Welchen Bezug haben die freimaurer zum alten Ägypten?
Hey,
stilistisch finden sich bei Tempeln der Freimaurer häufig Formen und Figuren, die ans alte Ägypten erinnern wie zum Beispiel Logennamen, Baustil und bekannte Figuren wie die Sphinx.
Nun gibt's ja die bekannte Verschwörungstheorie, dass die Freimaurerei tatsächlich bis ins alte Ägypten zurückreicht.
Ohne mir diesen Bezug zu eigen machen zu wollen, würd mich von Dir aber doch Interessen, wie Euer Bezug zum alten Ägypten und der ägyptischen Mythologie ist und weshalb Ihr Euch bei diesem Fundus bedient.
Lg siotaa
1 Antwort
Hallo, siotaa.
Bitte entschuldige, dass ich erst jetzt Deine Fragen beantworten kann - ich war einige Tage im Urlaub und bin erst jetzt wieder online...
Bezüglich der Bezüge zum "Ägyptischen" muss man meines Ermessens differenzieren.
Durch den Ägypten-Feldzug Napoleons (1799/1800), der von zahlreichen Wissenschaftlern und Abenteuern begleitet wurde, rückte die ägyptische Kultur sehr stark in den Fokus der damaligen Weltöffentlichkeit. Dadurch wurde es en vogue, sich aus dem Fundus ägyptischer Motive zu bedienen... auch in Freimaurerlogen.
Es gibt jedoch auch einen sehr deutlichen Bezug zur Freimaurerei darin, dass die Freimaurerei als letzter, existierender Mysterienbund gilt.
Ausgehend von den Initiationsriten (z. B. Mannwerdungs-Riten) der Naturvölker und schamanistisch geprägter Stämme waren im antiken Ägypten (Isis-/Osiriskult), im Griechenland (Eleusis, Delphi, Pythagoräer) und Rom (Mithras-Kult) der Antike sehr viele initiatorischen Kulte aktiv.
Diese Kulte waren sehr tief in der Gesellschaft verwurzelt und dienten sowohl religiösen als auch ethisch-moralischen Wertsetzungen. Hierbei wird der zu Initiierende durch symbolische Handlungen mit gewissen Aspekten vertraut gemacht und zugleich in eine neue gesellschaftliche Stufe aufgenommen.
Die starke tiefenpsychologische Wirkung kommt aufgrund dieser spezifischen Methode der Wissensvermittlung zustande. Es ist aufgrund der tiefen kulturellen Bezüge zugleich eine formale Ausbildung als auch eine Herzensbildung des zu Initiierenden.
Diese Methode wurde später auch in den Bauhütten der Gotik angewandt, wo die Werkleute - meist Analphabeten - mittels der initiatorischen Praxis in der Symbolik und Ikonographie des christlichen Kulturkreises vermittelt bekamen und zugleich als Bauhütten-Gemeinschaft und -Bruderschaft stärker miteinander verschweisst wurden.
Das war auch dringend nötig - baute man an einer Kathedrale ich nur wenige Monate oder Jahre, sondern oft viele Jahrzehnte - manchmal sogar Generationen lang.
Aus der Bauhütten-Tradition ist die initiatorische Methode auf die Freimaurerei überliefert worden - allerdings nicht mehr im streng religiösen Kontext, sondern eher in einem säkularen Kontext.
Trotzdem erkennt man natürlich nach wie vor die Ähnlichkeiten zu den Mysterienbünden der Antike und stellt sie auch immer wieder mal in passender Weise dar.
Herzliche Grüße
krato333