Welche Leitungsschutzschalter bei Neubau?

9 Antworten

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Kurz: Nimm die C13A und sei nicht zu geizig mit der Anzahl Stromkreise.

Wenn dir das mit dem C nicht gefällt, nimm B13A. Aber nicht B16A.

Lang:

Zunächst einmal zu den Ampere:

16A ist - auch wenn zugelassen - eigentlich ein bisschen viel für einen Steckdosenstromkreis.

Das hat man früher gemacht, als man Kabel sparen wollte und aus Sparwahn lieber warmes Kupfer in der Wand hingenommen hat. Das muss nicht sein...

16A hält eine einzelne Steckdose zudem gar nicht dauerhaft aus. Steckdosen halten nur bis 10A wirklich gut aus.

Zudem kommen Situationen vor, in denen 20A und noch mehr längere Zeit über den Stromkreis fließen, bis die Sicherung auslöst. Das ist auch nicht schön.... Warum das so ist, lasse ich mal weg.

13A ist für Steckdosen die bessere Wahl, wenn man dafür mehr Stromkreise vorsieht.

Nun zu "B" und "C":

Das ist die Auslösecharakteristik und sagt aus, welche Mindeststromstärke als Kurzschluss gewertet wird.

Das heißt: Wird dieser sog. "Auslösestrom" überschritten - wenn auch nur ganz kurz - löst die Sicherung sofort aus, da sie von einem Kurzschluss ausgeht. Das ist deine "LED-Einschaltproblematik".

Bei Überlast ohne Kurzschluss verhalten sich die beiden typen dagegen sehr ähnlich.

Typ B:

  • 3-5x der Nennstromstärke
  • B16A > Löst ab 48A sofort aus.
  • B13A > Löst ab 39A sofort aus.

Typ C:

  • 5-10x der Nennstromstärke
  • C16A > Löst ab 80A sofort aus
  • C13A > Löst ab 65A sofort aus

Da sind noch allerelei technische Bedingungen zu beachten. Ich gehe einfach mal davon aus, dass alle Typen bei dir möglich sind, wenn du nicht gerade auf nem Acker wohnst.

Wenn deine LED-Lampe jetzt einen Einschaltstrom von 55A hätte, würde der B16A rausfliegen, während der C13A drin bleibt.

Also: Der Buchstabe ist die Auslöseschwelle für den Kurzschlussfall. Die A-Angabe ist die Auslöseschwelle für Überlast.

Warum dann nicht gleich den C16A? Weil eben mehrere C13A-gesicherte Stromkreise besser sind als ein C16A. Die Gründe habe ich bereits oben beschrieben.

Warum nicht gleich den supertoleranten D13A? Weil im Kurzschlussfall möglicherweise nicht genug Strom fließt, um diesen sofort zum Auslösen zu bringen. Man kann die Charakteristik nicht beliebig hoch wählen, sondern muss sie so wählen, dass im Kurzschlussfall der Auslösestrom garantiert überschritten wird, da die Sicherung sich sonst über die zeitverzögerte Überlastauslösung "rausquält", was eine extreme Brandgefahr darstellt.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich beschäftige mich schon mehrere Jahre damit.

germi031982  01.05.2018, 18:35

Du solltest über deine Tabelle schreiben das es sich dabei um die Werte für den magnetischen Kurzschlussauslöser handelt (3 bis 5- bei B bzw. 5 bis 10-fache des Nennstromes bei C).

Im Wohnraum nutzt man B, C gehört in Werkstätten. Mit Ausnahme von gewissen Gerätschaften wie Durchlauferhitzer. Zudem würde ich eher den Einsatz von RCBOs befürworten (FI/LS Kombination, B16 mit 0,03A FI Typ A) anstatt separate FI- und Leitungsschutzschalter.

Als Leitung kann man 2,5mm² nehmen, bei dem wäre bei Verlegeart C selbst eine Absicherung bis 25A zulässig ohne das die Leitertemperatur über 70°C steigt. Die Überlast ist übrigens bei den Vorgaben der Leitungsdimensionierung mit einkalkuliert.

