Wenn man konsequent gendert, muss man dann auch Zitate gendern, die im original nicht gegendert wurden?

5 Antworten

Da es sich nicht um ein direktes Zitat handelt und das Gendern die Bedeutung nicht verfälscht, sehe ich hier kein Problem. Direkte Zitate hingegen gehören generell nicht verändert - weder durch Gendern noch sonst irgendwie.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – ich forsche als Linguist zum Thema "Gender(n)"
krivor  07.01.2023, 11:27

Das Gendern verfälscht sehr wohl die Bedeutung. Gendern spiegelt eine Einstellung wider, die der Redner eindeutig nicht hat!

Das betrifft genau so das Verwenden von "letzter Generation" statt "junger Generation". Das sind Begriffe, unter denen man sich heute etwas ganz bestimmtes vorstellt - was der Redner aber nicht gemeint hat.

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Adomox  07.01.2023, 11:28
@krivor

Unsinn. CL meint mit dem generischen Maskulinum alle Wähler*innen - genau das (und nicht mehr) wird mit der gegenderten Version ebenfalls ausgedrückt.

Alles, was darüber hinausgeht, ist deine subjektive ideologische Interpretation.

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guitarbassman  07.01.2023, 11:50
@krivor

da missverstehst du wohl das Konzept Zitation. Bei Zitation geht es nicht um irgendwelche Metaebenen oder Einstellungen, die man interpretieren oder mit Wissen außerhalb des Zitates ergänzen muss. Es geht schlicht um die getätigte Aussage. Wenn ich in einer wissenschaftlichen Arbeit eine Quelle von 1980 zitiere, in der über Pädagogik das Wort "Schüler" genutzt wird, dann ist es überhaupt kein Problem daraus Schülerinnen und Schüler im indirekten Zitat zu machen, denn es ist offensichtlich aus dem Zitat zu erkennen, dass alle sich in einer Klasse befindlichen Personen gemeint sind. Dabei kann der Autor ein überzeugter Rechtsradikaler gewesen sein, das tut nichts zur Sache. Denn im Zitat geht es nicht darum, ob man von Schülerinnen und Schülern sprechen soll oder nicht, es geht um etwas ganz anderes, das Gendern ist hierbei also nicht der Fokus.

Würde es darum gehen, müsste man das natürlich anders behandeln, denn dann würde sich tatsächlich der Sinn verändern. Würde ich AfD-Politiker:innen zitieren, die beispielsweise sagen "ein Schüler bleibt ein Schüler, das sind Jungs und Mädchen, ich mache beim Gendern nicht mit", dann müsste ich das natürlich auch so indirekt wiedergeben (z.B. x meint, Schüler blieben Schüler und spricht sich damit gegen die gendersensible Sprache aus).

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ein Zitat bleibt ein Zitat - das kann man Gott sei es gedankt- nicht ändern

ich vermute, mit diesem hochproblematischen Konflikt, der uns alle unseren wohlverdienten Schlaf raubt, befasst sich inzwischen schon ein eigens für dieses Problem zuständiger Gendersprachen-Rat, der unserer Regierung bald seine Empfehlungen übergeben wird

inzwischen verbleibe ich -zwischen Bangen und Hoffen- ich trau mich nicht, weiterzuschreiben .....

So weit ich weiß ist der rechtliche Standpunkt bei einem direkt wiedergegebenen Zitat der, dass genau das wiedergegeben werden muss was auch gesagt wurde. Also gleiche Formulierung, gleiche Worte etc. Auf Geschlechtersensible oder anderweitig inklusive Sprache darf also nicht zurückgegriffen werden sofern sie der*die Redner*in nicht benutzt hat bzw. die zitierte Person.

Allerdings würde ich hoffen, dass sich die rechtliche Grundlage und Verständnis und Auslegung in der Zukunft ändert. Ich sehe kein Problem daran mittels der Umsetzung von diskriminierungsfreierer Sprache bei Zitaten einmal darauf hinzuweisen, dass die* Aussage der* Person nicht unbedingt korrekt war und wie es eigentlich aussehen sollte. Zumindest wenn der Sinn der Gleiche bleibt.

So weit ich weiß ist die Regelung bei indirekten Zitaten ähnlich allerdings kommt es hier stärker auf den Kontext und die Art und Weise von Wiedergabe und Zitat an.

Das ist kein Zitat, sondern eine indirekte Rede. Da kann man natürlich, wenn man das möchte, gendern.

Nein.

Bei Zitaten muss nicht gegendert werden, wenn im Original nicht gegendert wird.

Die indirekte Rede wiederum ist kein Zitat.