Was waren Eure schlimmsten Schicksalsschläge?

14 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Mir ist im Prinzip das Gleiche passiert. Als ich 18 war starb meine Mutter von heute auf morgen an einer Bauchspeicheldrüsenentzündung. Davor hatte sie monatelang Bauchschmerzen, kein Arzt hat es erkannt. Man hätte ihr also helfen können, aber ist halt nicht passiert. 1 Jahr später starb mein Vater an einer Lungenentzündung. Antibiotika haben halt nicht gewirkt. Insgesamt hatten wir in 7 Jahren 10 Todesfälle in der Familie, alle an Krankheiten (Schlaganfall, Herzinfarkt, Gehorntumor, Magenkrebs, Grippe)

Danach hab ich Depressionen bekommen und ne Angststörung. War deshalb einige Jahre in Therapie, heute geht’s mir meistens gut.

Bei mir stimmt der Spruch “die Zeit heilt alle Wunden”

Das mit meiner Mum ist 15 Jahre her. Etwa nach 10 Jahren war das Thema verarbeitet. Man sagt um einen Verlust zu verarbeiten braucht man etwa die Hälfte der Zeit, die man die Person gekannt hat.

Deine Mum wird dir immer fehlen. Aber mit der Zeit lernt man damit zu leben und irgendwann ist man daran gewohnt, dass manche Menschen nicht mehr da sind.
Der Tod gehört leider zum Leben dazu. Eine Traumatherapie ist sicher kein Fehler, hab ich auch gemacht.

Es kommen auch wieder bessere Zeiten.

Alles Gute 🍀

Als eine ehemalige Kommilitonin (in die ich verknallt war, aber es ihr nie gebeichtet habe), sich umgebracht hat. Sie wirkte absolut lebensfroh, war ständig auf Reisen an die schönsten Orte, etc. hatte viele Freunde. Ich weiß bis heute nicht, warum sie sich umgebracht hat und werde es auch nie erfahren. Das ist das Schlimmste.

Ich denke seit inzwischen ca. 8 Jahren so gut wie täglich an sie.

Norge77 
Fragesteller
 13.09.2021, 21:16

Auch das kenne ich. Mein ehemaliger Arbeitskollege hat sich wegen dem Tod seiner Mutter sich das Leben genommen. Dabei, war ( abgesehen von seinen psychischen Erkrankungen ) lebenslustig. War ein wohlhabender Mensch. Hat sogar eine weitere ehemalige Arbeitskollegin von mir immer aufgemuntert, die an Depressionen leidet. Jahre später, kam dann der Tod seiner Mutter und dann hat sich das Blatt plötzlich gewendet. Deswegen, muß ich immer häufiger an denken, da ich auch schon mehrmals an Suizid gedacht habe.

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Schlaganfall meines Vaters, Brustkrebserkrankung meiner Mutter, Suizidversuch meiner Mutter, Lungenembolie und Beinamputation meiner Mutter, plötzlicher Tod nach Krankheit.

Die Ärzte haben mir nicht gesagt, dass sie die Behandlung abbrechen und haben, in meinem Beisein, die Maske abgezogen, sodass sie erstickt ist. Ich war absolut unvorbereitet und habe sie sterben sehen. Ich war 23, mitten in der Ausbildung.

Bin mit chronifizierten Depressionen und multiplen Traumata mit PTSD diagnostiziert. Bin seit drei Jahren in Traumatherapie. Ist meine zweite.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Intensive Beschäftigung mit der menschlichen Psyche
GamGamSi  13.09.2021, 13:22

Das klingt ja unglaublich.

Weißt du, ob das ein übliches Vorgehen seitens Krankenhäusern ist oder war da in deiner Situation ein geistiger Totalausfall aller Anwesenden (nicht du) angesagt?

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Noeru  13.09.2021, 13:25
@GamGamSi

Ich weiß es nicht. Sie war das erste Mal in diesem Krankenhaus, weil das, in das sie eigentlich kommen sollte, keine Kapazitäten hatte.

Nach dem Vorfall war ich wie gelähmt und ich hab mich ins Lernen gestürzt, weil ich den entfliehen wollte. Erst einige Zeit nach der Ausbildung konnte ich mich damit befassen, bzw. ich bin eines Tages aufgewacht mit dem Gedanken "ich kann das so nicht stehen lassen", und als ich endlich einen Anwalt hatte, der mir nicht weismachen wollte, dass das "normal" sei, war es verjährt.

