welche Merkmale hat ein reinrassiger Arier?

7 Antworten

"Arier" war seit dem 19. Jh. einfach ein Begriff, um Nichtjuden von Juden unterscheiden zu können. Ein "Arier" war somit jemand, der aus Europa kommt (oder aus von Europäern besiedelten Ländern) und kein Jude ist.

Das hebräische Wort "Goi" wäre hier zu weit gefasst, da es ja alle Nichtjuden, also auch Schwarzafrikaner, Araber, Asiaten usw. umfasst.

Ich gehe allerdings davon aus, dass sich die Frage auf das bezog, was heute stets mit dem Arierbegriff verwechselt wird, nämlich den Begriff der nordischen Rasse.

Dieser Menschenschlag, der seit dem 19. Jh. (ursprünglich, bei Gobineau tatsächlich als race aryenne bezeichnet) als Kernelement der germanischen Völker galt und im Altertum auch in südlichen Hochkulturen die tragende Rolle gespielt hatte, wurde definiert als

a) dolichokephal (schmalschädlig, also die Länge des Hauptes überwiegt die Breite bei weitem, letztere macht weniger als 3/4 der Länge aus: Schädelindex unter 75).

b) leptomorph (ektomorph) bis athletisch (mesomorph), also schlank-, schmal- und eher hochwüchsig

c) depigmentiert (hellere Farben der Haut, Haare und Augen, im Künstler-Ideal "blond und blauäugig", allerdings ins rötliche tendierend (goldblond, rotblond), in scharfer Abgrenzung zur weißblond-aschblonden „ostbaltischen Rasse“ bei den Russen, die man als dem Ideal als absolut entgegengesetzt betrachtete)

Daneben spielten Merkmale wie lange, gerade oder gewellte Nasen, welliges Haar, starkes Kinn, flächige Stirn, nicht zu volle Lippen, feine, eher lange Finger, relativ lange Beine usw. eine Rolle. Diese korrelieren aber bereits mit Punkt b) und teilweise auch a).

Winterlimonade  23.08.2022, 11:51

Amüsant wird das ganze, wenn man sich vor Augen führt, dass es "Schädelmessungen" und eine "Augenfarbentabelle" gab, um Menschen einzuordnen.

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hipparchos  23.08.2022, 11:58
@Winterlimonade

Damals gab es ja noch nicht die moderne Genetik. Das Genom wurde erst 1953 durch Francis Crick und James Watson entschlüsselt. Um den Menschen genauer untersuchen und klassifizieren zu können, wie man es mit Pflanzen und Tieren ja auch tat, benötigte der abendländische Forschergeist damals eben solche Hilfsmittel.

Die Pigmentierungstabellen übrigens hatten einen ganz konkreten Sinn: Wollte man etwa europaweit den Prozentsatz an beispielsweise blonden Menschen in den einzelnen Völkern ermitteln, so war es ungemein wichtig, dass die Anthropologen der einzelnen Länder, die an einer solchen länderübergreifenden Untersuchung beteiligt waren, einheitliche Kriterien verwendeten. Sonst konnte es passieren, dass ein schwedischer Rassenforscher für sein Volk etwa 30% Blonde feststellt und ein italienischer für sein Volk eben so viele! Der Italiener hat eben einen viel weiteren Begriff von "blond", da diese Haarfarbe in seinem Volk viel seltener vorkommt, so rechnet er noch als "blond", was ein Schwede längst als "hellbraun" einstufen wurde.

Man merkt also: So ganz unsinnig war das damals alles gar nicht.

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Revengeofme  27.08.2022, 21:29
@hipparchos

Engländer waren doch auch nordisch oder nordische Rasse nicht wahr und waren das nur Engländer oder alle britischen Völker wie Schotten und Irländer auch?

