Wenn zwei Leute in der gleichen Lautstärke schreien, ist das lauter als wenn einer schreit-warum?

8 Antworten

Fangen wir erstmal beim einfachsten Fall an: Zwei identische Signale in Phase:

Schall ist nichts weiter als Luftdruckschwankungen. Stell dir nun vor, du hast einen Lautsprecher, der eine einfache Sinuswelle emittiert, also eine Regelmäßige Abfolge von hohem Druck (Wellenberge) und tiefem Druck (Wellentäler). Je größer der Druckunterschied zwischen einem Wellenberg und einem Wellental ist, desto lauter ist der Ton.

Wenn wir nun einen zweiten Lautsprecher dazustellen, der genau das selbe Signal so emittiert, dass die Wellenberge und Wellentäler vom zweiten Lautsprecher genau da sind, wo die vom ersten Lautsprecher auch sind, addiert sich der Druck vom ersten und zweiten Lautsprecher. Die Wellenberge sind also doppelt so hoch und die Wellentäler doppelt so tief. Deshalb ist der Ton doppelt so laut.

Nun kommen wir zum zweiten Fall: identische Signale Phasengedreht:

Wir bewegen den zweiten Lautsprecher nun so, dass die Wellenberge des ersten Lautsprechers mit den Wellentälern des zweiten zusammenfallen. Während der eine Lautsprecher ein "Hochdruckgeniet" erzeugt, erzeugt der andere nun ein "Tiefdruckgebiet" und umgekehrt. In der Summe löschen sich beide Signale aus und es ist nichts zu hören. (Das Experiment ist nur in Schalltoten Räumen wirklich praktisch durchführbar, da Raumreflexionen die ganze Sache sehr chaotisch machen und im Raum so viele Schallwellen "unterwegs" sind, dass es praktisch unmöglich ist, sie so zu überlagern, dass sich alle perfekt auslöschen. Allerdings basiert das aktive Noise Cancelling in Kopfhörern auf diesem Prinzip.) 

Nun gibts natürlich auch Zwischenstufen zwischen diesen extremen: Die Wellen überlagern sich nicht so, dass sie sich deren Amplitude komplett verdoppeln, sondern nur ein wenig verstärken oder so, dass sie sich nicht komplett auslöschen, sondern nur ein wenig abschwächen.

Jetzt hast du allerdings nicht nach Sinuswellen gefragt sondern nach menschlichen Stimmen. Nach Fourier lässt sich jedes Schallereignis als Überlagerung mehrerer Sinusschwingungen verschiedener Frequenzen auffassen. Ein paar werden sich gegenseitig abschwächen, ein paar werden sich gegenseitig verstärken und ein paar Frequenzen werden die beiden  Stimmen überhaupt nicht gemeinsam haben. Diese letzteren werden die Lautheit tendenziell eher verstärken. Daher ist insgesamt bei zwei Stimmen ein lauteres Ergebnis zu erwarten.

Rein physikalisch ist natürlich der Schall stärker, und weil ich Physik-Autodidakt bin, warte ich auf Experenmeinungen.

Als Biologe weiß ich, dass auch Sinne und Hirn eher logarithmische Skalen benutzen. Wenn du drei mal hintereinander einen Ton als "doppelt so laut" empfindest, ist er vielleicht 2³, vielleicht auch 3³ oder 10³ mal so stark.

Das Sinnes-/Nervensystem kümmert sich eine Dreck um die Theorie, es muss mit Extremen fertigwerden.

Mit Sonnen- und Mondschein, oder ganz ohne, mit einer Dunkelheit, die man sich als deutscher Großstädter nicht vorstellen kann. Wenn man auf einer Straße nur ahnt, wo sie verläuft.

Oder mit  dem leistestem Rascheln im Gras, wenn eine Maus läuft, verglichen mit einem Rockkonzert. Da liegen mal locker 12 Größenordnungen dazwischen, also das leiseste Geräusch, das man hört hat 1/1.000.000.000.000.mal die Engergie, die man erträgt, bevor das Ohr schmerzt.

Ich hatte auch nur die Restvernunft, meine Ohren zuzuhalten, wenn's wehtat. Immerhin höre ich inzwischen besser als viele junge Leute.
Dummheit zahlt sich also nicht immer aus.

Gemäß Falko:
Der Dumme lebt sich tot, nur mit Hirn kommst du davon. Nie mehr Schule ...

Der Schalldruckpegel steigt, dadurch wird man es weiter hören. Die Lautstärke an sich bleibt gleich.

TheStone  17.08.2015, 01:59

Was verstehst du denn unter "Lautstärke an sich"?

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Wenn man das Zusammentreffen und die Überlagerung (Siehe "Interferenz") mehrerer Schallwellen physikalisch untersucht, gibt es im Einzelfall die technische Möglichkeit der Amplitudenaddition und der Amplitudensubtraktion, d.h. die Lautstärke verdoppelt sich oder die Wellen löschen sich gegenseitig aus. Das ist aber nur unter Laborbedingungen bei genau gleichen Schallfrequenzen und spezieller geometrischer Anordnung darstellbar.

Im praktischen Alltag wird die Lautstärke nicht von der Zahl der Schallquellen beeinflusst: Der Solist ist so laut wie der Chor. Andernfalls könnte niemand den Solisten hören oder den ganzen Chor ertragen. Wenn im Fußballstadion von Melbourne 100 000 Fans gleichzeitig "Tooor" schreien, dann müssten bei der 100 000-fachen Lautstärke 200 000 Trommelfelle platzen.

TheStone  17.08.2015, 01:55

"Im praktischen Alltag wird die Lautstärke nicht von der Zahl der Schallquellen beeinflusst: Der Solist ist so laut wie der Chor."


Eben nicht. Die Lautstärke nimmt natürlich mit der Anzahl der Schallquellen zu. Allerdings bedeutet die doppelte Anzahl der Schallquellen nicht die doppelte Lautstärke...


(Wenn du ein Chorarrangement mit Solosänger schreibst, musst du sehr wohl darauf achten, dem Solisten Raum zu lassen....)


 "Wenn im Fußballstadion von Melbourne 100 000 Fans gleichzeitig "Tooor" schreien, dann müssten bei der 100 000-fachen Lautstärke 200 000 Trommelfelle platzen." Die Lautstärke verhunderttausendfacht sich eben nicht. Dennoch sind 100 000 Leute selbstverständlich lauter als einer....

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Überleg mal, wenn 1000 Menschen schreien ist es ja auch lauter wie 1 Mensch oder?! Also wenn 2 schreien ist es auch gering lauter als wenn einer schreit. :)