Was zählt der Wärmezähler bei einer Fernwärmeheizung?
Hallo, wir (selbst genutztes Haus) wurden vor etwas über einem Jahr an eine Nahwärmeversorgung angeschlossen. Zuvor heizten wir mit Öl, durchschnittlicher Verbrauch 3500-4000 l/a bei molliger Wärme und vermietetem Obergeschoss. Seit wir die Nahwärme nutzen, läuft der Zähler sich wund, obwohl das OG leer steht. Bei voll aufgedrehten Heizkörpern erreichen wir bei Außentemperaturen um den Gefrierpunkt eine Raumtemperatur von max 19 Grad. Der Verbrauch liegt bei 40.000 kWh/a, die Temperatur des Vorlaufs von außen beträgt kaum mehr als 45 Grad. Den Verbrauch berechnet der Wärmezähler doch meines Wissens aus Differenz zwischen Vor- und Rücklauftemperatur sowie der Durchflussmenge, richtig? Also Zahle ich im Grunde bei 45 Vor- und 40 Rücklauf (worüber meine Heizung eben nur schmunzelt) das Gleiche wie bei z. B. 75-70, oder? Ist das ein Denkfehler? Ich freue mich schon über Aufklärung - Danke :-)
4 Antworten
Es kommt zunächst darauf an, auf welche Temperaturen die Heizkörper ausgelegt sind.
Die Auslegungsparameter stellt man dann am Heizungsregler mit einer sogenannten Fahrkurve ein.
Das Top der Fahrkuve wird erreicht, wenn die Außentemperatur den Wert erreicht, der am Ort einer durchschnittlichen Wintertemperatur entspricht.
Oft ist das so um die - 15 °C, im Gebirge kann dass auch noch tiefer sein.
Es ist richtig, der Wärmzähler rechnet:
Wasservolumen x (Vorlauf-Rücklauf) x spez. Wärmekapazität x Dichte
Es ist also egal, ob die heizung mit 45/40 oder 75/70 °C betrieben wird.
Allerdings sind solche kleinen Spreizungen eine unökonomische Fahrweise.
Man sollte stets eine möglichst hohe Speizung anstreben.
Setze also in der Fahrkurve auf die Sollwerte auf die des Heizungssystems und drossele die Pumpen so, dass sich eine höhere Spreizung um die 20 °K ergibt.
Wenn kein Luft im System ist und auch der Vordruck des Ausdehnungsgefäßes stimmt, die Heizkörper die Heizleistung erbringen können, bei Vorhandensein mehrer Heizstränge diese sich nicht untereinander hydraulisch abschneiden, sollte es klappen.
Günter
Guten Morgen,
wie Du schon richtig erkannt hast, besteht der Wärmemengenzähler aus zwei Temperaturfühlern (Vor- und Rücklauf) und einem Volumenmessteil. Die abgerechnete Wärmemenge bei gleichem Volumen und gleichem Temperaturunterschied ist also gleich - egal ob da 75/70°C oder 45/40°C vorhanden sind.
Natürlich müsste es einen Fernwärmeliefervertrag geben. Und im Rahmen dieses Vertrages muss auch die Leistung des Fernwärmeversorgers in Bezug auf die zu liefernde Vorlauftemperatur angegeben werden. Denn natürlich kann man ein Haus, dessen Heizkörper z. B. auf eine Vorlauftemperatur von 70°C ausgelegt sind, nicht mit 45° warmen Vorlauf betreiben.
Eine wichtige Fragestellung ist außerdem: Wie erwärmt Ihr euer Trinkwarmwasser zum Duschen etc.? Denn eine Heizwasser-Vorlauftemperatur von 45°C wäre bei traditioneller Warmwasserbereitstellung gemäß Trinkwasserhygieneverordnung nicht zulässig. Ganz davon abgesehen, dass die Trinkwassertemperatur bei 45°C Heizwassertemperatur nur knapp über 40°C liegen würde.
Ich kann mir jetzt ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass dieses Projekt von einem erfahrenen Fernwärmeversorger realisiert wurde. Das klingt eher nach einem "Ich mach das mal"-Projekt.
Ja, so wäre das physikalisch korrekt.
Bei einer Vorlauftemperatur von 75 °C würde natürlich mehr Wärme abgegeben werden, sodass die Temperatur stärker sinken würde.
Zu deinem Problem: Grob überschlagen nutzt ihr z.Zt. quasi genauso viel Wärme wie davor auch, obwohl ihr wohl weniger heizt. Das z.B. daran liegen, dass ihr nur den Durchschnitt während der Heizperiode berechnet, aber vergesst, dass das halbe Jahr kaum geheizt wird.
Eure Heizungen sind wohl nur für eine hohe Vorlauftemperatur dimensioniert. Kann man diese nicht einstellen?
"Also Zahle ich im Grunde bei 45 Vor- und 40 Rücklauf ... das Gleiche wie bei z. B. 75-70, oder? "
Das ist korrekt, bei gleichem Massenstrom - logo.
Aber zunächst, wie (womit) bereitet Ihr denn Euer Warmwasser zum Baden und Duschen?
Gruß Dietmar Bakel