Wegen starker Schüchternheit zum Psychologen?
Hallo, ich habe ein (für mich) sehr großes Problem - ich bin so schüchtern. Damit stehe ich mir einfach selber immer im Weg- mein Abiturschnitt wird statt im 1, Bereich (wie es meine schriftlichen Noten sind) wohl eher im 2-3 Bereich liegen, da meine mündliche Beteiligung so schlecht ist. Ich habe kaum Freunde, da ich einfach Probleme habe, mich zu integrieren - sobald mich jemand anspricht werde ich super nervös und wirke dadurch sehr abweisend und leider auch teilweise etwas arrogant. Ich weiß auch nicht, wie das nach der Schule weiter gehen- im Berufsleben kommt man es als Mauerblümchen nicht sehr weit.
Ich habe das Gefühl, als definiere ich mich nur noch über meine Schüchternheit- alle würden mich als ruhig beschreiben, aber es ist so, als hätte ich sonst halt keine Charaktereigenschaften. Ich wüsste um ehrlich zu sein selbst nicht, wie ich mich selbst beschreiben würde- mir fehlt es einfach an Persönlichkeit.
Leider ist es in unserer Gesellschaft ja auch so, dass schüchtern/ introvertiert sein sofort als eher negativ angesehen wird, sodass einem konstant das Gefühl gegeben wird, als stimme etwas nicht mit einem. ("Rede doch mal mehr", "Warum sagst du denn nie was?")
Das ganze macht mich so fertig, ich fühle mich wie nicht-existent und weine oft deshalb, weil ich so frustriert über mich selbst bin und auch einfach nicht weiß, wie ich mich ändern soll. ich habe das Gefühl, als würde mein Leben quasi nur noch an mir vorbei laufen.
Kann bei sowas ein Gang zum Psychologen helfen? Ich habe das Gefühl, alleine werde ich damit nicht fertig und kann nie etwas ändern. Jedoch frage ich mich auch, was denn ein Psychologe bei sowas tun könnte- er kann mir ja nicht von einem tag auf den anderen Selbstbewusstsein verschaffen.
Liebe Grüße
4 Antworten
Ging mir früher sehr ähnlich. Beim Psychologen war ich deswegen nicht. Aber du kannst an dir selber arbeiten. Du wirst nicht am nächsten Tag Erfolge sehen, sowas dauert Jahre. Aber du kannst dich verändern, wenn du immer weiter an dir arbeitest und dich an kleinen Erfolgen motivierst.
1. Akzeptiere dich wie du bist, mit der Schüchternheit. Du hast es dir nicht ausgesucht und du bist deswegen weder besser noch schlechter als andere. Du mußt mit dir im Reinen sein und das kannst du nur, wenn du die Schüchternheit als Teil von dir annimmst.
2. Fördere deine anderen Charakterzüge außer der Schüchternheit. Wenn du kreativ bist, mach was entsprechendes. Wenn du feinfühlig bist, bring das entsprechend ein. Schüchternheit ist nur eine Eigenschaft von vielen, die du besitzt.
3. Widme dich den Dingen, die dir wirklich Spaß machen. Das ist bei schüchternen Menschen meist nichts, wo sie unter Menschen müssen oder im Mittelpunkt stehen. Spiel ein Instrument, male oder was auch immer dir liegt. Die Erfolge, die du dort hast, stärken dein Selbstvertrauen.
4. Bleibe offen für andere Menschen. Du mußt nicht möglichst viele Kontakte haben, dafür aber gute. Wenn du einen Menschen findest, mit dem du dich wohl fühlst, kannst du an deiner Kommunikationsfähigkeit arbeiten. Und es gibt viele Menschen, die gerne mit schüchternen Leuten umgehen. Ich persönlich hab da immer welche gefunden. Nicht jeder steht auf Alleinunterhalter und Dauerredner.
5. Es ist richtig, daß schüchterne/introvertierte Typen auf den ersten Blick nicht gerade das Plus haben im Job. Als z.B. Verkäufer am Telefon sind sie sicher auch ungeeignet. Dafür haben sie andere Eigenschaften, die in manchen Berufen sehr gefragt sind: Oft arbeiten sie sehr gründlich und gewissenhaft, sind zuverlässig und lernbereit. Und all das zählt auch. Auch hier gilt wieder: Reduziere dich niemals auf die Schüchternheit. Auch ich habe mittlerweile einen sehr guten Job, wo ich zwar nicht die beste im Small Talk bin, dafür aber mit meiner Sorgfalt und Genauigkeit beim Arbeiten punkten kann.
6. Stehe zu deiner Schüchternheit. Ich mache das seit Jahren so und fahre sehr gut damit. Wenn einer was sagt, warum ich z.B. in einer bestimmten Situation nicht gegrüßt habe oder den Kopf weggedreht habe, dann sage ich daß es mir leid tut und manchmal einfach die Schüchternheit durchkommt. Wenn ich in eine Situation komme, wo ich weiß, daß sie mir schwerfällt, sage ich auch schon mal direkt "ich bin gerade etwas nervös" oder "ich weiß gerade nicht, wie ich mich verhalten soll". Umso offener du bist, umso besser verstehen die Leute, denn manchmal wissen sie ja einfach nicht, woran sie sind.
Mit den Jahren wird das auch besser werden, die Schüchternheit wird vielleicht nie ganz verschwinden, aber sie wird auch nicht mehr so schlimm sein wie in jungen Jahren.
Also ich weiß nicht ob das als Krankheit bezeichnen kann. Wenn du es schaffst, probiere dich mal mit einem Schüler zu beschäftigen der eher offen ist. Das kann dir vielleicht helfen. Wenn du dich dann mit ihm zusammen setzt kann das vielleicht deine mündlichen Noten steigern.
LG FederMC
Das was du da beschreibst hört sich fast schon an wie ne Phobie. Allein wirst du das nicht in den Griff bekommen. Ein Psychologe kann da schon helfen
Ja, Bestimmt würde es auf eine sozial-Phobie Therapie hinauslaufen