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Franky12345678  01.05.2018, 19:52
@germi031982
  1. Das ist keine Fachabhandlung. Ich wollte Fachwörter und technische Abläufe möglichst vermeiden, damit TE das auch versteht. Da geht das eine oder andere Detail nunmal verloren.
  2. Wo ist das Problem, wenn die Abschaltbedingungen stimmen?
  3. Steckdosenkreise dürfen höchstens 16A abgesichert werden.
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‚B‘ und ‚C‘ beschreiben das Auslöseverhalten des LS.

Für die Wohnungsinstallation üblich ist der Typ B. Der Typ C ist träger bzw. verträgt kurzzeitig höhere Stromspitzen.

Beide Typen sind für die Wohnungsinstallation zugelassen. Ich würde mich für den Typ B entscheiden, denn die LED-Leistung die im Regelfall geschaltet wird bringt den Typ B nicht zum auslösen. Den Typ C würde ich für die Steckdosen z.B. im Arbeitszimmer verwenden, wo der PC steht und die Netzteile vom Computerzubehör gesammelt eingesteckt werden, insbesondere wenn dort eine Mehrfachsteckdose mit Schalter verwendet wird.

Die Stromstärke ist gemeinhin unabhängig von der Auslösecharakteristik zu betrachten. Je kleiner der Strom gewählt wird umso länger kann die Entfernung zum Sicherungskasten sein, alternativ kann man auch den Leitungsquerschnitt erhöhen, wenn die Stromstärke benötigt wird. Im Regelfall wird 16A eingesetzt (bis ca. 17,5m Gesamtlänge der Leitung bis zum letzten Anschluss).

Komische Meinung. Der Einschaltstrom von LEDs ist um Größenordnungen von 13A oder 16A entfernt, große Einschaltströme hast Du höchstens bei dicken E-Motoren. Außerdem geht es ja bei dem LS um die Gesamtbelastung des Stromkreises, daher verstehe ich nicht, weshalb er der Meinung ist, dass "moderne Haushaltsgeräte" weniger verbrauchen. "Moderne LED-Beleuchtungen" verbrauchen hingegen derart wenig, dass es bei der Auslegung des LS keine Rolle spielt (oder was zur Hölle willst Du beleuchten?).

Interessant heutzutage wäre hingegen ein allstromfähiger FI sowie, dass Du mindestens 2,5mm² verlegen lässt. Aber die LS sind OK.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Dipl.-Ing. E-Technik und Elektroniker

ronnyempire 
Fragesteller
 30.04.2018, 17:12

Vielen Dank für den Hinweis ich habe mal geschaut. Es ist kein Allstromfähiger FI geplant. Ist es möglich einen mit 63A direkt hinter den Hauptschalter für das gesamte Haus zu setzen und alle Stromkreise dann nochmal mit regulären FI Schaltern? Die teile sind ja doch recht teuer!

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Pantauals  30.04.2018, 20:57
@ronnyempire

Würde ich in einem normalen Haus nicht machen. Z.B. pro Etage ein FI, langt völlig. Von einem zentralen FI, der zudem auch noch selektiv zu den anderen sein müsste, hast Du nichts.

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iEdik  30.04.2018, 18:18

Da muss ich dir widersprechen. Gewaltiger Fehler zu denken dass die EInschaltstöme der C-Verbraucher (ich hoffe du weisst was ich damit meine) nicht wichtig sind bei der Sicherungs-Charakteristik.

Aus Erfahrung sollte man Automaten Typ C bei LED-Beleuchtung nehmen. Da die Einschaltstöme nicht zu unterschätzen sind!

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Pantauals  30.04.2018, 20:55
@iEdik

Also wenn diese Ströme im relevanten Bereich liegen, dann setzt man doch eher einen EBN ein, alleine schon, um die Kontakte zu schonen. Den LS anders zu dimensionieren, bedeutet das Schrauben an der falschen Stelle.

