Wer hat Aeneas befohlen aus Troja zu fliehen?

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Aphrodite, wer sonst?


Heylol424 
Fragesteller
 06.12.2021, 17:06

Ok danke . Wusste ich nucgt

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Bei Sagen und Mythen kommen nicht selten mehrere Fassungen und literarische Gestaltungen vor.

Für die lateinische Literatur ist die Darstellung von Vergil (Publius Vergilius Maro) zentral geworden.

Darin wird Aeneas (griechisch: Αἰνείας [Aineiais]) vierfach dazu gebracht, ausTroia zu fliehen: zuerst vom toten Hector (griechisch: Ἕκτωρ [Hektor]) in einer nächtlichen Traumerscheinung, dann von seiner Mutter Venus (griechisch: Ἀφροδίτη [Aphrodite]), danach von göttlichen Wunderzeichen, die als vom Gott Jupiter (lateinisch: Iuppiter; griechisch: Ζεύς [Zeus]) stammend verstanden werden können, schließlich von einem Schattenbild seiner auf dem Fluchtweg in der Stadt verlorengegangenen Ehefrau Creusa (griechisch: Κρέουσα [Krëusa]), die ihn davon abbringt, sich noch weiter dem Kummer um ihren Verlust hinzugeben und nach ihr zu suchen.

Die ersten beiden Einwirkungen enthalten direkte Aufforderungen/Befehle, die anderen beiden sind Zeichen und Hinweise auf göttlichen Willen und Schicksal.  

1) Hector

Aeneas hat nachts eine Traumerscheiung des toten Hector. Dieser befiehlt ihm/fordert ihn dazu auf, aus Troia zu fliehen (Vergil, Aneis 2, 289 – 295)

«heu fuge, nate dea, teque his» ait «eripe flammis.

hostis habet muros; ruit alto a culmine Troia.

sat patriae Priamoque datum: si Pergama dextra

defendi possent, etiam hac defensa fuissent.

sacra suosque tibi commendat Troia penatis;

hos cape fatorum comites, his moenia quaere

magna pererrato statues quae denique ponto.»

Publius Vergilius Maro, Aeneis : Lateinisch-deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Niklas Holzberg. Mit einem Essay von Markus Schauer. Berlin ; Boston, Mass. : De Gruyter, 2015 (Sammlung Tusculum), S. 109:

„ ›Ach, flieh, Sohn einer Göttin, entreiß dich den Flammen; Die Feinde

halten die Mauern besetzt, und es stürmt vom Gipfel nun Troja.

Jetzt ist genug für die Heimat getan und für Priamus: Hätte

Pergamum eine Hand zu retten vermocht, wär es meine.

Troja vertraut dir an, was sein Heilgstes ist, die Penaten:

Sie nimm als Gefährten des Schicksals, suche für sie die

große Stadt, die du schließlich erbaust nach Durchirren des Meeres.‹“

2) Venus

Die Göttin Venus ruft ihren Sohn Aeneas dazu auf, sich um seine Fanuilie zu kümmern, weist auf göttloches Wirken gegen Troia hin und fordert ihn dazu auf/befiehlt ihm, aus Troia zu fliehen (Vergil, Aeneis 2, 589 – 620).

Vergil, Aeneis 2, 619 – 620:

eripe, nate, fugam finemque impone labori;

nusquam abero et tutum patrio te limine sistam.

Publius Vergilius Maro, Aeneis : Lateinisch-deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Niklas Holzberg. Mit einem Essay von Markus Schauer. Berlin ; Boston, Mass. : De Gruyter, 2015 (Sammlung Tusculum),

S. 129:

„Fliehe in Eile, mein Sohn, und beende die Plage; ich werde

nirgends fern von dir sein, bring heil dich zur Schwelle des Vaters.‹“

3) Wunderzeichen

Anchises (griechisch: Ἀγχίσης), Vaters des Aeneas, will zunächst nicht aus der Stadt fort. Da erscheint oben am Kopf seines Enkels Iulus, Sohn des Aeneas, ein wundersames Flammenzeichen, Anchises betet zu Jupiter mit Bitte um Hilfe und Bekräftigung des Vorzeichens, es ertönt Donner und ein Stern gleitet vom Himmel durch die Dunkelheit, fliegt mit strahlendem Licht oben über den Hausgiebel und senkt sich leuchtend im Wald des Idagebirges, wobei die Schneise dann mit langen Streifen noch Licht spendet und die Gegend von Schwefel dampft (Vergil, Aeneis 679 – 704).

4) Creusa

Aeneas erscheint ein Schattenbid seiner verlorengegangenen Ehefrau Creusa und teilt ihm mit, dies geschehe nicht ohne göttlichen Willen, göttlliches Schicksal oder der Herrscher des hohen Olymps ließen nicht zu, Creusa als Begleiterin mitzunehmen, er müsse lange heimatlos sein, werde dann zum Land Hesperien (lateinisch: Hesperia) kommen, wo der lydische Tiber (lateinisch: Lydius Thybris) fließt, und dort ein Reich und eine königliche Ehefrau erwerben (Vergil, Aeneis 771 – 789).

Etwas anders ist die Darstellung in einem griechischsprachigen Werk,

Dionysios von Halikarnassos, Rhomaïke Archaiologia (griechisch: Ῥωμαϊκὴ Ἀϱχαιολογία; Römische Altertümer; lateinischer Titel: Antiquitates Romanae) 1, 48, 2, berichtet von einer Darstellung bei Sophokles in einer Laokoon-Drama, wonach Aineias kurz vor Eroberung der Stadt ins Ida-Gebirge flüchtete, auf Befehl/Auforderung seines Vaters Anchises, der in Erinnerung an Aufträge Aphrodites und aufgrund der neuestens geschehenen Zeichen bei Laokoon und seinen Söhen Schlüsse auf den bevorstehenden Untergang der Stadt zog.