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Norge77 
Fragesteller
 13.09.2021, 15:42

Als ich Deine Geschicht gelesen habe, sind mir echt die Tränen gekommen. Da es sich um einen âhnlichen Schicksalsschlag handelt. Meine Mutter hat auch einen langen Leidensweg hinter sich. Das Drama fing schon im Jahr 2015 an, in dem Sie schon wegen Verdacht eines Herzinfarkt ins Krankenhaus kam, der sich jedoch nicht bestätigte. Dann vier Monate später, bekam meine Mutter ihren ersten Schlaganfall und lag vier Wochen im Krankenhaus, mit anschließender Rehabilitation, die nochmals fünf Wochen dauert. Sie war links halbseitig gelähmt. Durch einige Pysiotherapien, könnte meine Mutter sich wieder einigermaßen bewegen. Doch vier Jahre später im Jahr 2019 bekam meine Mutter, Ihren zweiten Schlaganfall mit Hirnblutung und kam erneut ins Krankenhaus. Sie wurde am Kopf operiert, da. Die ist ja gut verlaufen. Doch dann kam die Sepsis und ihre beiden Arme und Beine wurden schwarz. Alles hätte amputiert werden müssen. Doch die Ärzte sagen trotzdem keine Chance mehr, Ihr Leben noch zu retten und haben deshalb, auf Amputation nicht zugestimmt. Eine Woche spâter verstarb sie dann. Ihr früher Tod, hat mir den Boden unter den Füßen wegezogen. Wenn es wegen mein Vater nicht gewesen wäre, hätte Suizid begangen. Nun nehme ich auf unbestimmte Zeit Psychologische Hilfe in Anspruch.

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Pharmaengel  13.09.2021, 18:47

Bei meinem Dad war das ähnlich. Nennt sich halt passive Sterbehilfe. Er hatte eine Lungenentzündung und ihm wurde so viel Morphin gegeben, bis er einen Atemstillstand hatte. Man macht das eigentlich zum wohlwollen des Patienten der sehr leidet. Ich war aber auch nicht drauf vorbereitet. Mir wurde erst später gesagt was da passiert ist.

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Hallo Norge77,

mein Beileid, bei mir ist es meine Oma die krebs hat und 72 ist meine Mama muss darunter sehr leiden. Ich finde es auch nicht besonders schön und mein Opa auch nicht sie wiegt nur noch 30 kg und wird wahrscheinlich bald sterben!

liebe Grüße

Maryslive

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Norge77 
Fragesteller
 13.09.2021, 22:09

Hallo Maryslive,

gerne bedanke ich mich für Deine Anteilnahme. Als meine Oma gestorben ist, war meine Mutter auch sehr unglücklich darüber. Tja, nun bin ich es leider. Das mit Deinen Opa tut mir wirklich sehr leid. Auch da möchte ich Dir die Kraft, die Du brauchst wünschen, um Dein Leben weiterhin gestalten zu können.

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Ich würde sagen das Erkranken an einer bipolaren Störung war für mich schon so etwas wie ein Schicksalsschlag, der absolut alles, mein ganzes Leben veränderte. Im Guten wie im Schlechten.

Speziell nach einer Manie stand ich häufig vor einem gigantischen Scherbenhaufen und die Welt brach jedes Mal aufs Neue immer wieder für mich zusammen, weil die Nachbeben meiner Manien jedes Mal gravierende Langzeitfolgen nach sich zogen : zerstörte Beziehungen und Freundschaften, das Verhältnis zu meiner Familie wurde schwer belastet , juristische Schwierigkeiten, Drogenprobleme , finanzielle Katastrophen und Schulden, ich musste mein Studium abbrechen, etc.pp.

Einige Krankenhausaufenthalte, ein paar Zwangseinweisungen und -behandlungen waren über die Jahre auch dabei.

Heute habe ich das zwar insgesamt gut unter Kontrolle , hauptsächlich weil ich und meine Psychiaterin nach knapp 15 Monaten endlich die perfekte Medikation für mich gefunden haben, aber noch immer ist die Erkrankung ein prägender Bestandteil meines Lebens. Ich habe zwar seit circa einem Jahr keinerlei manische oder depressive Episoden mehr gehabt, aber in vielen Lebensbereichen schränkt mich die bipolare Störung nach wie vor ein.

Allerdings habe ich mit der Zeit auch ein Bewusstsein für die durchaus existierenden positiven Aspekte der Krankheit entwickelt und gelernt diese zu nutzen. Von der Kreativität, mit der bipolare Störungen häufig assoziiert werden, profitiere ich zum Beispiel heute beruflich enorm.

Ein weiteres einschneidendes Ereignis in meinem Leben war wohl auch die Diagnose "chronisches Schmerzsyndrom" , bzw. Der damit verbundene Ausblick auf ein Leben mit permanenten Schmerzen , womöglich für den Rest meines Lebens.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Medizinethnologische Forschungserfahrung
Norge77 
Fragesteller
 14.09.2021, 20:47

Das ist wirklich eine sehr bewegende Geschichte. Da hast Du wirklich alles von A - Z erlebt. Trotzdem, möchte ich auch Dir die Kraft, die Du benötigst wünschen, um Dein Leben weitergestellten zu können.

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