Weiterhin auf Mutter Rücksicht nehmen oder an mich selbst denken?

12 Antworten

Ich verstehe deine Bedenken. Ihr scheint eigentlich unter euch ein liebendes Verhältnis zu haben. Also ihr Geschwister.

Aber in dem Moment ist es besser, du kümmerst dich um dich selbst. Deine Mutter ist nicht gut zu dir, während du da noch lebst. Welchen Unterschied macht es dann, wenn du ausziehst? Außer, dass es dir dann besse geht. Du kannst sie ja noch immer hin und wieder besuchen, wenn sie es möchte.

Deine Mutter muss euch nicht schlecht behandeln, sie hat anscheinend keine Störungen, aber sie tut es dennoch. Also muss sie nun mit den Konsequenzen leben, dass ihre Kinder Abstand von ihr nehmen.

Du tust damit nichts böses und brauchst auch kein schlechtes Gewissen haben. Ich versteh dein Dilemma, aber du musst an dich denken. Sonst kommst du irgendwann aus dem Loch gar nicht mehr raus

Liebe Fragestellerin,

wenn sich bei einem jungen Menschen eine Borderline oder eine Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung oder Ähnliches entwickelt, weist das für mich auf langjährige psychische oder anderweitige Misshandlung und dadurch entwickeltes Trauma hin. Was du über deine Mutter erzählst, weist ebenfalls darauf hin. Dass sie sich so dermaßen auf euch Kinder gestützt hat, seit deinem 13,5 Lebensjahr ist schon sehr heftig.

Man nennt das auch Parentifizierung, passiert leider manchmal, wenn ein Elternteil stirbt. Das verbliebene Elternteil schafft es nicht, sich gesund um seinen Verlust zu kümmern, sondern setzt die Kinder auf die leere Stelle des verstorbenen Elternteils. Es ist eine Form der Kindesmisshandlung, denn es muss eben so herum sein, dass die Eltern sich um das Kind kümmern - erst recht nach so einem Verlust. Sonst verlernt das Kind, dass seine Bedürfnisse wichtig sind etc.

Die Folge ist wie bei anderer Kindesmisshandlung ein Trauma. Da kannst du dich bei deiner Mutter "bedanken".

Deine Mutter ist erwachsen und muss endlich Verantwortung für sich selbst übernehmen. Diese emotionale Erpressung "im Stich lassen" ist psychische Gewalt!

Dass du dich dennoch immernoch für diese erwachsene Frau zuständig fühlst, statt in Umgebungen zu ziehen, wo es dir besser geht, liegt vermutlich daran, dass sie dir das über Jahre eingeredet hat. Die Folge ist leider, dass deine Bedürfnisse auf der Strecke bleiben und du noch Einiges an Selbstfürsorge und intakte Grenzsetzung nachholen darfst. Was natürlich nicht einfach ist, denn da gibt es ein Trauma-Bond zu deiner Mutter. Dennoch musst du jetzt Selbstfürsorge übernehmen. Du hast schon viel zu viel gelitten.

Tatsache ist: Deine Mutter ist ein erwachsener Mensch, und für ihr Glück selbst verantwortlich. Nur sie selbst kann sich wieder in Ordnung bringen und glücklich machen. Du kannst das nicht erledigen, selbst wenn du dich ein ganzes Leben lang für sie versklavst. Sie wird nie glücklich sein, es sei denn, sie unternimmt eigene Anstrengungen.

Ich empfehle dir das Buch "Masken der Niedertracht" von Marie-France Hirigoyen, um die Feinheiten psychischer Gewalt verstehen zu lernen. Vorsicht, wenn es dich triggert, musst du wieder aufhören. Ansonsten empfehle ich "The betrayal Bond" von Patrick Carnes, über die traumatische Bindung und deren Auflösung. Das gibt es aber nur auf Englisch. Ansonsten: https://www.amazon.de/Posttraumatische-Belastungsst%C3%B6rung-praktischer-%C3%9Cberwindung-Kindheitstraumata/dp/3962570756/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=1K05OTZP8Q658&keywords=posttraumatische+belastungsst%C3%B6rung+-+vom+%C3%BCberleben+zu+neuem+leben&qid=1578680698&sprefix=posttraum%2Caps%2C173&sr=8-1

Das ist auch gut für Borderline, um die Mechanismen des Traumas zu verstehen.

Warst du in einer traumaspezifischen Therapie?

Liebe Grüße

Tut mir leid, dass du solche Erfahrungen machen musstest. Nach dem, was du hier erzählst, hört sich das Verhalten deiner Mutter schon echt schlecht an, aber man muss natürlich bedenken dass wir hier nur einen kleinen Einblick in dein Leben kriegen und es daher schwer wirklich angemessen beurteilen können - auf den ersten Blick würde ich sagen dass du auf deine Mutter keine Rücksicht nehmen solltest und es dir gut tun würde, da rauszukommen.

Wenn du gut Englisch kannst empfehle ich dir das Subreddit r/raisedbynarcissists/

Nach 4 1/2 Jahren sollte Deine Mutter, trotz aller Trauer, wieder ins Leben zurück gefunden haben.

Sich jetzt über Euren Vater auszukotzen, ist kein schöner Stil. Schließlich hat sie ja jahrelang mit ihm gelebt.

Du bist 18. Du kannst Deine Mutter nicht noch 40 Jahre lang als permanent verfügbarer Prellbock für ihre Launen und Psyche dienen.

Deine Mutter sollte fachliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Du wirst dies nicht leisten können. Für Dein Alter wäre diese Last auch unverantwortlich und rücksichtslos.

Vielleicht braucht Deine Mutter ja den Abstand um sich wieder selbst um sich zu kümmern die die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.

Ich würde das Angebot meiner Schwester annehmen. Das bedeutet ja nicht, den Kontakt zu Deiner Mutter abzubrechen.

Deine Mutter hatte zu deinem Vater logischerweise eine andere Beziehung als du. Sie hat ihn als Ehefrau erlebt, du als Tochter. Das ist ein Unterschied. Darüber zu diskutieren hat keinen Sinn, weil sich der jeweilige Blickwinkel nicht ändern wird.

Da deine Mutter wieder einen neuen Partner hat, ist sie nicht alleine. Sie braucht weder deine Hilfe noch deine Unterstützung, da sie weder alt noch krank ist. Also brauchst du auch kein schlechtes Gewissen zu haben.

Wenn du deiner Mutter klar und eindeutig sagst, dass du ausziehen möchtest, ist das kein Hintergehen. Es ist einfach der natürliche Lauf der Dinge, dass Kinder selbständig werden und aus dem Haus gehen. Ich habe das als sehr positiv empfunden - offensichtlich hatte ich bei der Erziehung nichts falsch gemacht.

Wenn du also - auch finanziell - die Möglichkeit hast auszuziehen - mach das. Es wird nicht besser, wenn du noch wartest. Deine Mutter scheint mit sich und ihren Lebensumständen nicht glücklich zu sein, sonst würde sie sich nicht so verhalten. Es ist aber nicht die Aufgabe der Kinder, daran etwas zu ändern. Das ist ganz allein die Sache deiner Mutter.