellblaues Gewand mit Knöpfen, ein Scheitelkäppchen auf sorgfältig frisiertem Haar, ein schwarzes Beffchen (streifenförmige Halsbinde) und ein goldgelbes Kreuz. Aus der Tasche seines Gewandes hängt ein Zettel mit der Aufschrift „Impôts territoriaux“ („Territorialsteuern“). In seiner linken Hand hält er eine Waage (Symbol der Gerechtigkeit). In den Waagschalen liegen Zettel mit der Aufschrift „Egalité et Liberté“ („Gleichheit und Freiheit“) und „Soulagement du Peuple“ („Entlastung des Volkes“/„Erleichterung/Linderung/Milderung für das Volk“).

Auf dem Boden liegt links eine Hacke mit der Aufschrift „Infatigable" („Unermüdlich“). In der Mitte liegen drei tote Vögel (rote Blutflecken am Hals), wohl Rebhühner. Rechts befindet sich ein prachtvoll gewachsener Kohlkopf. 

Dies wird durch die Umkehrung der anderen Karikatur zu den drei Ständen voll verständlich. Der Bauer kann auch mal die Hacke weglegen und Pause machen. Denn er wird nicht ständig von den anderen Ständen angetrieben. Die landwirtschaftliche Nutzpflanze gedeiht aber gut, er ist also offenbar nicht einfach untätig gewesen. Auf der anderen Karikatur hatten Vögel gesäte Körner aufgepickt und Hasen die Kohlköpfe angeknabbert. Die Vorstellung ist: Das Jagdprivileg ist aufgehoben und der Bauer konnte die Tiere töten.

Die Karikatur vermittelt die Botschaft, die Privilegien mit ihrer ungleichen Verteilung von Lasten seien aufgehoben und der Zustand nicht mehr so, wie er auf der etwas früheren Karikatur dargestellt worden ist, sondern grundlegend umgekehrt. Dabei geht dies sogar soweit, den Bauern obenauf zu zeigen. Es hatte im Sommer 1789 eine Revolution auf dem Land gegeben und die dabei antreibende „Grande Peur“ („Große Furcht“), ein urtümlicher Ausbruch kollektiver Ängste und Gewaltreaktionen in ländlichen Gegenden mit Bauernaufständen, ließ den Abgeordneten ein sofortiges politisches Handeln der Nationalversammlung mit den Augustbeschlüssen erforderlich erscheinen. Sie wollten keine Anarchie. Vermutlich wird deshalb der Bauer in so günstiger Lage dargestellt (jetzt sind einmal die anderen an der Reihe, ihn zu tragen) , um ihn zu beruhigen und von ihm Zustimmung zur neuen Ordnung zu bekommen.

Die Verteter der beiden anderen Stände haben einen sanften und freundlichen Gesichtsausdruck. Frieden und Eintracht wird als Absicht genannt. Es ist daran gedacht, dass sich Adlige und Geistlliche unter Verzicht auf bisherige Prviligien in die neue Ordnung einfügen. Der Adlige hat bei militärischer Tätigkeit nun eine Verpflichtung zum Schutz der Nation. De Geistliche hat  nun auch für seinen Grundbesitz zu zahlen, nämlich „Impôts territoriaux“ („Territorialsteuern“).

Da fehlt mir komplett der geschichtliche Bezug zu. Das einzige was ich zuordnen kann ist die Waage, die für das Recht/Richter steht, Was die toten Vögel, der Kohlkopf, die Schriftstücke und der Hase auf dem Schwert bedeuten soll, eventuell noch, das das Reittier einen Hut mit Federn trägt, der andere auch einen schwarzen Hut, ohne Federn, aber auch mit dem selben Symbol, der "Richter " trägt eine Kappe. Zwei scheinen adelig zu sein, Puderperrücken, der "Reiter" scheint ehr etws nieder im Stand zu sein. Ich hoffe, mit dem was du weißt, kann dir das weiterhelfen.