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hipparchos  01.09.2022, 14:38
@Revengeofme

Alle Briten sind mehr oder weniger nordisch - wenngleich auch mit sehr rasch fallender Tendenz, einmal aufgrund der höheren Geburtenraten der mehr westischen unteren Schichten (seit dem 19. Jh.), zum anderen heute natürlich auch aufgrund der wachsenden "multikulturellen" Vermischung.

Am relativ wenigsten nordisch galten nach früheren Forschungen stets die Waliser, besonders im gebirgigen Norden von Wales. Das sind Romanobriten, also britische Ureinwohner, deren einziger nordischer Einfluss der bronzezeitliche keltische ist. Sie wurden kulturell romanisiert, aber die Römer haben sich wenig mit ihnen vermischt. Doch auch Angelsachsen haben sich in walisische Familien wenig, Wikinger gar nicht hineingeheiratet, somit sind die Waliser vor allem westisch mit keltisch-nordischem Einschlag. Der Typus von Catherine Zeta-Jones ist für Wales (und heute auch für große Teile Englands, etwa Cornwall, Devon oder die Midlands) typisch.

Die Schotten sind noch am relativ nordischsten (haben gewisse norwegische Einflüsse aus der Wikingerzeit), aber groß ist der Unterschied zu Engländern nicht. In den Highlands gibt es große Gebiete in denen – ähnlich wie in Wales – eine westisch-keltonordische Mischung vorherrscht.

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Revengeofme  01.09.2022, 14:49
@hipparchos

Iren und Briten habe sowohl die meisten besonders blassen Menschen mit rötlich blonden als auch mit rotbraunen Haaren und Sommersprossen und vor allem hat Irland sogar statistisch gesehen prozentual mehr Menschen mit blaugrauen Augen als Norwegen ein skandinavisches Land und erst recht mehr als Deutschland. Als die Deutschen oder andere Westeuropäer. Ich finde sogar dass die Schotten und die Irländer sowie Engländer die am meisten nordischen Nordeuropäer bzw. Weiße Westeuropäer sind.

Schweden Finnen und Nordostdeutsche wie Matthias Schweighöfer haben schon krass osteuropäischen oder nordosteuropäischen bzw. Ostbaltischen Touch.

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hipparchos  11.09.2022, 22:25
@Revengeofme

Wenn man „Rassen“ vor allem nach Hautfarbenabstufungen klassifiziert wie man es in Großbritannien stets getan hat, so ist dies wohl richtig. Der alte englische Begriff einer „white race“ („weißen Rasse“) bezog sich ursprünglich faktisch nur auf die Angelsachsen. Kontinentale Europäer (selbst Skandinavier!) wurden als nur eingeschränkt „weiß“ betrachtet und Süd- oder Osteuropäer überhaupt nicht. Damit einher ging eine stark snobistische Wertung, die den Angelsachsen über den Rest der Welt stellte.

Doch der kontinentale Begriff von „nordisch“, wie er sich vor allem in Frankreich und Deutschland herausgebildet hatte, zielt, was die Pigmentierung betrifft, mehr auf Haar- und Augenfarbe ab. Danach wurde der blond-blauäugige nordisch-skandinavische Typus als der Urtypus des westlichen Menschen verstanden, etwa im Sinne der Bezeichnung „homo europaeus“ durch den schwedischen Naturforscher Linné im 18. Jahrhundert.

In den Vereinigten Staaten gab es beide Empfindungsweisen nebeneinander. Zwar überwogen in den US-Eliten damals die Bezüge zu England und dem „weißen“ Angelsachsentum, doch haben Anthropologen wie William Ripley den Briten keine rassische Sonderstellung zugestanden, sondern sie vielmehr als eine Mischung aus „mediterranean“ (mittelländischer) und „teutonic“ (nordischer) Rasse betrachtet, wenn auch wohl mit dem Vorwiegen der letzteren.