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germi031982  01.05.2018, 18:39
@iEdik

Sowas konnte ich bisher noch nicht feststellen, weder bei B16 noch bei den alten L16. Der Vorgänger H16 könnte da eventuell eher Probleme machen da diese für hochimpedante Netze ausgelegt waren und schon beim zwei- bis drei-fachen des Nennstromes auslösen. Zudem sind die eh schon durch Alterung noch schwach auf der Brust. Das Lebensende eines Leitungsschutzschalters zeichnet sich dadurch aus, das er auslöst obwohl eigentlich gar nichts vorliegt. Aber besser als andersherum.

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Man sichert die Leitung ab, und das sind bei Steckdosenstromkreisen nunmal i.d.R. 16 A und mit der Charakteristik B. Unter 16 A haut's Dir bei zwei leistungsstarken Verbrauchern gleich die Sicherung raus. Eine Anpassung nach unten nimmt man nur bei einzeln abgesicherten festinstallierten Geräten vor, wenn Leitungslänge- und querschnitt spezifisch ausgelegt sind.

C-Charakteristik wählt man, wenn man Motoren mit hohem Anlaufstrom hat. Aber das dürfte wohl im Wohnhaus ausgeschlossen sein, außer vielleicht im Hobbykeller mit Maschinenpark.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Industrieelektriker (Betriebstechnik)

ProfDrDrStrom  30.04.2018, 11:24

i.d.R. ~ max.ca. 17,5m bei 3x1,5 qmm

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Ich bin schon ein paar Jahre Elektroinstallateur (seid 1996) und ich kann die Empfehlungen die hier teilweise gemacht werden nicht ganz nachvollziehen. Wenn man sich an die geltenden Vorschriften hält gibt es eigentlich nicht viel zu Diskutieren. Wer hier mal Zeit hat und lesen möchte der kann sich die DIN 18015 antuen die sich mit der Planung von elektrischen Anlagen in Wohngebäuden befasst und auch in der DIN VDE 0100 wird man bei vielen Fragen fündig. Nun zu der Diskussion über die Absicherung von Stromkreisen. 230V Steckdose von Namhaften Herstellern sind bis 16A zugelassen (bei Steckdosen aus dem Baumarkt wäre ich da nicht so sicher). Wenn ich bei 1,5qmm nicht über 18 Meter Kabellänge von der Sicherung bis zur letzten Steckdose komme darf ich diese mit 16A absichern. Wenn die Leitungslänge über die 18 Meter hinaus geht muss in jedem Fall entweder der Querschnitt erhöht oder die Absicherung reduziert werden. Wir in der Firma legen schon seid einigen Jahren grundsätzlich 2,5qmm zu Steckdosen. Das ermöglicht uns ein maximal mögliche Leitunslänge von 30 Metern. Denn 18 Meter hat man sehr schnell erreicht. Beleuchtunsstromkreise sind ein anderes Thema. Wir sicher Beleuchtung generell getrennt von Steckdose ab und zwar mit B10A (möglich Leitungslänge ca 29 Meter). Das hat den einfachen Grund da die meisten Schalter nur bis 10A belastet werden dürfen. Würde ich hier 13A einbauen oder sie wie viele Betriebe es auch heute noch machen mit an den 16A Steckdosenstromkreis hängen könnte ich die Kontakte des Schalters deutlich überbelasten. Möchte ich Schalter haben die höher belastet werden dürfen (die gibt es auch für 16A) dann belastet das meinen Geldbeutel deutlich mehr denn diese Schalter kosten ca das doppelte. Das Problem mit den LED-Lampen kann ich auch nicht ganz nachvollziehen. Das sie beim Einschalten kurzzeitig eine hohen Strom ziehen ist korrekt aber wir arbeiten seit einigen Jahren fast nur noch mit LED Beleuchtung und hatten noch nie mit rausspringenden Sicherungen (und das bei B10A) zu kämpfen.


germi031982  01.05.2018, 18:41

Du sprichst mir aus dem Herzen!!

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