Das „Osteuropäische“, das Skandinavier und auch Deutsche zuweilen haben, kommt durch leichte mongolide oder lappoide (Lappen!) Einschläge, die dem sonst nordischen oder alpinen Menschen einen leichten „mongolischen“ Hauch geben können, in Form breiterer Schädel, vorstehender Wangenknochen, schiefstehender Augen, platterer, eingebogener Nasen und so weiter. Man nähert sich hier den Typen, die von der früheren Anthropologie als „ostbaltisch“ bezeichnet wurden (bzw. „continental nordic“ bei Czekanowski).

Im Bewusstsein für diesen Einschlag hat die britische Propaganda während des Weltkriegs wohl auch die pejorativ gemeinte Bezeichnung „huns“ („Hunnen“) für die Deutschen ersonnen – ein klares Zeichen, wie man in England (und wohl allgemein in Westeuropa) mongolide Einschläge als etwas Minderwertiges empfand.

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Du musst vor allem zwei Dinge bedenken: Diese "Einstufungen" stammen aus einer Zeit, in der DNA nicht bekannt war und - was ganz wichtig ist, Sie war sehr großen Schwankungen unterzogen. Die Nazis waren mehr als Bereit, je nach Situation ihre "Einstufung" zu korrigieren, sowohl nach unten, als auch nach oben.

Es gibt auch, das habe ich irgendwo mal in einem Buch gelesen, die starke Annahme, dass die "Spitze" bzw. führung sich sehr bewusst war, dass viel von ihrer Propaganda einfach Unsinn war - aber es war nötig und erfolgreich, das gemeine Volk zu vereinen.

Ein Beispiel für diese Ambivalenz war z.B der Judenhass. Praktisch jeder, den du fragst, wird dir sagen, Hitler hat die Juden gehasst - das ist auch richtig, aber warum hat er dann einen jüdischen Arzt explizit ausgenommen, ihn sogar explizit geschützt? Weil er seine Mutter gegen Krebs behandelt hat und das günstiger, als eigentlich nötig. Das zeigt doch ziemlich gut, wie schnell die Nazis bereit waren, ihre "Regeln" zu beugen oder zu ignorieren, denkst du nicht?

Sonst gab es eben die üblichen Merkmale. Gesund, fit, schlank, Willensstark. Ironischerweise haben praktisch alle der Führungsriege diese Ansprüche ebenfalls nicht erfüllt, auch hier gilt: "Tu nicht was ich tue, sondern was ich sage."

hipparchos  23.08.2022, 12:19

Du denkst bei der Frage auch gleich an "die Nazis". Dabei wurde der Arierbegriff in Europa seit dem 19. Jh. verwendet. Zunächst als anthropologischer Begriff in dem rassenhistorischen Mammutwerk Gobineaus (Essai sur l’inégalité des races humaines), später dann mehr als pragmatischer Gegenbegriff zu Juden, wenn es also im "jüdische" Themen ging und man Juden und europäische Nichtjuden (eben "Arier") miteinander verglich.

"Die Nazis" haben hier zunächst nichts Neues erfunden, sondern bauten auf dem allgemeinen Kenntnisstand des Abendlandes ihrer Zeit auf.

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Als reinrassiger Veget-Arier kann ich mich ja mal beschreiben:

Augen braun, Haarfarbe zwischen schwarz, blond und weiß, Größe: 1,80m, Gewicht: 95 Kilo, Stupsnase und Dickschädel.

Vielleicht findet sich hier ja auch noch ein Prolet-Arier.

Ich antworte mal den rassentheoretisch-pseudowissenschaftlichen Fragebezug ignorierend:

Nicht blond und blauäugig... Sondern wie Kurden, Perser, Roma und Sinti zum Beispiel.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Anthropologie,Orientalistik & Bio-Studium, Flüchtlingshelfer

Blonde Haare, blaue Augen und helle Haut, dazu groß gebaut.
Also der Hitler entsprach dem zu 0%, deswegen ist es noch komischer

ogvinyua  20.12.2023, 18:45

Hitler hatte blaue auge

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